Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition)
auch sehr, sehr nett
sein.«
Dann
wurde sie sanft in eine neue Welt geführt. Seine Hände
bewegten sich mit sicherer Zielstrebigkeit auf ihrem Körper,
streiften ihre Kleidung ab und verwandelten ein erstes Wohlbehagen in
eine Gier, die sie an sich selbst nicht kannte. Sie hörte ihr
eigenes Wimmern und Stöhnen, während sie sich auf der Decke
ausstreckte, empfand kurz einen Hauch von Scham, der aber wieder
verschwand. Als er die Innenseite ihrer Schenkel zu küssen
begann, tauchte die Zeichnung wieder in ihrem Gedächtnis auf.
Jene Mischung aus Abscheu, Neugier und Verlangen, die ihr Anblick
damals ausgelöst hatte, erwachte von Neuem. Viktoria richtete
ihren Blick auf die Gesichter der Götterfiguren, die nachsichtig
auf sie hinabzublicken schienen. Sie vermochte nichts Schlimmes an
dem zu finden, was sie gerade erlebte, denn es fühlte sich nicht
schmutzig an. Dann schossen plötzlich Blitze der Wonne durch
ihren Unterleib, sie streckte sich dem eigenartigen Kuss entgegen und
bemerkte, wie Jinzis Augen aufmerksam jede ihrer Reaktionen
beobachteten. Schließlich fiel sie in einen Rausch, der durch
all ihre Glieder wallte. Als es vorbei war, schob Jinzi seinen Körper
auf den ihren und strich ihr das Haar aus der Stirn.
»Willst
du mehr?«, fragte er. Sie musterte seine Augen, die im Licht
des immer noch glimmenden Feuers strahlten. Ihre Form schien nun
feiner, eleganter als jemals zuvor. Sie wusste, was er meinte, aber
es gefiel ihr, dass er nicht drängte, obwohl sie sein Verlangen
als Druck zwischen ihren Schenkeln spürte und sein Atem noch
lauter war als der ihre. Ihre Hände bewegten sich wie von selbst
über seine Schultern, strichen seine Wirbelsäule entlang.
Als sie die Kordel an seiner Hose löste, um das letzte Stück
Stoff, das sie noch trennte, selbst zu entfernen, spürte sie
sein Zittern. Sie hatte keinen Schmerz erwartet wie beim ersten Mal
mit Anton, doch es überraschte sie, als plötzlich der
Rausch erneut begann.
******
Trotz
der Decke fühlte sie die harten, spitzen Stellen des
Höhlenbodens deutlich in ihrem Rücken und versuchte, sich
in eine bequemere Position zu räkeln. Das Feuer war erloschen,
nur der Rauch kratzte noch leicht in ihrer Kehle. Sie hüstelte.
Jinzi hatte sie wieder fürsorglich zugedeckt, bevor er
einschlief, und dabei in ihr Ohr geflüstert, dass sie viel zu
wenig auf sich selbst aufpassen würde. Viktoria kuschelte sich
in den Kamelhaarstoff, der auf ihrer nackten Haut kratzte. Dicht
neben ihr ertastete sie Jinzis Körper und deckte ihn ebenfalls
zu. Wer passte hier zu wenig auf sich auf?
Erinnerungen
brannten in ihrem Gedächtnis. Es war alles so leicht gewesen, so
selbstverständlich, als hätte ein Pfad, den sie damals vor
dem Shanghaier Teehaus ganz zufällig betrat, nun zu seinem Ziel
geführt. Statt des unangenehmen Brennens zwischen ihren Beinen,
das jede Vereinigung mit Anton hinterlassen hatte, empfand sie eine
feuchte, entspannte Zufriedenheit. Wenn es sich für Männer
immer so anfühlte, dann war es nicht einmal verwunderlich, dass
sie kaum etwas anderes im Kopf hatten.
Sie
spürte das Tasten von Jinzis Fingern auf ihrer Haut und streckte
sich ihnen entgegen.
»Dein
Körper ist wie eine Landschaft mit Hügeln und Tälern«,
flüsterte er schlaftrunken und rollte sich nochmals auf sie.
Seine Hände versanken in ihren Locken.
»Damals
in Shanghai wollte ich wissen, wie dein Haar sich anfühlt. Es
sah aus wie eine gelbe Wolke.«
In
diesem Moment wünschte sie sich, den Rest ihres Lebens in dieser
dunklen, steinigen Höhle verbringen zu können, wo zwei
glücklich vereinte Götterfiguren auf sie hinabsahen.
******
Sie
wurde sanft wachgerüttelt. Jinzi hatte das Feuer neu entfacht,
seine Kleidung angezogen und sammelte gerade die restlichen Gaben am
Götterschrein, um ihnen ein Frühstück zu ermöglichen.
Während in Viktorias Kopf Erinnerungen und Eindrücke erst
langsam ein vollständiges Bild ergaben, schob sich bereits
Deweis Gesicht durch die Felsspalte.
»Müssen
wir schon los?«, fragte er und rieb sich die verquollenen
Augen. Viktoria wurde bewusst, dass er zum ersten Mal seit vielen
Monaten nicht an ihrer Seite aufgewacht war, deshalb aber keinerlei
Fragen stellte. Ein kleiner Kloß begann in ihrer Kehle zu
wachsen. Wie viel hatte der Junge mitbekommen? Sie erinnerte sich an
Seufzer, die sie ausgestoßen hatte, auch an einen lauten
Schrei. In der
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