Das Geheimnis der Highlands
darstellen mußte. Unheil über Unheil war seit ihrer Ankunft über sie hereingebrochen.
Das war der Grund, weshalb sie in die Speisekammer gegangen war und eine ansehnliche Menge dieserglänzenden, schwarzen Bohnen geholt hatte, nach der es ihrer Schwiegertochter so sehr gelüstete. Das mindeste, das sie tun konnte, war, für Adrienne an diesem Morgen eine Tasse Kaffee zu besorgen, bevor sie ihr mitteilen mußte, daß der Hawk im Morgengrauen nach Uster abgereist war. Oder schlimmer noch, die Nachricht, die Tavis vor einer knappen Stunde erfahren hatte: daß Esmeralda versucht hatte, Adrienne zu töten, und nun selbst tot war.
So war es dazu gekommen … daß sie in einen Topf voller glänzender schwarzer Bohnen starrte, die in dem kochenden Wasser so gut wie nichts taten.
»Vielleicht sollten wir die Bohnen zerstoßen, Lydia«, sagte Tavis und neigte sich zu ihr. So nah, daß seine Lippen nur wenige Zentimeter von ihren entfernt waren, als er fragte: »Was meint Ihr?«
Lydia strahlte. »Tavis, ich denke, du könntest des Rätsels Lösung gefunden haben. Hol den Mörser und Stößel und laß uns loslegen. Heute morgen möchte ich es ihr wirklich gern ermöglichen, den Tag mit Kaffee zu beginnen.« Sie wird ihn brauchen.
* * *
»Die Sache läuft aus dem Ruder, Narr. Eine Sterbliche ist tot«, fauchte König Finnbheara.
»Getötet durch die Hand ihrer eigenen Rasse. Nicht durch meine«, stellte Adam klar.
»Aber wenn du nicht dagewesen wärst, wäre es nicht dazu gekommen. Du bist gefährlich nahe dran, alles zu zerstören. Sollte der Pakt je gebrochen werden, dann nur, weil meine Königin sich dazu entschließt, und nicht durch deine Schwachsinnstaten.«
»Auch Ihr hattet Euren Anteil an diesem Plan, meinGebieter«, erinnerte Adam. »Darüber hinaus habe ich keinem Sterblichen etwas zuleide getan. Ich habe den Zigeunern nur erklärt, daß ich erbost sei. Sie waren es, die gehandelt haben.«
»Du bist sehr geschickt in Haarspaltereien, aber du bist kurz davor, den Frieden zu zerstören, den wir zwei Jahrtausende lang gewahrt haben. Das gehörte nicht zu dem Spiel. Die Frau muß in ihre Zeit zurück.« König Finnbheara entließ ihn mit einer Handbewegung.
* * *
Adrienne ging im Garten spazieren und dachte über die Vorzüge des sechzehnten Jahrhunderts nach, über die ruhige Gelassenheit unverfälschter Natur, als es passierte. Es überkam sie ein fürchterliches Gefühl des Fallens, als ob sich ein riesiger Strudel aufgetan hätte und ein unbarmherziger Whirlpool sie einsog. Als ihr bewußt wurde, daß sie das Gefühl bereits kannte, öffnete Adrienne den Mund und wollte schreien, aber es kam kein Ton aus ihr heraus. Genauso hatte sie sich gefühlt, kurz bevor sie sich auf Comyns Schoß wiedergefunden hatte; als ob ihr Körper in die Länge gezogen und mit unvorstellbarer Geschwindigkeit durch eine gähnende Schwärze gerissen wurde. In ihrem Kopf entstand ein marternder Druck, sie umfaßte ihn mit beiden Händen und betete inbrünstig: Oh, lieber Gott, nicht noch einmal, bitte nicht noch einmal!
Das Gefühl, in die Länge gezogen zu werden, verstärkte sich; das Pochen in ihren Schläfen wurde zu einem rasenden Schmerz, und gerade als sie davon überzeugt war, auseinandergerissen zu werden, hörte es auf.
Eine Zeitlang konnten ihre Augen nur Schemen erkennen; graue Schatten, verschwommene Formen von Mobiliarwaberten in wellenförmigen Bewegungen. Dann wurde die Welt klar, und sie schnappte nach Luft.
Erschrocken starrte Adrienne auf die flatternden Vorhänge ihres eigenen Schlafzimmers.
Sie schüttelte den Kopf, um klar zu werden, und stöhnte über die Schmerzwellen, die eine solch kleine Bewegung auslöste.
»Schlafzimmer?« murmelte sie sprachlos. Adrienne sah sich völlig entgeistert um. Da war Moonshadow. Sie saß in ihrer üblichen Haltung elegant auf dem überladenen Bett, die kleinen Pfötchen zierlich über das hölzerne Fußteil gelegt, und starrte sie mit genauso erschrockenem Katzengesicht an. Ihre limonengoldenen Augen waren kugelrund vor Staunen.
»Prinzessin!«
Adrienne griff nach ihr.
Adam machte schnell eine rückholende Geste mit der Hand und blickte seinen König durchdringend an. »Sie bleibt.«
König Finnbheara schnippte ebenso schnell mit den Fingern. »Und ich sage, sie geht!«
Adrienne blinzelte und schüttelte den Kopf, heftig. War sie zurück in den Gärten von Dalkeith? Nein, sie war wieder in ihrem Schlafzimmer.
Dieses Mal, entschlossen, sich Moonie zu
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