Das Geheimnis der Highlands
Hawk, es sei denn, außer Lady Althea tun es noch ungefähr hundert andere Menschen. Denn so viele sahen sie praktisch aus dem Nichts auftauchen. Ich sprach mit Dutzenden, und alle erzählten mir mehr oder weniger die gleiche Geschichte. Der Clan saß zusammen bei einem Bankett, als plötzlich ein Mädchen – Adrienne – auf dem Schoß des Burgherrn erschien, praktisch aus dem Nichts heraus. Einige der Dienstmädchen nannten sie eine Hexe, doch das wurde schleunigst unterbunden. Es scheint, als habe der Gutsherrsie für ein Geschenk der Götter gehalten. Lady Comyn sagte, sie habe etwas aus der Hand der seltsam gekleideten Frau fallen sehen und konnte sich trotz ihrer Panik durchringen, es aufzuheben. Es war die schwarze Dame, die sie mir bei der Hochzeit gegeben hatte und die ich dir gab, als wir zurückkehrten.«
»Ich habe mich schon gefragt, warum sie mir die Figur geschickt hat.« Hawk rieb sich nachdenklich das Kinn.
»Lady Comyn sagt, daß sie glaubte, sie könne später einmal von Wichtigkeit sein. Sie sagt, daß sie denkt, die Schachfigur sei verhext.«
»Wenn dem so ist, könnte sie damit durch die Zeit –«, er brach ab, unfähig, den Gedanken zu Ende zu denken. Er hatte in seinem Leben viele Wunder gesehen und gehörte nicht zu denen, die die Möglichkeit von Magie einfach abtaten – welcher gute Schotte, der im Glauben an Zwerge aufgewachsen war, könnte das schon? »Aber dennoch …«
»Wie ist sie durch die Zeit gereist?« griff Grimm seinen Gedanken auf.
Die beiden Männer blickten sich an.
Hawk schüttelte den Kopf. »Glaubst du, daß …«
»Glaubst du?«
Sie sahen sich an. Sie blickten ins Feuer.
»Nein«, sagten sie gleichzeitig voller Hohn und studierten aufmerksam die Flammen.
»Trotz allem ist sie schon ziemlich außergewöhnlich, oder?« sagte Grimm schließlich. »Ich meine, sie ist unnatürlich strahlend. Schön. Und geistreich, aah, die Geschichten, die sie mir auf dem Weg von Burg Comyn hierher erzählt hat. Sie ist stark für eine Frau. Und sie hat merkwürdige Ausdrucksweisen. Manchmal – ich weiß nicht, ob du es bemerkt hast – scheint sich ihr Akzent zu verändern.«
Hawk schnaubte vernehmlich. Er hatte es bemerkt. IhrAkzent war tatsächlich verschwunden gewesen, als sie vergiftet daniederlag, und sie hatte mit einem seltsam fremden Akzent gesprochen, den er niemals zuvor gehört hatte.
Grimm fuhr fort, fast sprach er zu sich selbst: »Eine solche Frau könnte einen Mann –«, er brach ab und sah den Hawk durchdringend an. Er räusperte sich. »Lady Comyn weiß, wer ihre Tochter war, Hawk. War , ist hier das entscheidende Wort. Einige der Dienstmädchen bestätigen Lydias Geschichte, daß die wahre Janet tot ist. Es geht das Gerücht, sie sei durch die Hand ihres Vaters gestorben. Er mußte irgendwen mit dir verheiraten. Lady Comyn sagt, daß ihrem Clan niemals ein Wort von der Wahrheit über die Lippen kommen wird.«
»Das glaube ich gern«, schnaubte Hawk. »Wenn irgend etwas davon wahr ist, und ich sage nicht, daß es so ist, weiß der Comyn, daß James uns beide dafür vernichten würde.« Der Hawk erwog diesen Gedanken einen bitteren Augenblick lang und verwarf ihn dann als unnötige Sorge. Der Comyn würde Stein und Bein schwören, daß Adrienne Janet sei, und ebenso jeder Mann vom Clan der Douglas, sollte irgend etwas von diesem Gerücht bis zum König nach Edinburgh vordringen, denn die Existenz beider Clans hing davon ab. Zumindest in diesem Punkt konnte der Hawk sich auf die Loyalität des selbstsüchtigen Comyn verlassen.
»Was hatte der Burgherr selbst zu sagen, Grimm?«
»Nicht ein Wort. Er wollte weder bestätigen noch leugnen, daß sie seine Tochter ist. Aber ich habe mit Comyns Priester gesprochen, der mir die gleiche Geschichte wie Lady Comyn erzählt hat. Übrigens entzündete er gerade die dicken, weißen Gebetskerzen für die Seele der verstorbenen Janet«, fügte er grimmig hinzu. »Sollte es also doch Selbsttäuschungen auf Burg Comyn geben, so gibt es sie zuhauf, und sie stimmen in allen Einzelheiten überein, mein Freund.«Der Hawk begab sich unverzüglich an seinen Schreibtisch. Er öffnete ein geschnitztes Holzkästchen und entnahm die Schachfigur. Er drehte sie zwischen den Fingern und betrachtete sie aufmerksam.
Als er seine Augen wieder hob, waren sie schwärzer als die Nacht, tiefer als ein See, und genauso unergründlich.
»Lady Comyn glaubt, dies hat sie hierhergebracht?«
Grimm nickte.
»Dann könnte diese Figur sie
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