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Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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der Riese ihn an. »Wenn der Köter nicht wäre, dann würde ich dich Winzling aus den Schuhen fegen.«
    »Aber Benno hört nun einmal auf mein Kommando«, sagte Jeels ruhig. »Und das nächste Mal hat er sicher nicht nur Stoff im Maul. Außerdem wird mein Hund dich nicht aus dem Zimmer lassen, bis du mir erzählst, wer du bist und was du hier zu suchen hast. Und beeil dich, es wartet noch Arbeit auf mich.«
    »Wenn’s denn sein muss«, murrte der Fremde. »Ich heiße Krischan. Arbeit hab ich nicht, und ein Dach über dem Kopf
braucht halt jeder. Das Haus hier stand leer, so lange ich denken kann. Also bin ich rein.«
    »Und weiter?« Jeels tippte ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden.
    Krishan zuckte mit den Schultern. »Na ja, wenn dir diese Hütte wirklich gehört, dann muss ich mir wohl was anderes suchen.«
    Er wollte schon gehen, doch Jeels zog ihn an der Jacke zurück. Dunkle Augen funkelten ihn böse an. »Ich kann dir nichts bezahlen, wenn es das ist, was du willst. Niemand gibt mir Arbeit, also habe ich auch kein Geld.«
    »Nicht so schnell«, sagte Jeels. »Du suchst Arbeit?«
    »Ich habe gesagt, es gibt mir keiner Arbeit!«
    »Warum nicht?« Jeels zog die Augenbrauen zusammen.
    Krischan begann seine Decke zusammenzulegen. »Du bist nicht von der Insel, sonst wüsstest du das.«
    »Dann erklär es mir!«
    Unbehaglich zog Krischan die Schultern hoch. »Nun … Ich bin halt zu nichts nütze. Was man mir aufträgt, das führe ich nicht zufriedenstellend aus. Ich bin außerdem faul. Auf der Insel traut mir keiner über den Weg. Hier bin ich bekannt wie ein bunter Hund - der Strandstreicher Krischan eben.« Seine Stimme war immer lauter geworden. »Bist du jetzt zufrieden?«, zischte er abschließend.
    Jeels musste ein Schmunzeln unterdrücken. »Na, du malst aber wirklich kein gutes Bild von dir. Warum traut dir denn keiner?«
    »Muss ich hier jetzt die Beichte ablegen, oder was?«, empörte sich Krischan. Als Benno zu knurren begann, gab er klein bei. »Wenn du es genau wissen willst: Ich stehle, ich lüge, ich verschlafe meine Zeit, und wenn ich mal pünktlich bin und arbeite, dann versaufe ich das bisschen Geld danach im Ankerplatz .«

    »Wann hast du es denn zum letzten Mal so richtig versucht? Mit arbeiten, meine ich?«
    Mit schmutzigen Fingern kratzte Krischan sich das Brusthaar. »Kann sein, dass es schon zehn Jahre her ist. Damals hat mich dieses Teufelsweib, die Geheime Hofrätin Bartling«, er verdrehte die Augen, »oder besser gesagt die Gemeine Hofrätin dabei erwischt, wie ich am Strand schlief, während ein Badegast darauf wartete, dass ich die Kutsche wieder aus dem Wasser zog. Bin einfach eingeschlafen. Kann einem ja passieren in der Mittagssonne, nicht wahr? Die Kleider des Badegastes hatte ich vorsichtshalber mit an Land genommen. Na ja, der Herr musste dann über zwei Stunden warten, bis er wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Das hat die Hofrätin mir übelgenommen«, sagte er schulterzuckend. »Und danach mochte keiner mich mehr beschäftigen. Weißt du, wen die Frau Bartling ausgesondert hat, der ist bei allen unten durch. Seitdem ist mir alles misslungen. Zuletzt haben die Insulaner mir sogar einen Diebstahl in die Schuhe geschoben. Aber ich war’s nicht, das schwöre ich.« Er sah Jeels fest in die Augen, bevor er trotzig hinzufügte: »Das ist alles. Kann ich jetzt vielleicht gehen?«
    Jeels überlegte kurz. »Ich will es mit dir versuchen«, sagte er schließlich. »Viel Lohn kann ich dir nicht zahlen. Butzen zum Schlafen sind genug da, und fürs Essen will ich wohl sorgen. Zu stehlen gibt’s bei mir nichts und wenn du mich anlügst, merk ich das sofort. Die Arbeit verschlafen wirst du nicht, dafür sorge ich.«
    Als ob es beschlossene Sache sei, wandte sich Jeels seelenruhig seinen Koffern zu.
    »Aber du kannst doch nicht einfach einem wie mir Arbeit geben«, stammelte Krischan verwirrt. »Da bist du gleich unten durch bei all den anderen Insulanern. Die kennen mich.« Er schüttelte den Kopf. »Ich bring nur Unglück. Das kann nicht gutgehen!«

    »Na, das lass nur meine Sorge sein«, antwortete Jeels gelassen. »Und was die anderen denken, daraus habe ich mir noch nie etwas gemacht.«
    Krischan biss sich auf die Lippe. Dann ballte er die Hände zu Fäusten. »Wenn du mich hochnehmen willst …«
    »Willst du nun Arbeit von mir oder nicht?«, schnitt Jeels ihm das Wort ab.
    Krischan ließ sich ganz langsam auf die Bank beim Ofen sinken. Unschlüssig starrte er vor sich

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