Das Geheimnis der Monduhr: Roman (German Edition)
von ihrem Entschluss erzählen wollen, wenn er wieder zu Hause war, aber in der vergangenen Nacht hatte sie den Vollmond gesehen, und der Drang, wieder in den Garten zu gehen und die Kugel noch einmal in die Halterung der Monduhr fallen zu lassen, hatte sie verunsichert. Sie musste der Monduhr die Herrschaft über ihre Zukunft entreißen und selbst darüber bestimmen.
»Durch den Zusammenschluss der Firmen wird es tiefere Einschnitte geben, als wir dachten«, sagte Tom.
»Ist deine Stelle in Gefahr?« Holly war beunruhigt. Die Einkünfte aus ihrer Bildhauerei reichten nicht für sie beide, von einem Kind ganz zu schweigen.
»Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Tut mir leid, Holly. Ich finde es großartig, dass du vorhast, eine Familie zu gründen, mehr als großartig, einfach fantastisch. Ich weiß, was es dich gekostet hat, so weit zu kommen. Wenn du wüsstest, wie mies ich mir vorkomme.«
»Hey, du brauchst dir nicht mies vorzukommen. Du kannst doch nichts dafür, vielleicht hat der Sender ja auch gute Neuigkeiten für dich.« Holly war gewöhnlich die Pessimistischere von beiden, aber sie hatte das Gefühl, dass im Moment ein kleiner Rollenwechsel nötig war. Tom wirkte ziemlich niedergeschlagen. »Vielleicht gibt es einen Engpass, und sie sind zu der Erkenntnis gekommen, dass sie einen fantastischen Mann wie dich brauchen, um die Sache wieder auf die Reihe zu kriegen. Wäre verständlich.«
»Ich fürchte, dass es auf zwei Möglichkeiten hinausläuft. Entweder bin ich meinen Job gleich los, oder sie benutzen die Drohung als Druckmittel, um mir einen Horrorjob aufzuzwingen. Na ja, wir werden sehen, aber wenn’s allzu schlimm ist, brauche ich ja nicht zu unterschreiben. Ich könnte mich immer noch als Freiberufler versuchen.«
»Wenn du meinst«, murmelte Holly geknickt. Ihre pessimistische Seite kam wieder durch, und sie versuchte das ungute Gefühl zu verdrängen, dass sie geradewegs auf eine Katastrophe zusteuerten. »Nicht gerade die sichere Zukunft, die wir uns vorgestellt hatten, wie?«
»Holly, in ein paar Wochen wissen wir Genaueres. Es reicht, wenn wir uns dann Sorgen machen.«
»Du hast recht.« Hollys monotone Stimme konnte ihre Enttäuschung kaum verbergen. »Vielleicht ist der Sender auch so gnädig und stellt für uns einen Fünfjahresplan auf.«
Holly wusste, dass es nicht Toms Schuld war, aber sie hatte das Gefühl, dass er gerade einen Eimer mit eiskaltem Wasser über das zarte Pflänzchen ihrer Schwangerschaftspläne geschüttet hätte. Plötzlich kam sie sich furchtbar einsam vor. Tom am anderen Ende der Leitung war weit weg, und die Entfernung schien größer denn je. Nur der rosa Teddybär, der auf ihren Knien saß und sie stumm ansah, leistete ihr Gesellschaft. Sie spielte mit dem Etikett, das an der Seite des Kopfes abstand, dabei fiel ihr ein Warnhinweis auf, den sie bisher nicht bemerkt hatte. Das Spielzeug war nicht für Kinder unter zwei Jahren geeignet. Wahrscheinlich würde sie doch keine gute Mutter abgeben. Sie war noch nicht einmal in der Lage, einen lächerlichen Teddy für ihr Baby zu kaufen.
»In ein paar Wochen sehen wir weiter«, wiederholte Tom.
Holly biss sich auf die Lippen. Sie traute sich nicht zu antworten, um nicht in Schluchzen auszubrechen.
»Irgendwann werden wir Kinder haben, versprochen«, sagte Tom noch.
»Bleibst du am Telefon, bis ich eingeschlafen bin?«, bat Holly.
»Ich bleibe immer und ewig bei dir.«
VIER
S ieht so aus, als hättest du heute eine Aufmunterung nötig«, sagte Jocelyn zu Holly. Sie war gerade zum Sonntagsbrunch eingetroffen, der mittlerweile für beide zur vertrauten Gewohnheit geworden war. Sie konnte an Hollys Gesicht ablesen, dass sie irgendetwas auf dem Herzen hatte.
»Es geht mir gut«, versicherte Holly und lächelte zaghaft. Sie saßen am Küchentisch, Holly führte die Tasse zum Mund, um ihre zitternden und spröden Lippen zu verstecken. Seit dem Telefonat mit Tom hatte sie sich ständig nervös auf die Lippen gebissen, um nicht in Tränen auszubrechen.
»Es geht dir überhaupt nicht gut. Meine Augen sind vielleicht alt, aber nicht blind«, warnte Jocelyn. Sie griff nach ihrer Einkaufstasche und zog eine kleine Kuchenschachtel heraus. »Nichts hilft da besser als ein Törtchen. Worauf hast du Lust, Zitronen oder Walnuss?«
»Tom verliert vielleicht seine Stelle«, schluckte Holly.
»Oh, das tut mir leid.« Jocelyn stellte die Schachtel hin und stand mit gequälter Miene auf, die keinen Zweifel daran ließ, dass die
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