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Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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Hallenkrypta unter der Apsis der Abteikirche von Kloster Heisterbach, die von einer Wandfackel schwach erleuchtet war. Um ihn herum seine längst verblichenen Vorgänger, Äbte und Bischöfe, die hier in prunkvollen Steinsarkophagen ihre letzte Ruhestätte gefunden hatten. Die Krypta hatte so gewaltige Ausmaße, dass zwischen ihren Säulen und in den zahlreichen Nischen noch Dutzende von Bischöfen nach ihm Platz finden würden, um dort auf den Tag ihrer Auferstehung zu warten. Es war sein bevorzugter Aufenthaltsort in Heisterbach, hier war er ungestört.
    Nur er, Pater Antonius und der von ihm zum Abt beförderte Pater Sixtus wussten vom geheimen Zugang im Chorgestühl hinter dem Lettner, wo eine mannshohe Vertäfelung – die so raffiniert eingepasst war, dass man sie nicht als Tür wahrnahm – zurückklappte, sobald man an einem neben der geschnitzten Stifterfigur versteckten Hebel zog. Dann führte eine steile Steintreppe nach unten in die gewölbeartige Krypta, die ganz in Fels gehauen war. Es roch modrig und nach Schimmel, aber das störte ihn nicht. Er liebte das Gefühl, ein Glied einer ununterbrochenen Kette aus Hohepriestern Gottes zu sein, das Gefühl der Kontinuität, die bis in die dunkle Vergangenheit reichte und die er in eine glorreiche Zukunft zu führen gedachte, weil ihm durch Gott die Autorität verliehen und der Auftrag erteilt worden war, die historische Konstellation zu nutzen und zur Ehre seines Herrn die Kirche so mächtig zu machen, wie sie es noch niemals zuvor gewesen war.
    Nur eines brachte Konrad von Hochstaden zuweilen ins Grübeln, nämlich dass seine eigene Zeitspanne auf Erden eigentlich zu knapp bemessen war angesichts der gewaltigen Vorhaben, die seiner harrten. Nun, ihm waren wie allen Sterblichen natürliche Grenzen gesetzt, aber was hätte er dafür gegeben, wenn er nicht nur die Grundsteinlegung seines geplanten Doms zu Köln, sondern auch dessen Fertigstellung noch hätte erleben dürfen! Stupor mundi, das Staunen der Welt, wäre nicht länger nur das Attribut des Stauferkaisers gewesen, es wäre übergegangen auf ihn, den Gründer und Schöpfer der großartigsten Kathedrale des christlichen Erdkreises. Damit wäre sein Name endgültig und für alle Zeiten im Gedächtnis der Menschheit verankert.
    Das Modell seines Doms, denn als solchen nahm er ihn für sich in Anspruch, stand bereits in der Empfangshalle im Wohntrakt des Abtes, den er für sich in Beschlag nahm, wenn er in Heisterbach weilte. Das tat er in letzter Zeit häufiger, denn er fand in der Abgeschiedenheit des Klosters die nötige Muße, um über seine Pläne nachzudenken. Meister Gerhard von Rile, der die Entwürfe nach seinen Vorstellungen und Anordnungen gefertigt hatte und den Bau ausführen würde, hatte ihm das Modell vor kurzem überbracht und es ihm persönlich erläutert. Bis zur Grundsteinlegung war noch Zeit, aber diese Zeremonie würde die triumphalste seiner Laufbahn hier auf Erden werden, dafür wollte Konrad von Hochstaden sorgen.
    Ein Dom nach seinem Gutdünken für die größte Reliquie der Menschheit, die im Besitz seiner Diözese war und die er schon so manches Mal mit ehrfürchtigem Staunen bewundert und mit wohligem Schaudern berührt hatte: der goldene Schrein mit den einbalsamierten Gebeinen der Heiligen Drei Könige! Diese heiligste aller Reliquien war – als Geschenk Kaiser Friedrichs I. Barbarossa – von seinem Vorgänger, Erzbischof und Kanzler Rainald von Dassel, im Jahre 1164 aus Mailand nach Köln gebracht worden und würde für alle Zeiten dafür sorgen, dass endlose, nie versiegende Pilger- und Geldströme den Weg zu seiner neuen Kathedrale finden würden. Aber zuvor mussten noch die Grundlagen dafür geschaffen werden. Erst wenn es einen Papst und einen König von seinen Gnaden gäbe, wäre Konrad von Hochstaden so weit, sich ein steinernes Denkmal für seine eigene Unsterblichkeit zu erbauen, das ihn für ewig in die Annalen der Geschichte eingehen lassen würde.
    Der Erzbischof schritt die Treppe wieder hoch und drückte auf einen Hebel, der die Geheimtür von innen aufschwingen ließ.
    Er verschloss den Zugang zur Krypta von außen, schritt in den Altarraum, bekreuzigte sich und legte sich bäuchlings, in vollem Ornat, die Arme weit ausgebreitet, vor die Stufen des Altars, um zu beten. Allmählich glitten sein Geist und seine Seele in andere Sphären. Das war seine Art, mit Gott, seinem Herrn, in Kontakt zu treten, so als würde er seinen sterblichen Leib zurücklassen

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