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Das Geheimnis der Krähentochter

Das Geheimnis der Krähentochter

Titel: Das Geheimnis der Krähentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Becker
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Zeit.«
    Wiederum liefen sie einen Flur entlang.
    »Meine Hilfe? Also ist jemand verletzt?«
    »Oh ja.« Ein seltsamer Laut der Entrüstung schloss sich an.
»Jemand stolperte und fiel die Treppe herunter, vom dritten bis hierher in den
ersten Stock. Ein Jemand, dessen Schädel dadurch ziemlich in Mitleidenschaft
gezogen wurde.«
    »Schwer verletzt?«
    »Das werden Sie gleich selbst sehen.« An einer der letzten Türen
des Flurs blieb die Frau stehen. »Er wurde in dieses Zimmer getragen. Nur fürs
Erste. Das schien uns weit genug weg zu sein von den Alkoholvorräten.«
    Sie öffnete die Tür und bedeutete Bernina einzutreten. »Viel
Glück, junge Dame. Auch wenn ich der Meinung bin, dass man Trunkenbolden
überhaupt nicht helfen sollte.«
    Bernina sah sie an.
    »Ja, betrunken ist er. Bitte schön: Treten Sie näher.«
    Bernina ging langsam hinein. Ein Zimmer mit Bücherregalen, die bis
zur Decke reichten. So viele Bücher, wie Bernina sie noch nie auf einmal gesehen
hatte. Außerdem ein mit Gobelin bezogenes Möbelstück, das aussah wie ein
Sessel, sich aber fast so lang zum Fußende zog wie Berninas Bett. Es stand auf
auffälligen Balusterbeinen, die mit Schnitzereien verzierten waren.
    »Ich wollte nicht, dass er eines der Betten vollblutet«, erklärte
die dickliche Frau schon wieder mit diesem schnippischen Ton. »Dann doch lieber
das alte hässliche Stück hier, von dem werden wir uns ohnehin bald trennen.«
    Die letzten Worte hatte Bernina nicht mehr wahrgenommen. Voller
Erstaunen blickte sie auf den Mann, der da lag, wie ohnmächtig, die Augen
geschlossen. Doch die Art, mit der er sich ein rot getränktes Tuch auf den Kopf
presste, ließ erkennen, dass er durchaus bei Bewusstsein war.
    Bernina trat erst zögernd an ihn heran, ließ
sich dann aber doch neben ihn auf das Polster sinken. Ihre Hüfte berührte
seinen flach anliegenden linken Arm, der mit dem Stumpf in der Ledermanschette
endete. Sein Körper war in dieselben teuren Stoffe gehüllt, die er auch bei
ihren ersten Begegnungen getragen hatte.
    Im Moment der Berührung schlug er die Augen auf. Sein Blick
umschloss sie wie so oft schon. Obwohl er nach Branntwein roch, sah Bernina,
dass er nüchtern war.
    Sie presste die Lippen aufeinander, er dagegen zeigte sein
Grinsen. Kein Wort wurde zwischen ihnen gesprochen.
    Während Bernina vorsichtig den Stofflappen aus seiner Hand löste,
betrachtete sie die Wunde. Das Blut hatte sein blondes Haar verklebt. Jetzt
erst fiel ihr auf, dass bereits saubere weiße Stoffstreifen neben ihm abgelegt
worden waren. Noch immer ohne ein Wort zu äußern, griff sie danach.
    Auch Falkenberg schwieg. Aber sein Blick schien noch intensiver
geworden zu sein. Bernina versuchte an seinen Augen vorbei, nur auf die
Verletzung zu blicken. Eine Verletzung, die sich als nicht gerade schwerwiegend
herausstellte.
    Die Blutung war im Nu gestoppt, und Bernina legte mit geübten
Griffen, wie auf dem Schlachtfeld, mithilfe der Stoffstreifen einen Verband an.
    Sie spürte die Blicke beider – des Verletzten und der
unbekannten Frau – auf sich.
    Zum ersten Mal sah sie mit dem alten Selbstvertrauen in die Augen
der Frau. »Ich denke, Sie hätten mich nicht gebraucht, um den Herrn Oberst zu
versorgen.«
    Ein spöttisches Lächeln war die Antwort.
    »Jeder hätte den Verband anlegen können«,
betonte Bernina.
    »Jeder. Sicherlich«, ertönte Falkenberg. »Aber bei keiner anderen
hätte ich so viel Vergnügen dabei empfunden.«
    Sie bedachte ihn mit einem eisigen Blick.
    »Falls Sie wütend sind«, meldete sich die Dame zu Wort, »richten
Sie ihre Wut bitte auf mich. Es war meine Idee, Sie zu Hilfe zu holen.«
    »Weshalb?«
    »Der Oberst sagte, Sie seien eine intelligente junge Dame.« Die
Frau zog die Augenbrauen in die Höhe. »Wenn das stimmt, werden Sie gewiss von
allein auf die Antwort kommen.«
    »Ich möchte zurück in mein Zimmer«, erwiderte Bernina.
    »Nicht jetzt.« Die Stimme der Dame hatte erneut etwas Befehlendes.
»Sie kommen mit mir.«
    »Wenn Sie nichts dagegen haben …«
    »Ich habe etwas dagegen. Los. Folgen Sie mir.«
    Wiederum schneller, als ihre Leibesfülle verhieß, drehte sich die
Dame um und verließ den Raum. »Folgen Sie mir«, wiederholte sie dabei.
    Falkenberg gönnte Bernina erneut ein lässiges Grinsen. »Tun Sie
lieber, was sie sagt. Hier ist die Gräfin der Befehlshaber.«
    »Die Gräfin?«
    »Helene Gräfin zu Wasserhain. Die Gattin unseres Gastgebers. Und
nebenbei auch seine Befehlshaberin.«
    »Folgen

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