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Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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ließ den Satz unbeendet und stürzte hinaus. Die Tür schlug mit einem lauten Knall gegen die Mauer, und fast wäre der Vater mit Reemke zusammengestoßen. Er hielt kurz inne und bedachte sie mit einem Blick aus flammenden Augen. Dann stürmte er an ihr vorbei, dem Strand zu, und Reemke eilte ins Haus.
     
    »Ich habe Angst.« Reemkes Hände trommelten unruhig auf den Tisch. »Wir könnten zu Tedamöh gehen oder …«
    »Nein.« Die Mutter lächelte ihr gezwungen zu. »Du kennst ihn doch. Er wird sich auch wieder beruhigen. Arme Stine, nun muss sie ihm doch noch ihr letztes Geld geben. Ich werde mit Tedamöh sprechen. Vielleicht kann ich Stine mit ihrer Hilfe heimlich das ein oder andere zustecken.«
    Sie griff nach den Bohnen auf dem Tisch und begann diese zu bearbeiten. Doch Reemke spürte die innere Unruhe der Mutter. Es lag etwas Bedrohliches in der Luft. Der Vater war so aufgebracht gewesen, noch schlimmer als sonst.
    Als er keine Stunde später wieder auf der Schwelle stand, hatte sich seine Wut nicht gelegt. Polternd betrat er das Zimmer. Obwohl Tede nicht groß war, schien seine Gestalt den ganzen Raum auszufüllen. Die Mutter hob kaum den Kopf.
    »So, das wäre erledigt«, stieß er hervor. »Für dieses Pack tu ich nichts, aber auch gar nichts umsonst.« Er lachte heimtückisch auf, und Reemke roch sogar vom Tisch aus den Alkohol in seinem Atem.
    »Und jetzt zu dir!«, sagte er an die Mutter gewandt. Reemke
beachtete er gar nicht. »Es hat dich nicht zu kümmern, wie es irgendeinem von den anderen geht!« Seine Stimme war laut und furchteinflößend. »Hat jemals einer gefragt, wie wir zurechtkommen? Wie kannst du es wagen, Geld zu verschenken, das ich verdient habe?« Er trat auf die Mutter zu und gab ihr eine schallende Ohrfeige.
    Reemke sprang auf. »Nein!«
    Ihr Vater drehte seinen Kopf zu ihr. Es schien, als nehme er die Tochter jetzt erst wahr. »Was willst du?«, fragte er verächtlich. »Mir sagen, was ich zu tun habe?« Während die Mutter sich noch die Wange hielt, schlug Tede ein zweites Mal zu. Reemke warf sich zwischen ihn und die Mutter, doch er stieß sie grob zur Seite.
    »Lass sie.« Die Stimme der Mutter war nur ein Flüstern. »Kind, geh nach draußen.« Mit den Augen flehte sie Reemke an.
    Doch diese dachte gar nicht daran, der Bitte Folge zu leisten. Sie schritt auf den Vater zu. Diesmal flog seine Faust in ihre Richtung, doch Reemke duckte sich. Das brachte das Fass zum Überlaufen.
    Tede stieß ein Wutgeheul aus. »Weiber, die nicht gehorchen, muss man lehren, wer das Sagen hat!«
    Er stürzte sich auf sie und prügelte blindlings auf sie ein. Als sie zu Boden fiel, packte er Reemke an den Haaren und zerrte sie brutal auf die Füße. Reemke unterdrückte einen Schrei. Sein Gesicht war jetzt ganz dicht vor ihrem.
    »Du dreckiges kleines Balg!«, zischte er und schüttelte sie wie eine Katze. Dann ließ er ihre Haare los und holte gleichzeitig mit dem rechten Arm aus. Ein Fausthieb traf Reemke in der Seite. Der Schmerz war so heftig, dass Reemke der Atem stockte. Die Wucht des Schlages brachte sie zu Fall, und sie streckte instinktiv den Arm aus, um sich abzustützen. Vom Boden sah sie in das verzerrte Gesicht des Vaters auf: Er war vollkommen
in Raserei verfallen. Seine blutunterlaufenen Augen funkelten wie irre. Er war nicht mehr bei Sinnen und würde auf sie einschlagen, bis sie tot war. Verzweifelt versuchte Reemke sich aufzurichten und wegzukriechen, doch es gab kein Entrinnen.
    Reemke hatte jedes Gefühl für ihre Umgebung verloren, als sie unter dem schützend erhobenen Arm hervor plötzlich die Mutter erkennen konnte. Sie stand wie ein Racheengel über dem Vater. In den Händen hielt sie einen Schürhaken. Tränen liefen ihr über die Wangen, als sie ihn mit voller Wucht hinabsausen ließ.
    Die Schläge hörten abrupt auf. Reemke sah die Augen des Vaters glasig werden. Er schwankte, um dann neben ihr zusammenzubrechen. Doch die Mutter hielt nicht inne. Wie rasend hieb sie auf ihren Mann ein. Als er sich nicht mehr regte, drehte sie sich um, warf den Schürhaken von sich und wankte hinaus.
    Reemke rappelte sich mühsam hoch. Brennender Schmerz durchzog sie. Reemke wich vor dem Körper des leblos daliegenden Vaters zurück und stolperte nach draußen, der Mutter hinterher. Diese war in den Stall geflohen und umfing die Tochter mit ausgebreiteten Armen. Lange verharrten sie eng umschlungen. Um sie herum war es vollkommen still. Nichts rührte sich. Endlich löste sich die Mutter

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