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Das Geheimnis der Maori-Frau (German Edition)

Das Geheimnis der Maori-Frau (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Maori-Frau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Stevens
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überschaubare Herde anschafften, brauchten sie vorerst keine neuen Arbeiter einzustellen. Und sie war doch schließlich nach Neuseeland gekommen, um ganz von vorn anzufangen, oder etwa nicht?
    Und so war sie am vergangenen Wochenende auf den großen Viehmarkt von Palmerston gefahren, der einmal jährlich veranstaltet wurde. Eigentlich hatte Hal sie begleiten wollen, doch da er tags zuvor plötzlich hohes Fieber und Schüttelfrost bekommen hatte, war er ausgefallen. Und weil Lenny wegen der Hochzeit eines Cousins das ganze Wochenende in Invercargill verbrachte, hatte sich Shelly kurzerhand allein auf den Weg gemacht.
    Auf dem Viehmarkt war ihr dann recht schnell klar geworden, dass sie noch sehr viel lernen musste. Sie hatte ja keine Ahnung gehabt, wie viele verschiedene Rassen von Schafen es gab! Die Palette reichte von Merinos über Rambouillets bis hin zu Suffolk–, Leicester- und Targheeschafen.
    Ebenso unterschiedlich wie die Namen und rassenspezifischenEigenschaften der Tiere waren auch die Preise, die für sie erzielt wurden. Am Ende des Tages schwirrte Shelly der Kopf vor lauter Bezeichnungen und Zahlen – eine Herde für ihre Farm aber hatte sie noch immer nicht.
    Sie war kurz schon davor gewesen, nach Hause zu fahren und ihre Niederlage einzugestehen, als sie Percy Goodspeed begegnete. Der hilfsbereite junge Mann arbeitete für einen der größten Züchter, der auf dem Viehmarkt sowohl ein- als auch verkaufte. Er hatte Shelly erklärt, dass sein Job darin bestand, für die beste Ware den niedrigstmöglichen Preis auszuhandeln. Natürlich hatte er als Experte Shellys Unsicherheit gleich bemerkt und sie unter seine Fittiche genommen. Ihm verdankte sie auch den Kontakt zu einem Züchter aus Manapouri, der ihr nach kurzer Rücksprache mit Percy ein wirklich gutes Angebot für eine kleine Herde aus drei Dutzend Tieren gemacht hatte, auf das sie sofort eingegangen war.
    Und heute war es endlich so weit – der Transporter mit den Schafen musste jeden Moment eintreffen. Shelly freute sich schon darauf, Hals Gesicht zu sehen. Er hatte zwar nichts gesagt, aber die Skepsis war ihm überdeutlich anzumerken gewesen. Ihm hatte es von Anfang an nicht gefallen, dass sie auf eigene Faust zum Viehmarkt gefahren war.
    »Wenn ich mich nicht täusche, kommt dort hinten Ihre Lieferung.«
    Die Stimme hinter ihr riss sie aus ihren Überlegungen. Es war Hal, der aus dem Haus gekommen war und nun zu ihr an die Brüstung der Veranda trat. Wenn man vom Teufel spricht …
    Jetzt bemerkte auch Shelly den Truck, der sich auf der holprigen Zufahrtsstraße der Farm näherte. Sie war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie ihren großen Moment beinahe verpasst hätte.
    »Fühlen Sie sich schon wieder fit genug, um aufzustehen?«, erkundigte sie sich.
    Missbilligend verzog Hal das Gesicht. »Mag sein, dass ich ein alter Mann bin, aber deshalb muss ich noch lange nicht mit Samthandschuhen angefasst werden. Zum Ausruhen bleibt mir noch genug Zeit, wenn ich tot bin.«
    Shelly unterdrückte ein Schmunzeln. »Natürlich, entschuldigen Sie bitte – mein Fehler …«
    Seite an Seite traten sie auf den Hof hinaus, als der Wagen zwei Minuten später vor dem Haus vorfuhr. Zum ersten Mal seit vielen Jahrzehnten war auf der Makepeace-Farm wieder das Blöken von Schafen zu hören. Es war ein infernalischer Lärm, aber in Shellys Ohren klang es beinahe wie Musik. Mit Ruhe und Frieden ist es jetzt erst einmal vorbei, dachte sie lächelnd, doch die Vorstellung schreckte sie keineswegs. Im Gegenteil: Es war ein Zeichen dafür, dass die Dinge vorangingen. Ein Zeichen des Neubeginns. Sie und die Kinder waren endgültig in Neuseeland angekommen. Jetzt konnte ihr neues Leben beginnen.
    Während Shelly zum Fahrer des Trucks ging, um die Lieferpapiere zu unterzeichnen, trat Hal ans hintere Ende des Fahrzeugs und begutachtete die Tiere.
    »Sind das nicht ganz prächtige Exemplare?«, rief sie ihm zu. »Und kerngesund! Davon habe ich mich auf dem Viehmarkt selbst überzeugt.« Sie nahm die Durchschläge der Dokumente entgegen und drehte sich freudestrahlend zu Hal um, der gerade auf sie zukam – doch ihr Lächeln gefror angesichts seiner ernsten Miene.
    »Sagen Sie nicht, dass das«, er deutete nach hinten zum Anhänger des Trucks, »die Schafe sind, die Sie bei der Viehauktion gekauft haben!«
    »Doch, natürlich, ich meine …« Sie drückte ihm die Papierein die Hand und eilte zum Ende des Fahrzeugs. Das Herz klopfte ihr vor Aufregung bis zum Hals.

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