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Das Geheimnis der Maurin

Das Geheimnis der Maurin

Titel: Das Geheimnis der Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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dürfen doch genauso wenig zu einem anderen Glauben übertreten wie wir, und das wissen die Christen auch!«
    Raschid erhob sich und versuchte noch einmal, Deborah Zahra abzunehmen, und diesmal ließ sie es geschehen. »Raschid!«, entfuhr es gequält ihrer Brust. »Raschid, bitte, ich kann das nicht, lieber sterbe ich!«
    Raschid wiegte sie in den Armen, auch ihm traten Tränen in die Augen. »Talavera hat mir versichert, dass er alles in seiner Macht Stehende versuchen wird, dass dieses Edikt wieder aufgehoben wird. Gleich morgen wird er mit der Königin reden. Noch dürfen wir die Hoffnung nicht aufgeben, dass doch noch alles wieder gut wird!«
    »Aber wie kommt es denn überhaupt dazu, dass die Juden plötzlich ausgewiesen werden sollen?«, fragte Zahra mit wachsender Verzweiflung.
    »Sie nehmen den angeblichen Ritualmord von La Guardia als Vorwand«, erklang da eine Männerstimme hinter ihnen. Ungläubig fuhr Zahra herum, es war in der Tat Jaime, der dort stand und zu ihnen sprach. Freude schoss in ihr hoch, eine Freude, die so groß war, dass sie am liebsten sofort auf ihn zugestürmt wäre, doch dann sah sie, wie abweisend Jaime sie anblickte, und wagte es nicht. Jaime, Jaime!, pochte es in ihrem Kopf, doch da wandte er bereits den Blick von ihr und ging zu Raschid, um diesen, wie zwischen ihnen üblich, mit einer knappen Umarmung und einem Schulterklopfen zu begrüßen. Anschließend murmelte er zu Zainab und Deborah hin ein »Friede sei mit euch«, berührte dabei, wie es Sitte war, mit der linken Hand Brust und Stirn und wandte sich wieder Raschid zu, ohne Zahra auch nur anzusehen. »Und was wollt ihr jetzt machen?«
    Raschid wies mit dem Kinn auf Deborah. »Zunächst abwarten. Ich hoffe, dass Talavera genug Einfluss hat, damit dieses Edikt wieder zurückgenommen wird. Außerdem habe ich gehört, dass auch verschiedene Juden, allen voran Seneor und Abravanel, bei den Königen vorstellig werden wollen.«
    »Sie werden es schwer haben, sich Gehör zu verschaffen. Immerhin steht Torquemada selbst hinter dem Edikt, und sein Einfluss auf die Königin ist und war schon immer sehr groß.«
    »Aber auch Talavera steht der Königin nahe!«, beharrte Raschid. »Über das Ganze ist noch lange nicht das letzte Wort gesprochen!«
    Er küsste Deborah aufs Haar, half ihr auf und machte sich daran, sie nach oben zu begleiten. Zainab folgte ihnen. Als die Tür hinter ihnen zufiel und Zahra sich mit Jaime allein im Raum sah, schnürte es ihr den Hals zu, und mit einem Mal wagte auch sie nicht mehr, zu ihm hinzusehen. Sie registrierte, wie Jaime in dem Zimmer umherschritt, mit dem Gesicht zum Fenster stehen blieb und brummte: »Du … du musst mir glauben, dass ich es zutiefst bedaure, dass es zu diesem Edikt gekommen ist.«
    Zahra nickte, wollte etwas erwidern, wenigstens ein »Das glaube ich dir« sagen, brachte aber keinen Ton heraus.
    »Ich …« Jaime strich sich die Locken aus der Stirn. »Ich hätte es niemals für möglich gehalten, dass sich die Könige zu so einem Schritt entschließen könnten, und ich hoffe inständig, dass Talavera oder Abravanel das Edikt zu Fall bringen können!«
    »Bist … bist du nur gekommen, um … um das zu sagen?«, erwiderte Zahra mit dünner Stimme, und als sich in diesem Moment ihre Blicke begegneten, durchfuhr sie ein so heißer Strom, dass sie wusste: Was auch immer Jaime bei ihrer letzten Begegnung gesagt hatte, was auch immer er je tun würde – niemals würde sie aufhören, ihn mit der ganzen Kraft ihres Herzens zu lieben. Wie glühendes Eisen sank der Blick aus seinen tiefgrünen Augen in sie hinein und brannte sich in ihr fest, und obwohl sie wusste, dass es vieles gab, was sie klären mussten, und es als falsch und unvernünftig empfand, wünschte sie sich in diesem Moment nichts anderes, als in seinen Armen zu versinken. Aber Jaime sah sie nur an, und er antwortete auch nicht, sondern wandte sich von ihr ab. Er ging zu dem kleinen Tisch, schenkte sich einen Becher Granatapfelsaft ein und leerte ihn in einem Zug. Zahra raffte ihr Umschlagtuch höher über der Brust zusammen, als sei ihr mit einem Mal kalt.
    »Das Edikt war allerdings ein Grund dafür, dass ich gekommen bin«, antwortete Jaime ihr nun doch noch, »aber es war nicht der einzige.«
    Er sah wieder zu Zahra, woraufhin diese rasch den Blick senkte und unsichtbare Flusen von ihrem Umschlagtuch strich. Jaime trat auf sie zu. »Verdammt, Zahra, ich … ich kann doch auch nichts dafür, dass die Dinge jetzt so

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