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Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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sein und machte eine einladende Handbewegung.
    »Darf ich Euch bitten, mir zu folgen? Euer Neffe kann sich uns gleich anschließen. Das, was wir zu besprechen haben, geht auch ihn etwas an.«
    Der Erzbischof und sein Neffe tauschten einen verwunderten Blick. Für einen winzigen Moment war Konrad von Hochstaden verunsichert, aber er hatte sich schnell wieder in der Gewalt und sprach: »Wenn das eine üble Narretei sein soll, Graf von Landskron, dann könnt Ihr sicher sein, dass dies Konsequenzen für alle Beteiligten nach sich zieht.«
    »Nein, Eure Eminenz, ich versichere Euch, es handelt sich um eine Angelegenheit von tödlichem Ernst. Bitte …«
    Der Graf ging voraus und geradewegs auf den Eingang der Burgkapelle zu, ohne sich weiter zu vergewissern, ob der Erzbischof und sein Neffe ihm auch folgten.
    Durch den Affront schon bis aufs Blut gereizt, blaffte der Erzbischof Gero an: »Steck deine Waffe weg und komm«, bevor er hinter dem Grafen hermarschierte und schließlich die Burgkapelle betrat.
    Als sie im Inneren der düsteren Kapelle standen, schloss eine gräfliche Wache die Tür hinter ihnen. Gero schien gleich wieder sein Schwert ziehen zu wollen, aber eine Geste des Erzbischofs ließ ihn mitten in der Bewegung innehalten. Sie wurden erwartet. Links und rechts vom Mittelgang standen der Graf, dessen Gattin, die Medica, Junker Chassim, die Magd der Medica, sodann ein riesiger Mönch, der dem Erzbischof unbekannt war, und ein alter, bärtiger Mann mit einer Brandnarbe.
    Niemand sagte etwas zur Begrüßung, niemand stellte die Anwesenden vor, es herrschte eine überaus beklemmende, erwartungsvolle Atmosphäre, bis der Erzbischof herrisch die Stille durchbrach.
    »Was soll das? Wieso läuft diese Hexe frei herum? Wer erlaubt sich, meinen Befehlen zuwiderzuhandeln?«
    Der Graf ergriff das Wort. »Ich bin von den hier Versammelten damit beauftragt, Eure Eminenz, in ihrem Namen zu sprechen. Es geht um die Medica. Wenn ich Euch erzähle, was sich in der Vergangenheit zugetragen hat und wofür wir eindeutige Aussagen eines Zeugen sowie Beweise und Urkunden vorlegen können, werdet Ihr Anna Ahrweiler, ihre Herkunft und ihre Tätigkeit in einem ganz anderen Licht sehen und Eure Meinung über sie ändern müssen. Also hört mich an.«
    Der Erzbischof schüttelte den Kopf. »Ich denke gar nicht daran. Ich werde euch alle, wie ihr hier steht, von meinen Männern festnehmen und einsperren lassen. Gero, wir gehen. Und sollte uns jemand daran hindern, dann machst du von deinem Schwert Gebrauch.«
    Konrad von Hochstaden drehte sich um und wollte zum Ausgang, als ihm jemand mit scharfer Stimme hinterherrief: »Wenn Ihr jetzt hinausgeht, wird alle Welt erfahren, dass Ihr mein Onkel seid, Konrad von Hochstaden! Ihr habt eine Hexe zur Nichte – wie gefällt Euch das, Eure Eminenz?!«
    Der Erzbischof blieb abrupt stehen, als habe ihn ein Pfeil geradewegs zwischen die Schulterblätter getroffen.
    »Was sagst du da, Anna aus Ahrweiler?« Er drehte sich zu ihr um. »Hoffst du etwa, du könntest mir mit deinen teuflischen Lügengeschichten Geist und Seele vergiften? Ich lasse mich von einer überführten Hexe wie dir nicht verleumden. Denkst du vielleicht, irgendjemand auf der Welt ist so töricht, deinen unverschämten und anmaßenden Worten, die dir nur der Leibhaftige eingeflüstert haben kann, Glauben zu schenken?«
    In diesem Augenblick überreichte ihm der Graf wortlos einen Stapel Urkunden und Briefe.
    * * *
    Aus Annas Augen blitzte es, als sie den Erzbischof lesen sah, so groß war der Triumph, den sie in diesem Moment verspürte, zu handfest und unwiderlegbar waren die Beweise, die der Erzbischof in den Händen hielt, zu unbestechlich, unbeirrbar und wahrhaftig der Zeuge, der sie mitgebracht hatte und der alles über Anna wusste. Niemand anderer als ihr tot geglaubter Vater war es, der zu ihrer Rettung geeilt war.
    Damals, als Anna im Fluss verschwand, war er von den wenigen Dorfleuten, die sich nicht an der Hinrichtung von Bruder Marian hatten ergötzen wollen, im letzten Moment aus seiner brennenden Kate gezogen worden. Für seine Frau, Annas Mutter, kam jedoch jede Hilfe zu spät. Die mitleidigen Nachbarn brachten den besinnungslosen Caspar daraufhin ins Kloster Heisterbach, wo man ihn gesund pflegte. Die Genesung war langwierig, so schwer waren seine Brandverletzungen. Als Dank für seine Rettung blieb Caspar als Laienbruder im Kloster. Im festen Glauben, Frau und Tochter seien tot, sah er seine Zukunft darin, fortan

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