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Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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Geruch ging von ihm aus, den sie nicht zuordnen konnte. Er
strich über ihren Rücken und wiegte sie wie ein Kind. Yazi
verspürte eine unklare Sehnsucht in den Tiefen ihres Körpers.
Ein Verlangen nach größerer, inniger Nähe, doch nahm
diese Nähe in ihrer Vorstellung keine klaren Formen an. Was sie
damals mit Yingxiong hatte tun müssen, um der Familie Rong einen
Sohn zu schenken, konnte es nicht sein. Es war zu schmerzhaft und
widerwärtig gewesen.
         »Gab
es schon früher derartige Hinrichtungen?«, holte Andrew
sie wieder in die Wirklichkeit zurück. Widerwillig löste
sie sich aus seinen Armen.
         »Der
himmlische König strafte Menschen, die ihre Pflicht
vernachlässigten und gegen das Verbot der Unzucht verstießen«,
erzählte sie wahrheitsgemäß. Andrews weizenfarbene
Augenbrauen zogen sich himmelwärts.
         »Unzucht?
Also Umgang mit … mit Blumenmädchen? Die gibt es in eurem
Königreich doch nicht mehr?«
         Yazi
fand auch diese Frage erstaunlich unsinnig. Die Lao Wai waren doch
Christen. Trotzdem schienen sie ihre eigene Religion nicht zu kennen.
         »Huang
Shangdi verbietet die Unzucht zwischen Mann und Frau«, erklärte
sie.
         Andrew
fuhr sich mit den Fingern durch sein Haar, das so schwerelos schien,
dass es schnell zerzauste.
         »Verboten
ist der Ehebruch«, meinte er dann. »Zwischen
verheirateten Leuten war es bei uns immer erlaubt. Der Verzicht wurde
manchmal empfohlen, aber er war freiwillig. Ansonsten …«,
er stieß ein leises Lachen aus. »Ansonsten hätten
wir Christen nicht so viele Jahrhunderte lang überleben können,
ganz ohne Nachkommen.«
         Yazi
versuchte in einer durcheinander geratenen Welt irgendwo Halt zu
finden.
         »Du
sollst nicht der Unzucht nachgehen. So steht es in den Geboten des
Herrn.«
         »Es
heißt, du sollst nicht die Ehe brechen«, entgegnete er
sogleich. »Ich glaube, das ist eine falsche Übersetzung.
Sind deshalb wirklich Menschen gestorben?«
         Yazi
senkte den Kopf. Sie wollte nicht antworten. Die Wahrheit schien
unerträglich.
         »Nun«,
begann Andrew. »Euer König hat also die Unzucht verboten.
Weshalb hat er selbst dann sogar mehrere Ehefrauen?«
         Yazis
Kinn schoss in die Höhe.
         »Einem
mächtigen Mann steht das zu«, entgegnete sie, denn so war
es doch immer gewesen. Andrews spöttischer Blick stach wie eine
Nadel, durchlöcherte ihre bereits geschwächte Überzeugung
noch etwas mehr. Dann kam ein Gedanke, der sie erleichterte.
         »Er
hat mit keiner dieser Frauen Kinder gezeugt«, hielt sie dem
Kritiker entgegen. »Und auch unsere anderen Könige taten
es nicht … oder … wenigstens sehr selten. Diese
Konkubinen sind schön, doch sie taugen zu keiner Arbeit. In den
Palästen der Könige haben sie ein angenehmes Leben, wie sie
es gewöhnt sind.«
         »Da
klingt die Vielweiberei ja wie ein Akt der Barmherzigkeit«, kam
es lachend zurück. Yazis Hände ballten sich zu Fäusten.
         »Schon
gut, das ist kein Grund für einen Streit.« Andrew hob
abwehrend die Hände. »Doch wie ich schon sagte, zwischen
Eheleuten ist sie erlaubt, die Unzucht, wenn auch nur mit einer
einzigen Ehefrau. Hat euer himmlischer König wirklich
verheiratete Paare deshalb hinrichten lassen?«
         Yazi
presste ihren Rücken gegen das Porzellan der Pagode. Sie hätte
gern gelogen, doch widersprach ein solches Verhalten ihrer
Überzeugung.
         »Am
Anfang gab es aus diesem Grund Hinrichtungen«, gestand sie.
»Männer und Frauen lebten getrennt, doch manchmal, da
trafen sie aufeinander und …« Sie machte eine kurze
Pause, um Luft zu holen. »Also, man riet den Männern
sogar, ihre Wäsche selbst zu waschen, anstatt sie zu den Frauen
zu bringen, denn so gerieten sie nur in unnötige Versuchung.«
         Ein
feines Lächeln umspielte Andrews Lippen, als hätte er für
einen Moment vergessen, dass sie hier über Leben und Tod
sprachen.
         »So
lernten die Männer also mehr Selbständigkeit. Das Verbot
dieser sogenannten Unzucht hatte seine guten Seiten.«
         Der
Schalk tanzte jetzt auch in den runden, himmelfarbenen Augen. Yazi
verspürte ein durchaus angenehmes Kribbeln in ihrem Magen. Wann
genau hatte sie aufgehört, das Aussehen des Lao Wai merkwürdig
und hässlich zu finden?
         »Es
ist jetzt anders«, zwang sie sich ernsthaft weiterzureden. »Der
zweite Gottessohn ist großzügiger geworden, was
verheiratete Paare

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