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Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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draußen«, sagte sie leise.
    Aaron fasste nach ihrem Handgelenk und hielt sie zurück. »Du bleibst hier. Es geht auch dich an. Setz dich.«
    Anna wunderte sich über den ungewohnten Befehlston. Also wird es wohl ein sehr grundsätzliches Gespräch werden, dachte sie. Ein schlimmer Verdacht keimte in ihr auf. Sie hatte es immer schon gewusst: Nichts würde so bleiben, wie es war.
    Der Graf fragte Aaron: »Ihr seid beim Rabbi gewesen?«
    »Ja«, sagte Aaron.
    »Und? Was ist seine Meinung?«
    »Er hat den gleichen Verdacht geäußert wie Ihr. Ist es so schlimm?«
    »Schlimmer. Viel schlimmer. Ich befürchte, es dauert nicht mehr lange.«
    »Wie viel Zeit bleibt noch, was denkt Ihr?«
    »Zehn Tage, vielleicht zwei Wochen, länger nicht.«
    Anna war dem Gespräch mit höchster Aufmerksamkeit gefolgt, und ihr wurde klar, dass der Graf und ihr Medicus ständigen Kontakt miteinander haben mussten, von dem sie nichts geahnt hatte. Vielleicht tauschten sie Botschaften aus. Aber nein, das wäre viel zu gefährlich, sie könnten abgefangen werden und in die falschen Hände geraten.
    Der Graf sah seine Frau und Anna mit ernster Miene an. »Ihr müsst eines wissen: Es besteht die Gefahr, dass aus dem Gerücht, es komme bald zu einem Anschlag auf die Juden, schnell Wirklichkeit werden kann. Die Anzeichen mehren sich, der Unmut im Volk wird in unzähligen Predigten landauf und landab geschürt. Ein Funke genügt, und die Brandstifter haben erreicht, was sie wollen. Wenn erst ein Judenviertel brennt, breitet sich das schnell zu einem Flächenbrand aus, der nicht mehr gelöscht werden kann. Gegen diese Wut ist kein Kraut gewachsen, wenn sie erst aus dem Ruder läuft. Da nützen auch keine Argumente oder vernünftige Worte mehr.«
    »Ich weiß«, antwortete Aaron. »Ich habe das schon einmal erlebt. Deshalb werde ich mich wappnen. Und zwar rechtzeitig, bevor es zu spät ist.«
    »Was … was meint Ihr damit?«, wagte Anna vorsichtig zu fragen.
    »Dazu kommen wir gleich, Anna«, sagte Aaron und tätschelte ihre Hand. Dann wandte er sich wieder an den Grafen. »Die Frage erübrigt sich wohl, wer dahintersteckt, nicht wahr?«, sagte er.
    Der Graf seufzte und nickte resigniert. »Ja, ich habe auch meine Gewährsmänner, wie die Gegenseite.« Er lachte ein freudloses Lachen. »Seine Eminenz, der Erzbischof, ist ein gewiefter Taktiker. Er entfacht Unruhe, wo er nur kann. Und Ihr könnt mir glauben: Darin ist er ein Meister. Die anfangs versteckten und inzwischen unverhohlen geäußerten Hetztiraden der Priesterschaft gegen die Juden kommen nicht von ungefähr. Aber ich habe inzwischen noch weitreichendere Informationen. Von Hochstaden geht noch weitaus raffinierter vor. Erst schürt er die Angst vor einem Anschlag. Und dann wird er unter dem Vorwand, die Juden vor dem gerechten Volkszorn zu schützen, verfügen lassen, dass sie innerhalb von sieben Tagen auszuwandern haben. Diese Verfügung wird der Erzbischof binnen Wochenfrist treffen, dessen bin ich mir sicher, das weiß ich aus einer absolut zuverlässigen Quelle. Das Hab und Gut der Juden und ihr Vermögen wird von der Kirche konfisziert werden. Als Preis dafür, dass die Leute ihre nackte Haut retten dürfen. Ist das nicht großzügig von Seiner Eminenz?«
    Aaron schüttelte angewidert den Kopf.
    Der Graf fuhr fort: »Ich habe erfahren, dass der Erzbischof den Grundstein für ein gewaltiges Gotteshaus in Köln legen will. Dafür braucht er Geld, sehr viel Geld. Es soll dem Vernehmen nach die größte Kathedrale der Christenheit werden. Ein steinernes Monument seiner Herrlichkeit.«
    »Die des Erzbischofs oder Gottes?«, spottete Aaron mit bitterem Unterton.
    »Wohl beides«, antwortete der Graf.
    Nach einer kurzen Pause – Anna brannten die Fragen bereits förmlich auf der Zunge – sagte der Medicus: »Nun, für mich bleibt es gleich. Ich werde auf gar keinen Fall warten, bis es Seiner Eminenz gefällt, diese Verfügung zu erlassen.«
    Er holte tief Luft.
    »Ich fürchte, Graf, ich muss jetzt auf Euer großherziges Angebot zurückkommen, welches Ihr mir in der Nacht unterbreitet habt, als die Niederkunft der Gräfin kurz bevorstand. Darf ich fragen, ob es immer noch gültig ist?«
    An Stelle des Grafen antwortete Ottgild: »Was immer Ihr fordert, es wird erfüllt werden, sofern es in unserer Macht steht, Medicus. Wir sind tief in Eurer Schuld.«
    Der Graf nickte zustimmend. »So ist es. Was kann ich für Euch tun?«
    Aaron stand entschlossen auf: »Ich werde Oppenheim für immer

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