Das Geheimnis der Maori-Frau (German Edition)
ist Shelly Makepeace.«
»Cora Miller.« Die Frau zögerte, schlug dann aber der Höflichkeit halber doch ein. »Ich weiß, wer Sie sind. Jeder hier im Tal weiß das. Wissen Sie, es kommen nicht gerade häufig Fremde nach Aorakau Valley.« Sie machte eine kurze Pause. »Schon gar nicht solche, die eine derartige Aufmerksamkeit erregen.«
»Aufmerksamkeit erregen? Ich?«
»Ach, jetzt tun Sie doch nicht so.« Cora schüttelte den Kopf. »Als wüssten Sie nicht ganz genau, wovon ich spreche! Ihre Familie hat Aorakau Valley vor mehr als sechzig Jahren verlassen, und seitdem war dies ein friedliches Tal. Verstehen Sie denn nicht? Wir brauchen keine Makepeace hier, die unseren Frieden stören. Warum verkaufen Sie nicht einfach andie Woods und verschwinden von hier, ehe Sie sich und andere noch ins Unglück stürzen?«
Shelly schluckte. Sie war inzwischen daran gewöhnt, dass die Leute in Aorakau Valley sie nicht gerade mit offenen Armen empfingen. Die Atmosphäre, die ihr entgegenschlug, war von Misstrauen und Argwohn geprägt. Keiner glaubte, dass sie auch nur die geringste Chance hatte, sich gegen die Woods durchzusetzen. Und niemand wollte die reichste und einflussreichste Familie im ganzen Tal gegen sich aufbringen.
Das war der wahre Grund, warum sie alles Material für die Renovierung der Farm aufwendig in den Nachbarorten beschaffen musste. Warum das Kreditkartengerät immer gerade dann kaputt war, wenn sie in dem kleinen Supermarkt am Sutton Square bezahlen wollte, obwohl es bei der Kundin vor ihr noch tadellos funktioniert hatte. Und vor allem, warum sie keine Hilfskräfte für die Instandsetzung der Farm bekam.
Gerade die Saisonarbeiter waren darauf angewiesen, auch im nächsten Jahr wieder auf Emerald Downs arbeiten zu können. Die meisten von ihnen hatten Familie zu ernähren und Hypotheken abzuzahlen. Es waren hart arbeitende Männer, die sich ohnehin bereits am Existenzminimum bewegten. Shelly konnte verstehen, dass sie nicht bereit waren, ein Risiko einzugehen.
Doch diese Erkenntnis machte es auch nicht leichter für sie.
Cora Miller hatte sich wieder ihrer Zeitung zugewandt und zog es vor, Shelly einfach zu ignorieren. Der war die Lust auf einen Kaffee gründlich vergangen. Sie wollte gerade zahlen, als der junge Mann neben sie trat, sich über die Theke lehnte und leise etwas zu Cora sagte.
Deren Miene verfinsterte sich sogleich. »Du tickst ja wohlnicht richtig, McMahon!« Sie tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn. »Als ob ich einen von euch Nichtsnutzen anschreiben lassen würde! Nee, nix da – wenn du deinen Kaffee nicht zahlen kannst, dann solltest du auch nichts bestellen!« Sie griff nach dem Hörer des Telefons, das neben der Registrierkasse stand. »Ich rufe jetzt Sheriff Hawthorne an. Wozu bezahle ich schließlich Steuern?«
»Bitte, Cora, muss das denn so laut sein?«, protestierte der junge Mann und blickte sich unbehaglich um. »Es geht doch nur um einen läppischen Kaffee. In spätestens einer halben Stunde bin ich zurück und zahle ihn dir – versprochen!«
Shelly runzelte die Stirn. Normalerweise mischte sie sich nicht in die Angelegenheiten anderer Leute ein, aber der Junge tat ihr irgendwie leid. »Nicht nötig«, sagte sie deshalb spontan. »Ich übernehme das für Sie.« Sie wandte sich an Cora. »Was macht das zusammen?«
Das Gesicht der Barbesitzerin drückte deutliches Missfallen aus, doch schließlich zuckte sie die Schultern und nannte die Summe.
Nachdem Shelly bezahlt hatte, verabschiedete sie sich mit einem knappen Kopfnicken und verließ das Cora’s . Sie war noch nicht weit gekommen, da hörte sie eilige Schritte hinter sich. »Hey, Miss, warten Sie!« Der Junge, dem sie eben geholfen hatte, überholte sie und hielt sie mit einer leichten Berührung am Arm zurück. »Bitte, ich hatte ja noch gar keine Gelegenheit, Ihnen zu danken.«
»Ach, das war doch nichts«, widersprach Shelly. »Der eine Kaffee …«
»Sie brauchen es gar nicht herunterspielen. Ohne Sie hätte ich in ernsthafte Schwierigkeiten kommen können.« Er fuhr sich mit einem verlegenen Lächeln durchs Haar. »Cora mag mich nicht besonders, und bei Sheriff Hawthorne habe ichauch nicht gerade einen Stein im Brett. Ach, ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt.« Er reichte ihr die Hand. »Mein Name ist Lenny McMahon.«
»Freut mich, Mr McMahon.«
Er lachte. »Sie können mich ruhig Lenny nennen, Ma’am. Ich habe vorhin zufällig mitbekommen, dass Sie Hilfskräfte suchen. Sie waren so
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