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Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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das Geschäft mit den Waffen war nicht
abgeschlossen, sondern plätscherte zähflüssig in
endlosen Verhandlungen dahin. Andrew hatte niemals wieder versucht,
sich Yazi in einer gefährlichen Art zu nähern, was ihn in
ihrer Achtung steigen ließ. Sie plauderten zusammen zu Füßen
der Pagode, wann immer sich eine Gelegenheit fand. Inzwischen wusste
er, wie ihre Ehe zustande gekommen war und warum sie kein Verlangen
verspürte, die Familie ihres Gemahls wiederzusehen. Auch von
ihrer Kindheit hatte sie erzählt, von dem Heimweh, das sie immer
wieder plagte, obwohl sie von ihren Eltern verkauft worden war wie
ein Sack Reis.
         Über
seine eigene Vergangenheit sprach er kaum, erwähnte nur einmal
einen Bruder und eine Mutter, die ihm sehr nahe stand. Yazi
versuchte, sich beide vorzustellen, hätte gern gewusst, ob sie
ebenso weizenfarbenes Haar hatten und Augen, die an teure Katzen oder
auch an die Weite des Himmels erinnerten. Doch Andrew wurde immer
schweigsamer, je näher sie sich im Gespräch an seine
Familienverhältnisse heranpirschte, und sie wusste, dass
verbotenes Gelände nicht ohne Einladung betreten werden sollte.
         Indessen
spitzte die Lage in der Stadt sich langsam zu. Yang Xiuqings Betragen
gegenüber dem zweiten Gottessohn hatte in seiner Dreistigkeit
nicht nachgelassen. Er verfiel nun fast täglich in Trance, um
wieder die Stimme Gottes aus seinem Mund erklingen zu lassen. Befand
er sich in diesem Zustand, so hatte jeder, selbst Hong Xiuquan, vor
ihm in die Knie zu sinken. Schließlich beanspruchte auch er den
Titel »Herr von zehntausend Jahren«, der eigentlich nur
dem zweiten Gottessohn zustand.
         Hong
Xiuquan hatte all dies demütig hingenommen, denn auch er wusste
von den ungefähr sechstausend Anhängern des Königs des
Ostens. Doch nun war Wei Changhui, der König des Nordens, in
Tianjing eingetroffen. Shi Dakai, der Flügelkönig, in den
Yazi die meisten Hoffnungen setzte, wurde demnächst erwartet.
Sie rechnete mit Straßenschlachten, wies Chuntian an, niemals
allein die Räumlichkeiten des Guan zu verlassen und riet auch
Andrew, gemeinsam mit seinen Freunden in der Herberge zu bleiben. Ihr
Lao Wai war klug genug, ihr keine Fragen zu stellen, die sie nicht
hätte beantworten dürfen.
         Es
überraschte sie kaum, als sie eines Nachts von einer
Bediensteten geweckt wurde, da Pofu sie zu sich befahl. Yazi
schlüpfte rasch in Hosen und Jacke, wickelte sich ihr Haar um
den Kopf und steckte das Schwert an ihren Gürtel. Mit rasch
hämmerndem Herzen begab sie sich zu den zwei Zimmern ihrer
Generalin in einem angrenzenden Gebäude, wo bereits die besten
der Kriegerinnen versammelt waren.
         Auch
Pofu hatte ihre Waffen angelegt. Der General Qin Rigang wünschte
ihre Beteiligung an dem bevorstehenden Einsatz, meinte sie knapp zu
den versammelten Soldatinnen. Yazi verspürte den altbekannten
Stolz. Für gewöhnlich erhielten die Frauen des
Taiping-Heeres einfache Aufgaben wie das Ausheben von Gräben,
doch Pofu war eine Ausnahme, denn die besten der Taiping-Generäle
schätzten ihr Kampfgeschick und wollten sie bei gefährlichen
Aufgaben an ihrer Seite wissen. Es kam einer Auszeichnung gleich,
dass sie selbst nun zu Pofus Auserwählten gehörte.
         »Ihr
folgt mir und hört auf die Befehle«, bestimmte Pofu mit
Nachdruck. »Ihr stellt keine Fragen. Und ihr werdet schweigen
über das, was ihr seht.«
         Dies
waren die üblichen Anforderungen an Soldatinnen, und Yazi
wunderte sich ein wenig, dass sie nun explizit erwähnt wurden.
Es wäre ihr niemals in den Sinn gekommen, sich anders zu
verhalten. Sie war Teil eines Ganzen und zu Gehorsam verpflichtet.
         Bald
schon hasteten sie durch die nächtliche Stadt, deren
Hauseingänge teilweise verrammelt waren, als fürchteten die
Einwohner ein Blutbad wie nach der Eroberung durch die Taiping-Armee.
Yazi ging davon aus, dass diese nächtliche Aktion eben derartige
Ausschreitungen verhindern sollte. Yang Xiuqing würde verhaftet
werden, nachdem seine schlafende Kriegerschar überrumpelt worden
war.
         Zunächst
schien es ebenso abzulaufen. Vor dem Palast des Ostkönigs trafen
sie auf die Truppen Wei Changhuis und Hong Xiuquans, die von General
Qin Rigang angeführt wurden. Die Wache war schnell entwaffnet,
und sie umstellten das Gebäude. Dann begann der Sturm auf den
Palast. Türen wurden eingeschlagen, schlaftrunken torkelnde
Bedienstete zur Seite getreten. Die hölzernen Dielen bebten
unter

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