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Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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wieder gegen die geschlossene Tür.
    Nun, da das Wetter sich beruhigt hatte, konnte er wieder klar denken. Seine rechte Hand griff nach dem Medaillon, das er um den Hals trug. Seine Linke tastete nach der Waffe. Schussbereit lag sie in greifbarer Nähe. Er konnte es kaum noch erwarten, sie zum Einsatz zu bringen. Und dann wäre er endlich wieder frei.

32
    W emke wanderte unglücklich in ihrem Zimmer auf und ab. Sie brannte darauf, mit Konrad zu sprechen, und ab. Sie brannte darauf, mit Konrad zu sprechen, doch er ließ sie nicht zu sich. Die Verzweiflung schien sein Herz erreicht zu haben und drohte ihn zu lähmen. Wie anders ließ es sich erklären, dass Konrad weder sie noch Freya mehr sehen wollte? Er aß kaum noch und ließ sich immer wieder nur Wein bringen. Was um alles in der Welt mochte diesen Zusammenbruch herbeigeführt haben?
    Wemke seufzte verzweifelt auf. Könnte sie doch einfach Freya bei der Hand nehmen und gemeinsam mit Jeels davonlaufen. Sie würde es tun. Bis ans Ende der Welt würde sie mit ihm gehen. Doch es ließ sich nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren. Sie war gekettet an Konrad, und erst, wenn er sie freigab, würde sie glücklich werden können. Doch gerade das war nun in unerreichbare Ferne gerückt. Tränen rannen ihr über die Wangen.
    Statt Ruhe zu finden, war sie von Alpträumen gequält worden. Nachdem der Sturm gewütet und sie fast zu Tode geängstigt hatte, war es auf der Insel in der Nacht ruhiger geworden. Nicht aber in ihren Träumen. Wemke schauderte, wenn sie daran dachte. Sie, ganz alleine, mit einem kleinen Boot auf hoher See, und das bei schlimmem Wetter. Der Sturm wirbelte sie wie Däumling in der Walnussschale über das Wasser. Ihr Herz hatte wie rasend geschlagen, als sie mitten in der Nacht schweißgebadet aufgeschreckt war.

    Und jetzt, am Morgen, fühlte sie sich immer noch wie auf einem Schiff, das haltlos auf den Abgrund zutrieb. Es gelang ihr nicht, die Richtung zu ändern, das Ruder herumzureißen. So sehr sie es sich auch wünschte.
    Ein Klopfen an der Tür ließ Wemke zusammenzucken. Gerlind steckte den Kopf ins Zimmer.
    »Dr. van Voss ist da, um nach Ihrem Mann zu sehen.«
    Wemke stieg das Blut in die Wangen. Sie bemühte sich um einen ruhigen Tonfall. »Bring ihn erst mal zu mir.«
    »Bin schon da.« Jeels schob die Tür weiter auf und trat ein.
    Das Mädchen verschwand mit einem Knicks und schloss die Tür hinter sich. Trotz der allgegenwärtigen Sorgen stieg bei Jeels’ Anblick eine unbändige Freude in Wemke auf, und ihr Herz flog ihm zu.
    Jeels schien es zu bemerken, und er lächelte. »Ich habe lange überlegt, ob ein Besuch angebracht ist. Aber nun, da es Konrad offenbar so schlechtgeht …«
    In seinen Augen stand die Frage, ob Wemke mit Konrad gesprochen hatte. Ob dies der Grund für die Verschlechterung seines Zustands sei. Kaum merklich schüttelte Wemke den Kopf.
    »Jeels, ich weiß nicht, was er hat. Außer Hubert lässt er niemanden zu sich. Selbst Freya, die weinend vor seiner Tür stand, hat er zurückgewiesen.« Sie knetete nervös die Hände. »Heute Morgen habe ich überlegt, gewaltsam den Raum zu betreten. Doch seine Stimme klang so kalt und hart, dass ich es nicht gewagt habe. Es kommt mir vor, als ob ihn etwas vergiftet hätte. Das ist nicht mehr der Konrad, den ich kenne. Er verdammt alles und jeden, sein ganzes Leben, und wünscht sich nichts sehnlicher als den Tod.«
    Jeels schüttelte verständnislos den Kopf. Doch dann, urplötzlich, war es, als ob ein Blitzschlag ihn träfe.
    »Wiltert«, sagte er leise. Dann wurde seine Stimme aufgeregt.
»Wemke, er hat Wiltert verarztet und mit ihm gesprochen. Es ist das Gift dieses verdammten Lügners, das ihn um den Verstand bringt.«
    Jegliche Farbe wich aus Wemkes Gesicht. »Du meinst, er hat Anschuldigungen gegen uns erhoben? Uns Dinge unterstellt …«
    Jeels nickte hektisch. »Wir müssen ihm die Wahrheit sagen. Er wird damit besser umgehen können als mit den Lügen, die Wiltert ihm eingeflößt hat.« Jeels’ Stimme brach und verriet dadurch, dass er nicht so gefestigt war, wie es den Anschein erweckte.
    Wemkes Hände zitterten. Sie hielt die Falten ihres Kleides fest und hob den Kopf. »Wie könnte er es verstehen? Was soll ich ihm nur sagen? Wie soll ich ihm begreiflich machen, dass er, der beste Freund, den ich im Leben je hatte, von mir verlassen wird. Dass ich ihm das Kind, an dem er unendlich hängt, nehmen werde? Konrad liebt mich. Wie soll er verschmerzen, dass meine Liebe einem

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