Das Geheimnis der Maori-Frau (German Edition)
freundlich zu mir, vielleicht kann ich Ihnen ebenfalls helfen.«
Shelly horchte auf. »Sagen Sie bloß, Sie kennen Arbeiter, die bereit wären, für mich tätig zu werden.«
»Ob ich Arbeiter kenne?« Wieder lachte er, und seine hellblauen Augen leuchteten. »Nun, ich würde eher sagen, ich bin einer. Ich habe bis vor einer Woche zusammen mit meinem Bruder Jessie und seinen Jungs auf der Farm vom jungen Reardon geschuftet. Sie brauchen geschickte Handwerker?« Er deutete ein Salutieren an. »Nun, ich würde sagen, Sie haben soeben welche gefunden, Ma’am!«
»Zieh dich doch schon mal aus, ich geh nur noch rasch unter die Dusche …« Helen warf Josh einen anzüglichen Blick zu und verschwand mit schwingenden Hüften durch die Tür ins angrenzende Badezimmer.
Josh setzte sich auf den Rand von Helens großem Wasserbett und beugte sich herunter. Er öffnete die Schnürsenkel, zog sich die schweren Stiefel von den Füßen und ließ sie zu Boden fallen. Dann hielt er inne und lehnte sich zurück.
Er war hergekommen, um mit Helen einen langen, anstrengenden Tag auf der Weide entspannt ausklingen zu lassen. Doch als er nun die Augen schloss, erblickte er das Gesicht einer anderen Frau vor sich. Einer Frau mit seidigem rotblondem Haar, sinnlichen Lippen und den aufregendsten veilchenblauen Augen, die er je gesehen hatte.
Shelly Makepeace.
Sein schlechtes Gewissen regte sich. Was tat er hier eigentlich? Wollte er wirklich mit Helen ins Bett gehen, während er dabei an eine andere dachte? Nein, das war ihr gegenüber einfach nicht fair! Außerdem war er jetzt nicht mehr in der richtigen Stimmung.
Josh verstand ja selbst nicht, was auf einmal mit ihm los war. Es irritierte ihn, dass er ständig an Shelly denken musste, obwohl er sie kaum kannte. So etwas war sonst überhaupt nicht seine Art!
Aber was auch immer der Grund sein mochte – er konnte heute Abend auf keinen Fall bei Helen bleiben. Und so setzte er sich auf und fing an, seine Stiefel wieder anzuziehen. In dem Moment trat Helen aus dem Bad. Sie trug lediglich ein Saunatuch, das sie sich um den Körper geschlungen hatte. Ihr Lächeln verblasste, als sie sah, was Josh tat.
»Was machst du denn da?« Sie sah ihn stirnrunzelnd an. »Willst du etwa schon wieder weg?«
Seufzend fuhr Josh sich durchs Haar. »Tut mir leid, aber ich fürchte, das hat heute keinen Sinn. Ich habe heute einfach keinen Kopf für so etwas.«
Helens Mundwinkel zuckten. »Ach, wenn es bloß das ist – ich kann dir gerne helfen, dich zu entspannen.«
Doch Josh schüttelte den Kopf und stand auf. »Nein, wirklich nicht, Helen. Ein anderes Mal, okay?«
»Also, das ist ja wohl …« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte ihn ärgerlich an. »Was bin ich eigentlich für dich? Ein netter Zeitvertreib, wenn dir gerade danach ist? Tut mir leid, mein Lieber, aber so läuft das nicht!«
Nach einer Grundsatzdiskussion stand Josh nun wirklich nicht der Sinn. Er wusste, es war unhöflich, doch er drehte sich einfach um und ging.
»Josh!«, rief Helen hinter ihm her. »Verdammt, komm zurück! Du kannst doch jetzt nicht einfach so gehen!«
Josh ließ die Haustür hinter sich zufallen und atmete tief durch. Dann ging er zu seinem Wagen, ohne noch einmal zurückzublicken.
»Ich kann noch immer nicht glauben, dass wir es tatsächlich geschafft haben!«, sagte Shelly keine sechs Tage später ungläubig. Sie stand vor dem Vorratsspeicher, dessen Dach noch vor weniger als einer Woche massiv einsturzgefährdet gewesen war. Doch dank Lenny McMahon gehörte dieser Zustand nun der Geschichte an.
Er hatte nicht nur sein Versprechen gehalten, selbst mit auf der Farm anzupacken, sondern auch noch eine Mannschaft von gut einem Dutzend Arbeiter zusammengetrommelt, mit deren Hilfe die Instandsetzung des Daches ein regelrechtes Kinderspiel gewesen war. Und das, obwohl sich gut die Hälfte der Männer schon am zweiten Tag nicht mehr auf der Baustelle hatten blicken lassen. Wem sie das zu verdanken hatte, konnte Shelly sich an einer Hand ausrechnen. Trotzdem war sie mehr als zufrieden mit dem, was sie erreicht hatten. Wenn es in dem Tempo weiterging, würden sie die Farm viel früher als erwartet in ein wahres Juwel verwandelt haben.
»Schon gar nicht innerhalb dieser kurzen Zeit«, erwiderte Emily und nickte zustimmend. »Ich muss schon sagen: Die Brüder McMahon und ihre Leute haben sich eine kleine Belohnung wirklich verdient. Aber jetzt sollten wir uns beeilen, sonst rücken die Männer an,
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