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Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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unbeantwortet.
         Yazi
zog erneut den schwarzen bestickten Rock und ihre blaue Jacke an. Sie
besaß keine schöneren Kleider, da ihr keine geschenkt
worden waren und sie sich nicht darum gekümmert hatte, der
Großzügigkeit ihres Gemahls durch Schmeicheln und Bitten
nachzuhelfen. Laoshu wandte viel Mühe auf, um ihr Gesicht mit
einer weißen Schicht aus Schminke zu bedecken, ihre Lippen zu
röten und das Haar in einen kunstvollen Knoten zu zwängen,
der von Spangen und Nadeln festgehalten wurde. Als Yazi schließlich
in den Spiegel blickte, sah sie eine fremde Maske. Sie unterdrückte
den Wunsch, sich wieder rein zu waschen, schlüpfte in seidene
Pantoffeln und lief los.
         Die
Zeit in den Frauengemächern hatte sie gelehrt, dass die
wesentliche Aufgabe von Frauen darin bestand, Männern zu
gefallen und ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Tief in ihr tobte
Aufruhr, den sie gewissenhaft niederzwang. Doch mit jedem Schritt,
den sie tat, wuchs die Angst zu versagen. Wie sollten zwei Körper
sich vereinigen, die nicht nacheinander verlangten?
         Yingxiongs
Gemach war größer und prächtiger eingerichtet als
alle Zimmer, die sie bisher zu Gesicht bekommen hatte. Auffällig
jedoch war die Unordnung. Kleidung lag auf dem Boden neben geöffneten
Büchern und auf dem Laken des breiten Bettes erblickte Yazi
Tintenflecken.
         Er
selbst kauerte auf einem Stuhl, das Gesicht in den Händen
vergraben. Sie fiel auf die Knie, wie Laoshu es ihr eingeschärft
hatte, vollführte den Kotau und sprach ihre Begrüßung
aus. Sein Kopf hob sich nur leicht. Dann lächelte er verkrampft.
         »Wir
müssen es tun. Es geht nicht anders«, meinte er so sanft,
als wolle er sich entschuldigen.
         Yazi
richtete sich auf.
         »Die
erste Gemahlin hat Vorrang«, sprach sie jenen Gedanken aus, der
sie beschäftigte, seit sie von dem Wunsch ihres Mannes gehört
hatte.
         Nun
sprang Yingxiong auf die Beine.
         »Ich
mag sie nicht«, rief er. »Sie ist so hinterhältig
wie eine Schlange. Sie macht mir Angst.«
         Yazi
fand diese Beschreibung ihrer Rivalin sehr treffend, aber sie
verstand nicht, warum ein Mann, der über das Leben zweier Frauen
bestimmen konnte, vor deren Gift Angst haben sollte.
         Yingxiong
lief im Zimmer auf und ab, trat ungeduldig Kleidungsstücke zur
Seite.
         »Du
aber bist stark und gütig. Deshalb hast du mich vor dem Hund
gerettet. Du bist eine Heldin wie Hua Mulan.«
         Yazi
erinnerte sich vage, die Geschichte Hua Mulans von einem reisenden
Händler gehört zu haben. Das Mädchen hatte sich als
Mann verkleidet, um anstelle seines kranken, alten Vaters in den
Krieg zu ziehen.
         Sie
selbst war jetzt nicht hier, um eine Kriegerin zu sein.
         Entschlossen
setzte sie sich auf das Bett und sah ihrem Gemahl in die Augen.
         »Wir
müssen es tun«, wiederholte sie seine Worte.
         Sie
hatte manchmal mitbekommen, was ihre Eltern miteinander taten, wenn
sie meinten, die Kinder auf dem Kang schliefen bereits. Sie hatte
auch Tiere bei diesem Akt beobachtet. Dennoch war es nicht leicht,
wenn beiden Beteiligten das Verlangen danach fehlte. Ihre Körper
umschlangen sich ungeschickt, stießen und drückten
einander. Nach einigem Herumrücken gelangten sie in eine
erträgliche Position. Yazi ließ Yingxiong ihren Rock
hochschieben, fühlte das unsichere Tasten seiner Hände auf
ihren Schenkeln. Sein Gesicht blieb verkrampft. Schließlich
berührte er selbst einen Teil seines männlichen Körpers,
der Yazi bisher verborgen geblieben war, führte rasche, reibende
Bewegungen aus, die seinen Atem beschleunigten. Darauf folgte ein
scharfes Stechen in Yazis Unterleib. Sie biss sich auf die Lippen, um
nicht zu schreien. Glücklicherweise ging es sehr schnell vorbei.
         Danach
kauerte Yingxiong mit gesenktem Kopf an ihrer Seite.
         »Es
tut mir leid«, murmelte er. Yazi zwang sich, ihn aufmunternd
anzulächeln.
         »Jetzt
haben wir es getan«, sagte sie voller Erleichterung über
die Erledigung einer unangenehmen Aufgabe.
         Yingxiong
sank an ihre Seite.
         »Ein
einziges Mal reicht vermutlich nicht, damit du schwanger wirst«,
erklärte er, den Blick auf den Baldachin über ihnen
gerichtet. Dann drückten seine Finger Yazis Hand.
         »Es
wird weniger unangenehm sein beim nächsten Mal.«
         Er
löschte die Lampen, legte sich wieder neben sie und schmiegte
seinen Kopf an ihre Schulter.

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