Das Geheimnis der Moorleiche
telefoniert?«
»Nicht in der Zeit, in der wir
ihn sehen konnten.«
»Und bemerkt hat er euch
nicht?«, fragte Tim.
Gaby setzte sich auf.
»Nein. Er ist zu Fuß zum
U-Bahnhof zurückgegangen, und wieder in die Stadt gefahren. Aber da haben wir
ihn dann leider verloren.«
Tim war trotzdem zufrieden mit
dem Ergebnis der Beschattung.
»Nach allem, was wir gesehen
haben, glaube ich nicht mehr, dass der Professor mit dem Dieb der Moorleiche
unter einer Decke steckt. Sonst hätte er sich anders verhalten.«
Gaby schien die Sache mit der
Komplizenschaft auch nicht mehr wahrscheinlich.
»Erzählen wir es deinem
Vater?«, fragte Tim.
»Der hält Graber doch für
unverdächtig. Solange wir nichts Handfestes gegen ihn haben, behalten wir das
Ganze erst mal für uns.«
Gaby atmete aus und ließ sich
zurück in Tims Arme sinken. Sie war höchst zufrieden damit, dass ihr Leben
gerade so abenteuerlich war.
In diesem Moment klingelte es.
Oskar schreckte hoch wie der Blitz und sprang bellend zur Tür. Und eine Minute
später standen Karl und Klößchen grinsend in Gabys Zimmer.
»Hallo, Tim!«
»Lange nicht gesehen«, begrüßte
Tim die anderen mit süß-säuerlichem Lächeln.
Klößchen setzte sich neben ihn
aufs Bett und strich ihm tröstend über den Kopf. »Armer Tim. Hattet ihr denn
was Bestimmtes vor?«
Tim boxte ihn in die Seite.
Karl und Gaby tauschten sich indes gespannt über die Moorleiche aus. Was Gabys
Vater wohl für Neuigkeiten hatte? War die Moorleiche etwa wiederaufgetaucht?
Auch Tim brannte natürlich
darauf, es zu erfahren. Dass sein Date mit Gaby auf ein Treffen mit allen
ausgeweitet worden war, darüber konnte er sich inzwischen selbst freuen. Denn
dass die ganze Bande nun bei den netten Glockners gemeinsam zu Abend essen
durfte, war eine coole Sache.
Beim Abendessen, das um Längen
leckerer war als das Abendbrot im Internat, konnte man die Spannung förmlich
mit Händen fassen. Es war, als stünde groß und breit MOORLEICHE auf das
Tischtuch geschrieben. Doch Gabys Vater hatte es offenbar nicht eilig mit dem
Thema. Er und seine Frau fragten die Freunde zunächst in aller Ruhe nach der
Schule und dem Englischtest aus, erkundigten sich, wie es Tims Mutter ginge,
wie sie dem Zeugnis entgegensähen und was sie für die Ferien planten. Die vier
Freunde antworteten brav — doch wann würde Kommissar Glockner endlich die
Neuigkeiten im Fall der Moorleiche erzählen?
Der Nachtisch war bereits
ausgelöffelt, die Freunde halfen beim Geschirrabtragen und warfen sich ratlose
Blicke zu, als Kommissar Glockner sich endlich räusperte, am leeren Esstisch
Platz nahm, und wartete, bis alle wieder saßen. Dann legte er etwas auf den
Tisch.
Es war ein Schlüssel. Er war
verrostet und steckte in einer fest verschlossenen, durchsichtigen Tüte.
Alle starrten darauf.
»Was ich euch jetzt sage«,
begann Kommissar Glockner, »ist streng geheim. Aus ermittlungstechnischen
Gründen dürft ihr es niemandem weitersagen. Habt ihr mich verstanden?«
Die vier nickten, gebannt vor
Spannung.
»Die Kollegin von der
Gerichtsmedizin«, fuhr Glockner fort, »ist leider kaum dazu gekommen, die
Moorleiche zu untersuchen. Denn am Morgen, als die große Untersuchung
stattfinden sollte, war die Moorleiche verschwunden. Und sie ist auch trotz
intensiver Spurenauswertung nicht wiederaufgetaucht. Daher wissen wir fast
nichts über sie. Alter, Geschlecht, Todesursache, das alles bleibt uns
unbekannt. Jedoch —ein bisher unentdecktes Beweismittel hat die
Gerichtsmedizinerin bereits am Abend vorher, als sie die Moorleiche in
Augenschein genommen hat, sichergestellt...«
Er nahm die Tüte mit dem
Schlüssel in die Hand.
»Diesen Schlüssel«, erklärte
Glockner, »trug die Moorleiche um den Hals. Er klebte zwischen Torf und
Schlüsselbein, deswegen hatte ihn niemand vorher gesehen.«
Karl ahnte bereits, was
Glockner gleich sagen würde. Er stöhnte auf. »Solche Schlüssel gab es zur Zeit
der Germanen nicht...!«
Glockner nickte. »Dank dieses
Schlüssels wissen wir: Es handelt sich bei der Moorleiche unter keinen
Umständen um einen archäologischen Fund.«
Klößchen pfiff durch die Zähne.
»Das Aus für den Germanenkönig!«
Die vier von TKKG sahen sich
an. Der Schleier um das Geheimnis der Moorleiche hatte sich erstmals ein wenig
gelichtet.
»Und seit wann gibt es solche
Schlüssel?«, fragte Tim.
Glockner reichte ihm die Tüte,
damit er den Schlüssel genauer betrachten konnte. »Laut eines Spezialisten ist
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