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Das Geheimnis der Maori-Frau (German Edition)

Das Geheimnis der Maori-Frau (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Maori-Frau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Stevens
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sie zu ihm laufen, doch Callum hielt sie zurück. Finster starrte er seinen ehemals besten Freund an. »Was willst du, Makepeace? Hat mein Vater dir nicht klar und deutlich zu verstehen gegeben, dass du hier nicht erwünscht bist?«
    »Und ich habe geschworen, dass ich zurückkommen werde, um May zu holen!«, entgegnete Ben. Er streckte die Hand nach May aus, und dieses Mal konnte ihr Cousin sie nicht aufhalten.
    Sie flog ihrem Liebsten in die Arme.
    »Oh Ben, ich hatte solche Angst, dass ich dich nie wiedersehen würde! Sie wollen mich mit Cal nach Stewart Island schicken. Ich soll dort bleiben, bis Gras über die Sache gewachsen ist, aber ich will nicht mit ihm gehen. Ich will bei dir bleiben!«
    »Und das wirst du auch«, entgegnete er fest. »Ich werde nämlich nicht zulassen, dass irgendjemand mir meine Frau wegnimmt.«
    May stockte der Atem. »Hast du gerade gesagt … meine Frau?«
    Er nickte. »Ja, May, willst du mich heiraten? Wir gehen fort von hier und fangen ein neues Leben an, irgendwo, wo uns niemand kennt. Kannst du dir das vorstellen?«
    »Ob ich mir das vorstellen kann?« Ihr Herz wollte vor Freude schier zerspringen. »Es würde mich zur glücklichsten Frau auf der ganzen Welt machen!« Sie fiel ihm um den Hals und küsste Ben stürmisch. »Ja, natürlich will ich dich heiraten!«
    »Diesen Unsinn höre ich mir nicht mehr länger an«, knurrte Callum. Als er sich umdrehte, um zum Haus zu gehen, folgte Ben ihm. Er packte ihn und drehte ihm den Arm auf den Rücken, so fest, dass Cal schmerzerfüllt aufstöhnte. »Verdammt, lass los, Makepeace! Ich brauche bloß um Hilfe zu schreien, und du hast eine ganze Meute Farmarbeiter am Hals! Von den Hunden ganz zu schweigen.«
    May wusste, dass er recht hatte. Wenn ihr Cousin auch nur einen Mucks von sich gab, dann würde aus ihrer Flucht mit Ben nichts werden. Es gab nur noch eine Chance …
    Sie atmete tief durch, straffte die Schultern und trat auf Callum zu. Dessen Gegenwehr erlahmte, als er ihren flehenden Blick bemerkte.
    »Cal, bitte …«
    »Nein, May!« Er schüttelte den Kopf. »Verlang das nicht von mir!«
    Ihr Herz klopfte aufgeregt. »Weißt du noch, über was wir heute Morgen gesprochen haben? Er muss es nicht einmal merken, Cal. Ben wird dich knebeln und in den Gartenschuppen sperren. Ehe jemand etwas bemerkt, sind wir längst über alle Berge. Alles, was du tun musst, ist schweigen. Kannst du das?«
    In der Miene ihres Cousins spiegelten sich Verzweiflung und Furcht wieder, aber auch der tiefe Wunsch, ihr zu helfen. May vermochte nicht zu sagen, in welche Richtung das Zünglein an der Waage letztendlich ausschlagen würde; sie konnte nur bangen und beten.
    Ben entließ Callum aus seinem Klammergriff, trat wieder zu May und nahm ihre Hand. »Ich werde gut für sie sorgen«, versicherte er – und seine Stimme klang so ernst und feierlich, dass May unwillkürlich Tränen in die Augen traten. »Ich bin bereit, alles für sie aufzugeben: meine Familie, meine Freunde, mein Erbe. Um unserer alten Freundschaft willen, Cal: Lass uns einfach gehen. Bitte!«
    Als ihr Cousin schließlich schweigend nickte, fiel May ein Stein vom Herzen. Danach ging alles ganz schnell: Ben band Callum mit einem Hanfseil an einen der vier Pfeiler, auf denen das Dach des Gartenschuppens ruhte. Als improvisierter Knebel diente Mays Tuch, dass sie über den Schultern getragen hatte. Doch ehe Ben ihn damit zum Schweigen brachte, meldete Callum sich noch einmal zu Wort. »Es tut mir leid, dass ich dir kein besserer Freund gewesen bin, Cousinchen«, sagte er.
    Dann ließ er sich widerstandslos von Ben knebeln.
    Emerald Downs, Aorakau Valley – 29. September 1954
    Nachdem sie sich zwei Tage lang in einer abgelegenen Scheune, nicht weit entfernt von Emerald Downs, versteckt hatten, waren May und Ben mit dem Wagen immer Richtung Nordwesten gefahren. Schließlich erreichten sie Queenstown, das am Ufer des Lake Wakatipu lag. Dort suchten sie in einer kleinen Pension Zuflucht, von deren Dachfenster aus May den ganzen See überblicken konnte. In seiner Oberfläche spiegelten sich die Wipfel der Bäume und die schneebedeckten Gipfel der Berge.
    »Meinst du, wir können irgendwann mal einen Spaziergang am Ufer machen?«, fragte May verträumt. Sie konnte immer noch nicht recht glauben, dass die Zeit ihrer Gefangenschaft tatsächlich vorbei sein sollte. Und die Vorstellung, am helllichten Tag die Uferpromenade entlangzugehen, erschien ihr einfach nur unwirklich.
    Ben lachte.

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