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Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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hin, doch dann überzog ein Lächeln sein Gesicht. Er warf den Kopf in den Nacken.
    »Warum eigentlich nicht? Ich tu’s!«
    »Das freut mich aber!« Jeels’ grüne Augen blitzten. Als er seinem zukünftigen Angestellten die Hand entgegenstreckte, sprang Krischan auf. Jeels reichte ihm nicht einmal bis zur Schulter. »Auf gute Zusammenarbeit, Krischan. Ich heiße Jeels. Und das ist Benno.« Er nickte zu dem Rüden hin, der das Knurren eingestellt hatte.
    Mit festem Griff umfasste der Riese Jeels’ Rechte. »Was meinst du, wird er mich auch mögen?«
    »Wer gut zu mir ist, gegen den hat Benno nichts. Und jetzt packe ich aus. Vielleicht hilfst du mir dabei?«
     
    Keine Stunde später fühlte sich Krischan wie ein neuer Mensch. Stolz schaute er um sich und durchschritt aufrecht die Räume der kleinen Kate. Er durfte hier zu Hause sein, und das machte ihn froh. Sogar eine eigene Butze hatte er! Mit glänzenden Augen schob er den Vorhang zur Seite, nahm die Strohmatratze heraus und begann diese draußen abzustauben. Niemand würde ihn vertreiben. Was für ein Gefühl! Und all dies verdankte er dem kleinen rothaarigen Fremden. Es musste ein ungeheurer Mut in diesem Mann wohnen, dass er es wagte, ihn bei sich aufzunehmen. Krischan schämte sich dafür, ihn angegriffen zu haben, und nahm sich vor, dem bewundernswerten
kleinen Mann gute Dienste zu leisten und hart zu arbeiten. Die Entscheidung würde ihm nicht leidtun müssen. Und sollte nur einer der Insulaner es wagen, die Hand gegen Jeels zu erheben, dann würde er, Krischan, seine Faust dagegenstellen. Und Benno seine Zähne - das wusste er ja nun.
     
    Jeels war indessen damit beschäftigt, die Fenster zu inspizieren. »Bis auf eines sind alle noch in Ordnung«, rief er Krischan zu. »Ich bin dafür, dass du morgen als Erstes ins Dorf gehst und Nägel, Hammer, Schmalz und Brot besorgst. Kennst dich ja aus da.«
    »Ich soll was kaufen und bar bezahlen?«
    »Ja, schenken werden sie dir wohl weder Werkzeug noch Brot«, erwiderte Jeels grinsend.
    Krischan nestelte an seinem Hemd. »Die werden sich fragen, woher ich das Geld hab.«
    »Dann sagst du ihnen, dass ich dein Arbeitgeber bin«, beschloss Jeels und wandte sich wieder den Schiebefenstern zu.
    »Wenn sie dich sehen, wirst du zu hören kriegen, dass ich stehle. Und Jeels, der Ankerplatz liegt direkt neben der Bäckerei.«
    »Krischan«, seufzte Jeels und richtete sich auf. »Wollen wir nicht einfach abwarten, bis du mir morgen das Wechselgeld vorzählst? Dann sehe ich ja, wer Recht hat. Morgen werden wir als Erstes die Tür reparieren, durch die du immer hier ins Haus gekommen bist. Dann kannst du dir die Stühle vornehmen. Damit wir in der Küche essen können.«
    Das entlockte Krischan ein Lachen. Das Abendbrot hatten sie im Wohnzimmer auf der Ofenbank eingenommen. Die Holzstühle waren so wackelig, dass sie ihn nicht trugen.
    Schließlich fand Jeels, dass der Tag lang genug gewesen war. »Ich gehe noch einmal an den Strand und dann ins Bett.
Wenn du willst, leg dich schon hin, Krischan. Morgen stehen wir früh auf.«
     
    Benno begleitete seinen Herrn zum Strand. Im Sand, der eine ähnliche Färbung hatte wie sein Fell, wirkte er fast unsichtbar. Jeels warf mit Stöckchen, und der Hund hatte seine helle Freude daran, diese wieder einzusammeln.
    »Wie ist es nur möglich, dass ich mich so rundum wohlfühle?«, dachte Jeels. »Das Abendessen hat nur aus Brot und ein wenig Schmalz bestanden. Kein Wein, sondern nur Wasser war im Glas.«
    Und doch fühlte er sich wie ein König. Jeels lachte laut auf und warf die Arme in die Luft. »Es ist schön hier«, seufzte er, und Benno bellte zustimmend, als hätte er seine Worte verstanden. Versonnen blickte Jeels auf die Wellen, die in der untergehenden Sonne rot und orange funkelten. Das Rauschen des Meeres war selbst in der Kate zu hören. Heute Nacht würde es ihn in den Schlaf wiegen, das wusste Jeels, und er hätte sich kein besseres Wiegenlied wünschen können.

8
    W enn du willst, komme ich mit zum Friedhof. Dann brauchst du dir nicht die Augen aus dem Kopf zu subrauchst du dir nicht die Augen aus dem Kopf zu suchen«, erbot sich Krischan. Er sah Jeels dabei nicht an, sondern konzentrierte sich auf seine Malerarbeit.
    »Lass nur«, erwiderte Jeels. »Ich werde alleine gehen. Du hast mir den Weg ja gut beschrieben. Den Benno lass ich dir auch hier. Ihr seid ja mittlerweile die besten Freunde, nicht wahr?«
    »Wie man’s nimmt!« Krischan verzog den Mund zu einem

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