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Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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geringen Betrag für all ihren Schmuck gegeben
hatte.
         Ein
junges, liebliches Gesicht schob sich durch die halb geöffnete
Tür. Braune Mädchenaugen musterten Viktoria fassungslos.
         »Fräulein
Virchow! Mein Gott, Sie hier in diesem … diesem Hotel!«
         Viktoria
stand auf, um ihre einstige Zofe zu begrüßen. Ihr Herz
schlug schneller. Magda war hier, jemand musste sie geschickt haben.
         »Komm
herein. Ich … ich wohne nur vorübergehend hier«,
sagte Viktoria hastig und legte die Hände auf ihre Wangen, damit
Magda keine verlegene Röte erblicken konnte. Das Bett in dem
Hotel roch nach all den verschwitzten, ungewaschenen Körpern,
die bereits in ihm gelegen haben mussten. Obwohl die Bettwäsche
frisch gewaschen war, wies sie Löcher und Flecken auf, deren
Herkunft Viktoria besser nicht wissen wollte. Das Fenster war
undicht, sodass der kräftige Wind, der am Hafen die Schiffe
schaukeln ließ, auch in ihr Zimmer drang. Wie dumm sie gewesen
war, ihren gefütterten Paletot nicht mitzunehmen, als sie aus
dem Elternhaus geflüchtet war! Sie war davon ausgegangen, vor
Herbstbeginn ein eigenes Auskommen zu haben, das ihr
selbstverständlich auch eine Garderobe ermöglichte.
         Die
Zofe zog eine prall gefüllte Tasche hinter sich her.
         »Ich
habe Ihnen Ihre restlichen Kleider mitgebracht. Ich wollte es gleich
tun, aber es dauerte, bis ich herausfand, wo Sie sind.«
         Viktoria
entfuhr ein glückliches Lachen. Sie verzehrte sich danach,
wieder das Rauschen von Seide zu hören, wenn sie sich bewegte.
Die missmutige Wirtin würde Augen machen! Hoffentlich befand
sich auch der Paletot unter all den Schätzen.
         »Sie
können die Sachen zum Pfandleiher bringen«, erklärte
Magda unaufgefordert. »Die Wirtin … nun … sie war
nicht gerade freundlich, als ich nach Ihnen fragte. Mir scheint …
ein bisschen Geld könnte das schnell ändern.«
         Nun
meinte Viktoria, ihr Gesicht müsse vor lauter Scham verbrennen.
Sie wünschte sich, Magda möge einfach wieder verschwinden
statt sie in diesem Zustand völliger Demütigung zu
begutachten.
         »Die
gnädige Frau war sehr bestürzt über Ihr Fortgehen«,
redete die Zofe unbeirrt weiter. »Sie hat das sicher nicht
gewollt.«
         Viktoria
stützte sich am Tisch ab, denn ihr war leicht schwindelig
geworden.
         »Hat
sie dich geschickt?«, fragte sie zaghaft. Hoffnung keimte auf.
Wenn ihre Mutter sie nur bat, nach Hause zu kommen, könnte sie
dieses hässliche Hotelzimmer endlich wieder verlassen. Wie gern
wäre sie jetzt im frischen, blitzsauberen Marienthal! Oder auch
in Sankt Georg, wo Onkel Erik wohnte. Doch Magda schüttelte nach
kurzem Zögern den Kopf.
         »Nein.
Mit Verlaub, Fräulein Virchow, sie haben beide denselben
Dickkopf. Ihre Mutter grollt Ihnen, weil Sie so einfach verschwanden.
Sie wartet darauf, dass Sie von selbst wiederkommen und sich
entschuldigen. Dann würde sie Ihnen aber sicher vergeben.«
         Trotz
Magdas erwartungsvollem Lächeln fasste Viktoria in diesem Moment
den Entschluss, dass ihre Mutter darauf sehr lange warten sollte.
         »Gut.
Ich danke dir, dass du mir die Sachen gebracht hast«, wandte
sie sich an Magda. »Ich werde sehen, was ich mit ihnen mache.
Jetzt wirst du sicher von meiner Mutter erwartet.«
         Magda
blieb hartnäckig stehen.
         »Fräulein
Virchow … mit Verlaub … Sie können nicht ewig in
einem Hotelzimmer wohnen, das sie nicht bezahlen können.«
         Viktoria
fuhr zusammen. Sie hasste es, belehrt zu werden, und einer
Bediensteten stand das ganz und gar nicht zu.
         »Vielen
Dank, das weiß ich selbst. Du kannst jetzt gehen«, meinte
sie mit dem eisigen Tonfall einer verärgerten Hausherrin. Eine
leise Stimme in ihrem Kopf mahnte, dass dieses Verhalten unpassend
war. Sie wappnete sich innerlich gegen eine scharfe Antwort, aber
Magdas freundliches Gesicht sah nur leicht gequält aus.
         »Sie
waren immer freundlich zu mir«, begann sie völlig
unerwartet. »Ganz anders als viele Damen es zu ihren
Angestellten sind. Nun brauchen Sie Hilfe. Ich möchte Ihnen
helfen.«
         Fassungslos
lehnte Viktoria sich an den Tisch. Magda trat zögernd einen
Schritt auf sie zu.
         »Hier
können Sie auf Dauer nicht bleiben. Wenn Sie wollen, dann …
also meine Familie wäre bereit, Sie für eine Weile
aufzunehmen. Es ist nicht besonders schön in meinem Zuhause,
nicht so wie in der Villa, aber

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