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Das Geheimnis der Maori-Frau (German Edition)

Das Geheimnis der Maori-Frau (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Maori-Frau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Stevens
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dein Bruder! Dein eigen Fleisch und Blut!«
    »Ja, das war er – bis zu dem Zeitpunkt, an dem er beschlossen hat, Schande über die ganze Familie zu bringen!«, entgegnete ihr Mann aufgebracht. »Er kannte die Konsequenzen seines Tuns genau. Es war seine Entscheidung, sich von uns abzuwenden, Frau! Jetzt haben er und das kleine Flittchen, das er seine Ehefrau nannte, ihre gerechte Strafe bekommen! Da kannst du nicht von mir erwarten, dass ich ihren Tod betrauere!«
    Seine Mutter atmete scharf ein. Sie starrte ihren Mann an, als könnte sie nicht fassen, was er da von sich gab. Und auch Callum war erschüttert. Nicht so sehr über das, was sein Vater sagte, denn davon verstand er nur die Hälfte. Was er aber sehr wohl begriff, war, dass die Rede von seinem Onkel Ian sein musste, dem jüngeren Bruder seines Vaters.
    Er erinnerte sich nur schemenhaft an Ian, da dieser Emerald Downs bereits verlassen hatte, als Callum noch ganz klein gewesen war. Seine Eltern machten ein großes Geheimnis um ihn, sodass Callum natürlich erst recht neugierig geworden war. Aus den Erzählungen der Hausangestellten und Farmarbeiter wusste er, dass sein Onkel ein fröhlicher und lebenslustiger Mensch gewesen war – ganz anders also als sein älterer Bruder.
    Wie oft hatte Callum heimlich davon geträumt, dass Onkel Ian eines Tages kommen und ihm sagen würde, dass er in Wirklichkeit sein Vater war. In seiner Fantasie nahm er ihn dann mit sich, und sie lebten glücklich und zufrieden an irgendeinem wunderbaren Ort, an dem es niemanden interessierte, ob man Schmutzränder unter den Fingernägeln oder Schlammspritzer auf der Sonntagshose hatte.
    Natürlich wusste Callum inzwischen, dass es dazu niemals kommen würde. Trotzdem traf ihn die Nachricht, dass Onkel Ian gestorben war, wie ein Schock.
    »Und das Mädchen?«, fragte seine Mutter leise und riss ihn damit aus seinen Gedanken. »Was wird aus dem kleinen Mädchen?«
    Ingram verzog unwillig das Gesicht. »Hast du das Kind gesehen? Es sieht aus wie … sie !«
    Callums Mutter erhob sich aus dem Lehnstuhl und trat auf ihren Mann zu. Der Taft ihres hochgeschlossenen schwarzen Kleids raschelte bei jedem Schritt. »Sie ist deine Nichte, Ingram«, sagte sie und begegnete seinem Blick fest. Es war das erste Mal, solange Callum zurückdenken konnte, dass sie sich dem Willen seines Vaters nicht stillschweigend beugte. »Und du kannst sie nicht für die Fehler ihrer Eltern bestrafen.«
    »Willst du unsere Familie wirklich dem Spott der Leute aussetzen? Jeder wird sofort erkennen, was sie ist! Diese Schande ist …«
    »Genug!«, fiel Caroline ihm brüsk ins Wort. Das hatte sie noch nie getan, und Callum bewunderte seine Mutter für ihren Mut. Er konnte sich nicht vorstellen, jemals auf diese Weise mit seinem Vater zu sprechen. »Ich habe nichts gesagt, als du deinen eigenen Bruder aus dem Haus gejagt hast. Es hat mir beinahe das Herz zerrissen, doch ich hielt es für besser,mich nicht in deine Angelegenheiten einzumischen. Aber ich werde nicht zulassen, dass du dieses unschuldige Kind, das gerade erst seine Eltern verloren hat, im Stich lässt, hörst du? Ja, es stimmt, in ihren Adern fließt Maori-Blut. Aber hast du dich in letzter Zeit einmal umgesehen, Ingram? Die Welt hat sich in den vergangenen fünfzig Jahren verändert. Viele unserer Nachbarn sind verwandtschaftlich mit Maori verbandelt. Mischehen sind heute keine Seltenheit mehr!«
    Als sie geendet hatte, herrschte eisiges Schweigen. Es war so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können, und Callum wagte kaum zu atmen.
    »Also schön«, sagte Ingram schließlich. »Das Mädchen bleibt da – aber ich werde dafür sorgen, dass kein Mensch sie jemals zu Gesicht bekommt.«
    Callum fragte sich, wie sein Vater das wohl gemeint hatte.
    Er sollte es schon bald herausfinden.

 
    4
    »So eine Unverschämtheit!«
    Wütend und frustriert trat Shelly aus dem Gebäude der Jobvermittlung und schlug die Tür hinter sich zu. Sie konnte einfach nicht fassen, dass sie schon wieder einfach so abgeblitzt war. Über eine halbe Stunde hatte sie mit dem Mann hinter dem Schalter diskutiert – erfolglos. Sie würde keine Arbeiter bekommen. Angeblich, weil keine zur Verfügung standen.
    Eine Begründung, die Shelly inzwischen, vier Wochen nach ihrer Ankunft in Aorakau Valley, nicht mehr glauben konnte. Die heiße Phase der Schafschur war vorüber und somitauch der Bedarf an Hilfskräften auf den großen Farmen. Dennoch bekam sie jedes Mal,

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