Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
Vom Netzwerk:
aus einem Menschen
machen kann.«
         Viktoria
versuchte vergeblich, seine Hände fortzufegen, die sich von
ihrer Taille aus in einer Weise über ihren Körper bewegten,
die einem Gentleman nicht zustand. Sobald sie verscheucht worden
waren, griffen sie an anderer Stelle erneut zu und wurden immer
dreister.
         »Mr.
Andrews«, rief sie, zunächst bewusst kichernd, dann immer
empörter. »Lassen Sie das … hören Sie auf.«
         Sein
Kopf lag auf ihrer Schulter und er begann, ihren Nacken zu küssen.
Viktoria versuchte immer noch vergeblich, seinen Berührungen
auszuweichen, denn seine Umarmung entwickelte sich zur Fessel. Sie
hörte seinen Atem, der schwer und rasselnd klang. Ein kräftiger
Tritt mochte helfen, ihn endgültig abzuschütteln. Viktoria
hob ihr Knie. Erleichtert sah sie ihn zurücktorkeln, kurz
schwanken, aber dann wieder sein Gleichgewicht finden. In den blauen
Augen blitzte plötzlich ein maßloser Zorn auf, der ganz
und gar nicht zu dem wichtigtuerischen, aber harmlosen Jüngling
passte, den Viktoria zunächst in ihm gesehen hatte.
         »Verfluchte
Schlampe!«, zischte er, packte sie an den Schultern und
schubste sie grob gegen den Tisch. Viktorias Herzschlag beschleunigte
sich. Dieser betrunkene Jüngling, dessen Haarspitzen noch von
Sauce verklebt waren, vermochte ihr keinerlei Furcht einzuflößen,
aber allmählich kochte sie vor Wut. Mit ausgestreckten Armen
schob sie ihn energisch von sich.
         »Es
reicht jetzt, Mr. Andrews!«
         Kurz
flackerte Erschrecken in seinen Augen auf, als würde ihm
plötzlich klar, wie völlig unpassend er sich benommen
hatte. Sein Griff um Viktorias Taille lockerte sich.
         »Miss
Virchow … ich … ich … kann nicht anders«,
meinte er dann laut. »Und eine Frau, die sich einfach an einem
Ufer aufsammeln lässt, mit gewöhnlichen Chinesen herumreist
und im Bett eines fremden Mannes schläft, die … die …
sollte sich nicht so anstellen.«
         Er
versuchte sie nochmals an sich zu ziehen. Viktoria sammelte ihre
Kräfte, um ihn nun endgültig abzuschütteln, als sie
das Knarren einer Tür in ihrem Rücken hörte. Ihr Atem
stockte.
         »Lassen
Lady in Ruhe!«
         Sie
musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, wer da sprach. Im Geiste
verfluchte sie Jinzi. Gegen bewaffnete Bauern und korrupte Händler
hatte sie seine Hilfe gebraucht, doch mit dieser Situation wäre
sie durchaus allein fertig geworden. Kurz blickte sie mit einem
heftigen Kopfschütteln in seine Richtung, aber auch er schenkte
ihren Wünschen keine Beachtung. Mit ein paar Sätzen eilte
er heran, packte Joseph Andrews an seinen schmächtigen Schultern
und zog ihn von ihr fort.
         »Was
… was soll das?«, stammelte der Engländer.
         »Mr.
Andrews, wir gehen jetzt am besten alle schlafen. Bitte rufen Sie die
Diener«, versuchte Viktoria ein letztes Mal, die unangenehme
Lage zu entspannen, doch leider hatte der junge Mann bereits
begriffen, wie ihm geschah.
         »Lass
mich los, du … du … Chink«, rief er empört,
während er in Jinzis Griff zappelte.
         »Lass
ihn!«, zischte Viktoria auf Chinesisch und diesmal wurde sie
endlich erhört. Joseph Andrews geriet ins Schwanken und musste
sich am Tisch festhalten.
         »Was
fällt dir ein, was erlaubst du dir!«, lallte er empört,
um sich dann gegen Jinzi fallen zu lassen.
         Es
war nur ein kleiner Schubser. Viktoria hatte Jinzi oft genug
zuschlagen sehen, um den Unterschied zu erkennen. Doch reichte dieser
sanfte Stoß, um den hochgewachsenen Jüngling auf den Boden
der Kabine plumpsen zu lassen. Zunächst musste Viktoria ein
Kichern unterdrücken, denn Joseph Andrews zappelte wie ein auf
dem Rücken liegender Käfer. Doch als er wieder auf die
Beine gekommen war und mit gellender Stimme nach seinen Dienern rief,
schloss sie die Augen und wünschte sich, auf einem Karren
irgendwo in der chinesischen Wildnis zu sitzen.

    ******

         »Es
war alles nur ein unglückliches Missverständnis«,
erklärte Viktoria, als sie am nächsten Tag die Kabine des
Kompradors betreten hatte, wo Joseph Andrews vorübergehend
hauste. Sie zwang ein Lächeln auf ihr Gesicht. Nun trug sie ihr
hochgeschlossenes, flaschengrünes Kleid, das glücklicherweise
über Nacht getrocknet war. Ihr Haar hatte sie zu einem sittsamen
Knoten gebunden. Niemand konnte ihr noch vorwerfen, einen falschen
Eindruck auf Männer zu machen.
         Joseph
Andrews blickte von ein paar

Weitere Kostenlose Bücher