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Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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Schlaf vor dem morgigen Tag, an dem in seiner zur Folterkammer zweckentfremdeten Schmiede das Hexengeständnis der Medica erzwungen werden sollte.
    Unruhig lief der Graf in seinem Arbeitszimmer auf und ab, sein Schwager Chassim saß bei ihm. Auf Graf Georgs Einspruch hin hatte man Chassim nicht eingesperrt, aber eine Anklage war ihm sicher. Chassim war überzeugt davon, dass die ganze Familie von Landskron der Ketzerei angeklagt werden würde, von jetzt an kannte der Erzbischof kein Halten mehr. Graf Georg hatte von dem Plan erfahren, den Chassim zusammen mit Anna entwickelt hatte, seit feststand, dass sie vor Gericht kommen würde. Es war ein Notfallplan, aber dieser Notfall war nun eingetreten, daran zweifelten die beiden Männer nicht. Chassim erklärte, das er den Plan, koste es, was es wolle, durchführen würde und die Vorbereitungen ohnehin schon längst abgeschlossen waren. Graf Georg ließ sich überzeugen, denn er fühlte sich vom Erzbischof und dessen Auftreten bei Gericht derart übergangen und lächerlich gemacht, dass nur noch abgrundtiefe Verachtung und unstillbarer Groll gegen Konrad von Hochstaden in seinem Herzen war. Er würde Chassim bei seinem Plan helfen, selbst wenn das unabsehbare Folgen nach sich ziehen würde. Aber er konnte vor sich und seiner Frau nicht verantworten, dass seinem Schwager der Prozess gemacht und die Medica, der er so viel zu verdanken hatte, unschuldig in seinem Burghof verbrannt wurde. Keinesfalls wollte er sich zum willfährigen Werkzeug des Inquisitors degradieren lassen. Nein, er würde lieber kämpfen und sich der brutalen Willkürherrschaft, die der Erzbischof in der Landskron’schen Grafschaft mit Hilfe seiner Autorität als Inquisitor errichtet hatte, mit aller Kraft entgegenstemmen.
    * * *
    Anna saß hinter dicken Eisengittern im Verlies unter dem Bergfried. Sie konnte kein Auge zu tun. Nicht nur, weil es fürchterlich zog, kalt und feucht war, die Aufregungen der tumultuösen Verhandlung waren nicht spurlos an ihr vorübergegangen. Mit etlichen unverfrorenen Anschuldigungen hatte sie gerechnet, aber eine solch abgefeimte, heuchlerische und hinterlistige Beweisführung, wie sie der Erzbischof mit der öffentlichen Zurschaustellung ihrer Liebe zu Chassim dargeboten hatte – damit hätte sie in ihren schlimmsten Alpträumen nicht gerechnet.
    Fackeln warfen ihr flackerndes Licht in das Verlies, und es war so still wie in einer Gruft. Nur ab und zu konnte sie das trippelnde Huschen und Fiepen von Ratten vernehmen, die hier unten ihr Unwesen trieben. Wenn Chassim doch nur käme! Oder war er am Ende auch eingesperrt worden? Er würde alles tun, um ihren Plan, den sie für den Notfall geschmiedet hatten, in die Tat umzusetzen, da war sie sich sicher. Aber dazu musste sein Schwager, der Graf, bereit sein, sich zum Komplizen zu machen. Wenn nicht … daran wagte Anna gar nicht zu denken. Sie betete mit einer noch nie gekannten Inbrunst und Heftigkeit zu Gott und fand seltsamerweise Trost darin.
    * * *
    Als sich Konrad von Hochstaden endlich zu Bett begeben hatte, vergegenwärtigte er sich noch einmal die Ereignisse des Tages und stellte fest, dass er mit sich zufrieden sein konnte. Der Großteil der Arbeit war vollbracht. Das, was noch getan werden musste, sollte ihm nur noch reines Vergnügen sein.
    Morgen würde er die ganze Angelegenheit mit einem Paukenschlag zu einem befriedigenden Ende bringen, sein Neffe hatte schon die Scheiterhaufen errichten lassen, da, wo er sie stehen haben wollte, auf dem höchsten Punkt des Innenhofes. Zwei Scheiterhaufen, weil er die Medica zusammen mit ihrer Magd dem Feuer übergeben wollte. Diese Berbelin musste er nicht erst verhören, ihre Stummheit war Zeichen genug, dass sie vom Teufel besessen war. Wer wusste schon, ob ihr die Flammen nicht die Zunge zu lösen in der Lage waren und sie plötzlich zu schreien anfing. Das würde ein interessantes Experiment werden. Der Gedanke daran erheiterte ihn und ließ ihn in den wohlverdienten Schlaf hinübergleiten.
    * * *
    Anna schreckte hoch. War sie vor Erschöpfung eingenickt und hatte geträumt, oder hatte sie tatsächlich ein Geräusch gehört? Sie setzte sich in ihrer Ecke auf, wo sie mühsam etwas Stroh zusammengekratzt und es als notdürftige Unterlage benutzt hatte. Da war es wieder – ein abgehacktes Schlurfen und ein Ticken. Chassim? Sie stürzte ans Gitter und spähte in die dunkle Ecke, wo die versteckte Tür war, hinter der die Treppe zum dritten Stock des Turmes

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