Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der Maori-Frau (German Edition)

Das Geheimnis der Maori-Frau (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Maori-Frau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Stevens
Vom Netzwerk:
erblickte, kamen ihr vor Ergriffenheit die Tränen.
    »Wollen wir diesen Moment nicht auf einem Bild verewigen?« Die Theaterfrau eilte davon und kehrte kurz darauf mit einem Mann zurück, der eine Fotokamera dabei hatte. »Das ist mein Bruder Francis«, stellte sie vor. »Er ist gerade hier, um ein paar Bilder für unseren Aushang zu machen.«
    »Ich entwickle die Fotografien in meinem eigenen Studio«, erklärte der Mann. »Für eine kleine Aufwandsentschädigung im Voraus schicke ich Ihnen die Abzüge, wohin Sie wollen.«
    »Eine Fotografie von uns beiden?« May war begeistert. »Ich habe noch nie ein Foto von mir besessen. Bitte, Ben, sag ja!«
    Obwohl ihm anzusehen war, dass er dem fremden Mann nicht recht über den Weg traute, nickte Ben. »Also gut. Im Moment haben wir zwar noch keinen festen Wohnsitz, aber Sie können die Bilder zu meinen Eltern in Aorakau Valley schicken. Sie werden sie dann an uns weiterleiten. Warten Sie, ich gebe Ihnen die Adresse.«
    Als sie eine halbe Stunde später, wieder in ihrer normalen Kleidung, auf die Straße hinaustraten, konnte May sich noch immer nicht beruhigen. »Ich kann es einfach nicht glauben, Ben: Morgen um diese Zeit werden wir verheiratet sein, du und ich!«
    »Ich weiß ja nicht, wie es dir geht – aber ich finde, ein solches Ereignis sollte gebührend gefeiert werden«, sagte er und bot ihr seinen Arm, sodass sie sich unterhaken konnte. »Wir könnten unsere Wirtin fragen, ob es in der Nähe ein schickes Lokal gibt, in das ich dich ausführen könnte.«
    »Lass nur, Liebster, du solltest nicht all dein Geld für michausgeben. Ich …« Sie stockte, als sie in die Straße einbogen, an deren Ende sich ihre Pension befand. Dieser Mann, der da vor der Eingangstür stand, sah haargenau aus wie …
    »Onkel Ingram!«
    »May!« Die Stimme ihres Onkels war so laut und durchdringend, dass May unwillkürlich zusammenzuckte. Sein finsterer Gesichtsausdruck ließ sie erbleichen, und auch Ben war gleich auf der Hut.
    Schützend stellte er sich vor sie, als Ingram Wood mit ausgreifenden Schritten auf sie zueilte. »Was wollen Sie hier?«, fragte er und richtete sich zur vollen Größe auf. Gegen Mays Onkel, der groß und massig war wie ein übellauniger Bär, wirkte er trotzdem beinahe klein. »Lassen Sie uns in Ruhe, Sie haben schon genug Unglück über Ihre Nichte gebracht!«
    Doch Ingram dachte gar nicht daran, der Aufforderung Folge zu leisten. Mit einem wütenden Knurren trat er vor, packte Ben und stieß ihn einfach zur Seite.
    Dann griff er nach Mays Handgelenk und wollte sie mit sich ziehen.
    In diesem Moment befreite sie sich aus der inneren Erstarrung, die von ihr Besitz ergriffen hatte. Sie wollte nicht wieder zurück nach Emerald Downs, zurück in ihr Gefängnis, in dem sie so viele Jahre ihres Lebens zugebracht und darüber beinahe vergessen hatte, was es bedeutete, frei zu sein.
    »Nein!«, schrie sie und wehrte sich nach Leibeskräften. Aber Onkel Ingram konnte über ihre Anstrengungen nur müde lächeln. Mit der freien Hand holte er aus und versetzte ihr eine schallende Ohrfeige, die sie zu Boden gehen ließ. Einen Moment lang sah May nur Sterne, und in ihrem Kopf rauschte es so laut, als würde direkt neben ihr ein Wasserfall in die Tiefe stürzen.
    Als sich ihr Blick wieder klärte, sah sie Ben und ihren Onkelgegeneinander kämpfen. In der Nähe standen Leute, doch niemand machte Anstalten, schlichtend einzugreifen.
    Es war ein mehr als ungleicher Kampf. Ben hatte sich von hinten auf Ingrams Rücken geschwungen und versuchte verzweifelt, den größeren und stärkeren Mann zu ermüden. Der schlug mit seinen gewaltigen Pranken nach ihm, verfehlte ihn jedoch zumeist.
    Doch die Schläge, die ihr Ziel trafen, gingen nicht spurlos an Ben vorüber, und May erkannte, dass er sich nur noch mit Mühe festklammern konnte. Er würde Ingram unterliegen, und dann war alles aus.
    Es würde keine Hochzeit geben, keine gemeinsame Zukunft, kein Leben in Freiheit …
    May nahm all ihren Mut zusammen und lief auf die Kämpfenden zu. In dem Moment, in dem sie sie erreichte, holte Ingram in einem weiten Bogen mit der Faust aus, um erneut nach Ben zu schlagen.
    Dabei traf er May an der Schläfe.
    Der Schmerz dauerte nur wenige Sekunden, dann wurde es schwarz um sie herum. May merkte nicht einmal mehr, wie sie hart auf dem Boden aufschlug.
    Ihr letzter Gedanke galt Ben.

 
    4
    Dumpfe Stimmen hallten durch die Dunkelheit. Sie sagten Dinge, die Shelly nicht verstehen konnte. Es war,

Weitere Kostenlose Bücher