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Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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dass der Schullehrer nicht jeden Tag vom Festland übersetzen kann. Außer seinen Rohrstock habe ich im Unterricht nicht viel kennengelernt.«
    »Vielleicht solltest du dich ein bisschen mehr anstrengen.« Jeels kramte in seiner Geldbörse und drückte dem Jungen einige Münzen in die Hand. »Als Dank für deine Arbeit. Du willst ja sicherlich gleich zum Strandfest.«
    Onno starrte hingerissen auf die Münzen. Dann begann sein Gesicht zu glühen. »Natürlich. Jeder, der Beine hat, geht hin. Was ist denn mit euch? Vielleicht können wir zusammen …«

    Krischan fiel Onno ins Wort. »Kann sein, dass es dir nicht gefällt, Jeels.« Er machte ein besorgtes Gesicht. »Ich weiß noch vom letzten Jahr, wie es dort zugeht. Solange die Hofrätin ihr Auge darauf hält, benehmen sich alle noch, aber später dann … Weißt ja, ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse auf dem Tisch.«
    Er dachte an legendäre Prügeleien, handfeste Auseinandersetzungen zwischen Insulanern und Gästen, von denen die Hofrätin nichts mitbekam. Manchmal glaubten die männlichen Kurgäste nämlich, die Insulanerinnen seien Freiwild. Mit jedem Krug Bier schienen die Gesichter der Weiber schöner und die Männer draufgängerischer zu werden. Aber das konnte er Jeels so natürlich nicht sagen.
    Dieser wandte sich Onno zu. »Und du sagst, alle Insulaner sind heute Abend dabei?«
    Der Junge nickte eifrig. »Jawohl. Nur meine alte Oma, die hat dafür nichts übrig.«
    »Was hör ich da? Meine alte Oma!?«, schallte es entrüstet vom Haus herüber. »Aber zum Essenkochen für Rotzlöffel wie dich bin ich jung genug, was?«
    Tedamöh kam schnaubend um die Ecke, und Onno zog den Kopf ein. Benno lief ihr schwanzwedelnd entgegen. Er schien einen Narren an der alten Frau gefressen zu haben.
    »Guten Abend, Tedamöh«, grüßte Krischan die schwer bepackte Alte und verbeugte sich leicht. »Du bringst wohl die Hühner.«
    Tedamöh bedachte die breite Gestalt des ehemaligen Strandstreichers mit einem prüfenden Blick. »Treibst dich also immer noch in fremder Leute Häuser herum, Krischan«, sagte sie lauernd. »Wundert mich, dass Jeels dich nicht gleich zum Teufel gejagt hat.«
    Krischan wurde rot bis unter die dichten Locken. Doch dann fing er sich und reckte das Kinn. »Im Gegenteil. Er hat
mir Arbeit gegeben. Kannst ihn ruhig fragen - ich mach meine Sache gut.«
    »Das tut er.« Jeels klopfte dem Freund auf die Schulter, wobei er sich aufgrund dessen Größe auf die Zehenspitzen stellen musste. Dann streckte er der Besucherin die Hand entgegen.
    »Du hast einen guten Zeitpunkt gewählt. Ich habe das Gehege gerade fertig. Doch nun komm erst einmal mit ins Haus.«
    Tedamöh streckte ihrem Enkel eine große Weidenkiepe entgegen. »Da hast du gleich was zu tun, Onno. Es sind drei Legehennen und ein Hahn. Gib den Tieren auch zu fressen.«
    »Zu Befehl!« Onno tippte sich an die Stirn. »Und Jeels, nun musst du der Oma versprechen, bei jedem Gackern der Hühner an sie zu denken. Das freut dann so einen alten Menschen.«
    Tedamöh schlug nach ihm, aber um ihre Lippen spielte ein Lächeln. Jeels führte sie lachend ins Haus.
    Drinnen sah sich die alte Frau neugierig um. Ihre Augen streiften den neuen Sekretär und die übrige Einrichtung. Sie spähte auch in die Küche, nahm den großen Holztisch und die Stühle in Augenschein und nickte zustimmend. »Ich hatte es unwohnlicher in Erinnerung. Du hast was daraus gemacht, Jeels. Das hätte deiner Mutter gefallen. Wenn du magst, dann nähe ich dir noch Gardinen für die Fenster.«
    Jeels neigte dankend den Kopf. »Ich würde mich freuen.«
    Er bezahlte das Federvieh, für das Tedamöh einen äußerst niedrigen Preis nahm und sich auch nicht umstimmen ließ. »Ich freue mich, wenn etwas von mir hier herumläuft.«
    »Darf Onno uns gleich zum Strandfest begleiten?«, fragte Jeels, während er einen Schwung Tassen aus dem Schrank holte.
    Die Alte spitzte die Lippen. »Wenn du ein Auge auf ihn hast, dann sag ich nicht nein. Der Junge schafft es ja irgendwie immer, in Schwierigkeiten zu geraten.«

    »Ich werde ihn hüten wie meinen Augapfel.« Jeels lächelte ihr zu und goss ihnen einen Tee auf. Als sie sich gestärkt hatten, geleitete er die Alte hinaus. Onno begleitete seine Großmutter nach Hause und versprach, in einer halben Stunde frisch gewaschen und mit sauberer Kleidung wieder da zu sein.
    Auch Krischan hatte es jetzt eilig, ins Haus zu kommen. Er war zwar ein massiger und riesiger Mann, doch wenn er ging,

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