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Das Geheimnis der Krähentochter

Das Geheimnis der Krähentochter

Titel: Das Geheimnis der Krähentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Becker
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nie
wissen.«
    Bernina runzelte die Stirn. »Was meinst du?«
    »Wie ich schon sagte, ich beobachte Schloss Wasserhain bereits
seit ein paar Tagen. Aber ich war nicht der Einzige.«
    Bernina horchte auf.
    »Da war so ein merkwürdiger Kerl«, sprach Eusebio weiter. »Ganz in
Schwarz gekleidet, auf einem hohen schwarzen Pferd. Er ist mir einige Male
aufgefallen, wie er durch die Gegend ritt, nie tagsüber, nur abends oder bei
Nacht, immer geschützt von Bäumen und Sträuchern. Auch er hat ein aufmerksames
Auge auf den Palast geworfen, da bin ich mir sicher. Weißt du, wer das ist?«
    »Nein«, flüsterte sie.
    »Er war mir irgendwie nicht geheuer, fast wie ein Gespenst sah er
aus. Ein unheimlicher Mensch.«
    Sie ritten los, und nach dieser Eröffnung Eusebios blickte Bernina
noch öfter in den sie umgebenden Wald. Die Angst war wieder da. In leichtem
Trab ritten sie bergab, die Bäume wuchsen bald wieder dichter, und erst viel
später gönnten sie den Pferden noch einmal etwas Ruhe. Von Falkenberg und
seinen Soldaten hatten sie nichts mehr gesehen. Sie banden die Tiere am
herabhängenden Ast einer Kiefer fest und setzten sich auf die Erde, jeder den
Rücken an den verwitterten Stamm gelehnt.
    »Ich kann deine Ungeduld spüren, Bernina.«
    »Natürlich will ich wissen, was noch passiert ist. In Offenburg,
in diesem Lazarett. Wie ging es weiter?«
    »Als Anselmo erwachte, umarmten wir uns lange. Dann stellte ich
ihm den Arzt vor. Und als Poppel uns erklärte, dass er zu wissen glaube, wo du
dich aufhältst, war Anselmo der glücklichste Mensch der Welt. Poppel sagte, er
vermute, dass du immer noch an dem Ort wärst, an dem er dich zuletzt gesehen
hatte.«
    »Und genauso war es«, meinte Bernina, die das alles noch immer
nicht fassen konnte.
    »Hätte Anselmo die Verletzung nicht gehabt, wäre er sofort
aufgesprungen, um zu dir zu reiten. Seit er in Ippenheim von dir getrennt
wurde, hatte er nicht die geringste Ahnung, was mit dir geschehen ist, ja, ob
du überhaupt noch am Leben bist. Auch was mit uns anderen passierte, war ihm
nicht bekannt.«
    Bernina lächelte, und schon wieder stiegen Tränen in ihren Augen
auf.
    »Dann musste ich ihm von den Toten unserer Gruppe berichten. Und
von den Überlebenden, die in alle Winde zerstreut wurden. Er war traurig. Doch
er hat immer wieder deinen Namen gestammelt. Er sagte, dass er damals in
Ippenheim einen Fehler gemacht hat und nannte sich einen Dummkopf. Und dass er
so gern noch einmal dein Gesicht sehen würde.«
    »Das ist das Schönste, was du mir je hättest mitteilen können.«
    »Nicht nur Anselmo, auch ich freute mich. Endlich widerfuhr uns wieder
einmal etwas Gutes. Und Poppel wollte sofort einen Offizier um einen Kurier
bitten, der mit einer Nachricht für dich zu Schloss Wasserhain aufbrechen
sollte. Dann allerdings verwarf er den Gedanken.«
    »Warum?«
    »Er schien über etwas nachzugrübeln. Offensichtlich war er der
Meinung, es würde im Palast jemanden geben, der verhindern könnte, dass du
diese Neuigkeit erfährst.«
    »Wen meinte er?«
    »Er hat sich sehr vage ausgedrückt, schien unsicher zu sein.
Jedenfalls entschied er dann, sich selbst auf den Weg zu machen, um dir alles
persönlich mitzuteilen. Doch einige Offiziere waren nicht begeistert davon,
ihren Arzt zu verlieren, auch wenn es nur für eine Weile sein sollte. Poppel
rang schwer mit sich. Im Lazarett liegen viele Verletzte und Kranke, die auf seine
Hilfe angewiesen sind. Außerdem wird gerade eine große Schlacht vorbereitet. In
Offenburg geht alles drunter und drüber.«
    Eusebio verfiel in Schweigen.
    »Sei nicht so bescheiden«, meinte Bernina. »Ich habe doch schon
erraten, auf welche Lösung ihr gekommen seid.«
    Er nickte, ohne sie anzusehen. »Ja, ich habe mich angeboten,
anstelle des Arztes zu dir zu reiten.« Kurz schlich sich sein Blick zu ihr.
»Poppel gefiel mein Vorschlag. Anselmo auch. Sofort bereitete der Arzt alles
vor, damit ich für den weiten Weg ausgerüstet war. Zur Sicherheit gab er mir
einen Brief mit, in dem er schrieb, wo du Anselmo finden kannst, falls ich
Probleme im Palast bekommen würde. Ich sagte ihm, dass du nicht lesen kannst,
aber er meinte, du würdest vielleicht eine ehrliche Haut finden, jemanden, der
dir das Schreiben vorliest.«
    »Wo ist der Brief? Was geschah mit ihm? Und vor allem mit dir?«
    »Ich brach auf und ritt ein gutes Pferd, die Satteltaschen waren
voll mit Proviant. Dank Poppel war ich so gut gekleidet wie nie in meinem Leben.
Er gab mir sogar

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