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Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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Viktoria ein und erntete
ein Lächeln.
         »Natürlich.
Wie dumm von mir. Aber wie ich schon sagte, Bücherwissen ist nie
meine Stärke gewesen«, kicherte Joseph Andrews. Dann
folgte ein weiterer, ausführlicherer Bericht über seine
Jugendzeit in England, wo er unter der gnadenlosen Strenge
verknöcherter Lehrer an einer Privatschule gelitten hatte und
sein Herz an ein liebreizendes Mädchen namens Maud verlor. Doch
bevor er um die Hand der Liebsten anhalten konnte, musste er sich
erst einmal als Geschäftsmann bewähren. In Shanghai boten
sich gute Möglichkeiten. Ein Hoch auf Butterfield and Swire.
Viktoria stieß brav mit ihm an, während sich endlich
wohlige Wärme in ihrem Magen ausbreitete. Mit dem
Sättigungsgefühl ließ die Lust auf Champagner nach.
Ihr fiel auf, dass die Flasche leer war, obwohl sie selbst nur ein
Glas geleert hatte. Joseph Andrews musste ebenso eifrig getrunken
haben wie er redete.
         »Trotzdem,
es ist hart in China«, fuhr er fort und entkorkte selbständig
eine weitere Flasche. »Ganz besonders für einen jungen
Mann ohne eine Frau an seiner Seite, die auf ihn aufpasst.«
         Als
er die Gläser erneut füllte, goss er ein paar Tropfen
daneben. Viktoria bemerkte das Glühen seiner Wangen. Joseph
Andrews war kein geübter Trinker, aber heute Abend trank er.
         Ihr
wurde ein wenig unwohl. Der junge Mann gehörte ins Bett. Sie
selbst empfand mit einem vollen Magen nur noch bleierne Müdigkeit.
         »Es
ist schon spät«, begann sie zaghaft, wurde aber überhört.
         »Ich
habe so schreckliche Sehnsucht nach England. Die frische, klare Luft.
Meine Mutter und ihr Apfelkuchen am Sonntag. Und Maud, sie ist so ein
nettes Mädchen, unverstellt, ganz anders als diese grell
bemalten Chinesinnen, die einen Mann Dinge tun lassen, die …
die … widerwärtig sind.«
         Auf
einmal begann er zu weinen. Sein Gesicht verschwand hinter seinen
Händen und er beugte sich so dicht über den Teller, dass
ein paar Haarsträhnen in die Reste der Soße fielen.
         Viktoria
streckte zaghaft die Hand nach ihm aus. Bilder entstanden in ihrem
Kopf. Joseph Andrews schwankte betrunken an dem Arm seines Kompradors
in ein bunt geschmücktes Boot, wo zarte, liebliche Kreaturen ihn
in Empfang nahmen, um seinen Geldbeutel zu erleichtern.
         Warum
hatte man diesem Jungen nicht erlaubt, seine Maud gleich zu heiraten?
Die notwendige Lehrzeit in China könnte einen Mann aus ihm
machen, der seiner Braut völlig fremd war.
         »Jeder
Mensch hat Schwächen«, begann sie, ratlos, wie das
schlechte Gewissen eines Bordellbesuchers zu beruhigen war.
         »Natürlich«,
meinte er, richtete sich langsam auf und wischte seine Nase mit der
Serviette trocken. »Nur ist es hier so schwer, sittsam zu
bleiben. Dieses Land kennt keine Moral. Überall nur Opiumhöhlen
und Freudenhäuser. Ich … ich … schäme mich
manchmal so.«
         Viktoria
merkte, dass er immer stärker zu lallen begann. Nun wollte er
ihr Dinge anvertrauen, die er in nüchternem Zustand niemals
einer Dame erzählt hätte und die ihm am nächsten Tag
peinlich wären. Sie musste ihn irgendwie aufhalten.
         »Gehen
Sie besser schlafen, Mr. Andrews«, erklärte sie
entschieden. »Sonst haben Sie morgen einen fürchterlichen
Kater.«
         Joseph
Andrews ergriff völlig unvermittelt ihre Hand und drückte
sie so fest, dass es fast wehtat.
         »Ich
war so froh, sie am Ufer zu sehen, Miss Virchow. Endlich wieder eine
richtige Frau, mit der ich reden kann. Kein so bunt bemaltes, halb
verhungertes Ding. Ich sehne mich so … so nach Maud …«
         Zu
Viktorias Entsetzen stand er auf und kam mit leicht torkelnden
Schritten um den Tisch herum auf sie zu. Sie unterdrückte den
Drang, aus der Kabine zu laufen. Wenn sie die nächsten Tage auf
dem Schiff verbringen wollte, musste sie diesen Mann daran hindern,
sich völlig vor ihr zu blamieren.
         »Mr.
Andrews, wir sollten die Diener rufen, damit sie abräumen«,
begann sie und richtete sich auf, doch wieder schenkte er ihren
Worten keinerlei Gehör.
         »Bitte
seien Sie doch … seien Sie ein bisschen nett zu mir. Ich fühle
mich so allein in dieser Fremde.«
         Er
fiel ihr um den Hals. Viktoria wollte ihn sanft von sich schieben,
doch wog sein Körper zu schwer, blieb wie ein Sack an ihr
hängen.
         »Miss
Virchow … Sie sind so … so hübsch … und Sie
kennen China … Sie verstehen sicher, was es

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