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Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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ab, sahen sich verblüfft an und drehten sich um.
    Bei Annas Anblick sprang der Große wie von der Tarantel gestochen auf und schrie mit sich überschlagender Stimme: »Lepra! Der Kerl hat Lepra! Weg! Bloß weg hier!«
    Und schon rannte er davon. Sein Kumpan zögerte noch, offensichtlich war er schwerer von Begriff, bis auch er sich endlich bewegte und seinem Kumpan hinterherhetzte. Er sah noch einmal zurück, aber sein Gefährte zog ihn mit sich. Zusammen verschwanden sie in der Dunkelheit.
    Anna blickte ihnen nach, dann kniete sie nieder und sah im Schein der Fackel, die sie vom Lagerfeuer genommen hatte, dass sie dem Hünen nicht mehr helfen konnte. Sie hörte ein Stöhnen in ihrem Rücken und wandte sich dem älteren Mann am Planwagen zu, der sich den blutenden Kopf hielt und sich mühsam aufrichtete. »Wer bist du? Was ist mit meinem Diener?«
    »Ich bin Bruder Marian«, sagte Anna und half ihm auf die Beine. »Wenn das Euer Diener ist – er ist tot. Seid Ihr verletzt?«
    »Nein, nein, es ist nichts Schlimmes. Nur ein Schlag auf den Kopf.«
    »Lasst sehen – habt Ihr irgendwo ein sauberes Tuch?«, sagte sie, als sie die blutende Wunde an seinem Haarschopf entdeckte. Der Mann, er war etwa sechzig und hatte kurzgeschnittenes weißes Haar und einen silbrigen Bart, trug teure Kleidung und wankte ein wenig, als er ein weißes Tuch aus seiner Tasche zog und es Anna in die Hand drückte.
    Sie sagte: »Setzt Euch. Es ist nur eine Platzwunde. Hier, haltet die Fackel …«
    Der Mann ließ sich ächzend auf den Boden nieder, und Anna gab ihm ihre Fackel in die Hand. Dann tupfte sie seine Wunde vorsichtig mit dem Tuch ab, bevor sie es fest um seinen Kopf band.
    Plötzlich wurde ihr klar, was sie getan hatte. Sie hatte den Mann berührt. Und damit unweigerlich mit ihrer tödlichen Krankheit angesteckt!
    Anna stand abrupt auf, der Schreck stand ihr ins Gesicht geschrieben. Langsam wich sie zurück.
    »Es … es tut mir leid. Ich hätte Euch nicht anfassen dürfen. Oh Gott, ich wollte Euch doch nur helfen …«
    Die Glöckchen bimmelten vernehmlich, als sie zwei Schritte rückwärts machte. Der Mann schüttelte den Kopf, stand ächzend auf und kam mit der Fackel in der Hand auf sie zu.
    »Ich bin Medicus. Mein Name ist Aaron. Jetzt lass mich mal sehen!«
    Er hob die Fackel auf und leuchtete Anna ins Gesicht. Mit der freien Hand wischte er sanft die Asche ab, dann nahm er furchtlos und ohne den geringsten Anflug von Ekel ihre rechte Hand und streifte den Ärmel hoch, um die Schwären auf Annas Unterarm genauer zu untersuchen.
    »Lepra, hm?«, sagte er und zog einen kleinen Dolch aus einer Tasche.
    »Keine Angst, ich tue dir nichts. Du hast mir das Leben gerettet. Tut das weh?« Völlig unvermittelt stach er sie mit der Dolchspitze leicht in den Handballen.
    Anna schrie auf und zuckte zurück. In einer Mischung aus Verwirrung, Verwunderung und Angst blickte sie die kleine Schnittwunde an, aus der ein Blutstropfen herausquoll. Langsam und unsicher sah sie dem Medicus ins Gesicht, der zu ihrem Erstaunen lächelte, als er den Dolch wieder einsteckte.
    »Aha. Dachte ich es mir doch. Was du da hast, ist keine Lepra. Wenn du Lepra hättest, würdest du keinen Schmerz verspüren.«
    Anna starrte ihn verblüfft an. In ihrem Inneren krampfte sich alles zusammen.
    »Bitte, macht keine bösen Scherze mit mir, Herr«, sagte sie mit zitternder Stimme.
    »Bei Krankheiten pflege ich nie zu scherzen. Was du hast, ist ein böser Ausschlag. Ich werde dir eine Salbe geben. Dann bist du in einer Woche wieder gesund.«
    Anna war immer noch fassungslos. Dann blickte sie auf die Schwären an ihren Händen. Sie hatte keine Lepra? Erst ganz allmählich löste sich ihre Verkrampfung, und die wunderbare neue Erkenntnis sickerte in ihr Bewusstsein.
    Aber der Medicus ließ Anna keine Zeit zum Nachdenken. Er packte sie am Ärmel und zog sie mit sich. »Komm, wir sollten lieber machen, dass wir von hier verschwinden. Wer weiß, ob diese Wegelagerer nicht Verstärkung holen und zurückkommen.«
    Er begann, die Pferde vor den Wagen zu spannen. Anna half ihm dabei.
    »Was ist mit Eurem Diener?«, fragte sie.
    »Wir können ihn nicht einfach liegen lassen. Er hat sich geopfert, um mich zu verteidigen. Aber um ihn jetzt zu begraben, fehlt uns die Zeit. Hilfst du mir, ihn auf den Wagen zu packen?«
    Das war leichter gesagt als getan, aber zu zweit schafften sie es schließlich.
    Als der Planwagen mit Anna und dem Medicus auf dem Kutschbock davonfuhr, ging

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