Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der Perle

Das Geheimnis der Perle

Titel: Das Geheimnis der Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
Vom Netzwerk:
wird.“ Tom setzte sich hin. Er war es gewohnt, Muscheln zu öffnen, obwohl ihm die Arbeit nie Spaß gemacht hatte. Es tat ihm leid, die Austern von ihrem schillernden Zuhause trennen zu müssen.
    „Ich verstehe nicht, warum du da runtergehst“, meinte Archer und warf Tom eine Muschel zu, die er vom Seetang befreit hatte. „Das ist doch nicht der richtige Ort für einen weißen Mann.“
    „Es ist wunderschön dort unten.“
    Schweigend arbeitete Archer weiter. „Ich könnte das nicht“, meinte er schließlich.
    Tom hatte noch nie erlebt, dass Archer zugab, etwas nicht zu können. Zuneigung für den Freund durchflutete ihn. „Natürlich könntest du. Du willst es nur nicht.“
    „Jedes Mal, wenn dir einer den Helm aufsetzt …“ Archer schüttelte sich. „Du könntest umkommen dabei.“
    „Ich könnte auch im Schlaf sterben, oder von Wong Fais Essen.“
    Archer lachte. „Ich habe auch nie gesagt, dass Wongs Curry gut für dich ist.“
    „Ich bin gerne unten. Als Junge habe ich immer zum Himmel hinaufgestarrt und überlegt, wie es wohl wäre, auf den Sternen zu leben. Ich werde es nie herausfinden. Aber vielleicht ist der Grund des Ozeans ja auch so etwas wie ein Stern oder Planet.“
    „Ich war zu beschäftigt, um irgendwas anstarren zu können. Genau wie mein Pa, der gearbeitet hat, bis er abends ins Bett gefallen ist. Und all die verdammte Schinderei hat ihm nichts gebracht.“
    „Das heißt aber nicht, dass es bei dir genauso sein muss.“
    Er warf Tom eine weitere Muschel zu. „Das stimmt. Ich bin nämlich nicht so wie er. Er glaubte, dass ein anständiges Leben ihm auch Glück garantiert. Aber ich weiß es besser. Ein richtiger Mann nimmt sich das, was er kriegen kann –und manches, was er nicht kriegen kann.“
    Tom warf ihm ein trockenes Lächeln zu. „Genauso hat mein Vater es auch gemacht und ist ein reicher Mann geworden. Aber glücklich ist er trotzdem nicht.“
    „Und du glaubst, dass du mit deinem Leben, wie du es dir vorstellst, glücklich wirst?“
    „Das bin ich schon.“
    Archer vergaß einen Moment seine Arbeit. „Glücklich? Jetzt schon?“
    „Ja, verdammt! Ich habe dich. Ich habe Willow. Und die Odyssee. Ich bin gerne auf dem Wasser. Mir gefällt es in Australien. Was brauche ich denn mehr, Archer?“
    „Eine gehörige Portion gesunden Menschenverstand.“
    Tom erwartete schon, dass sein Freund sich wieder gegen Willow aussprechen würde, aber er tat es nicht. Stattdessen nahm er die nächste Muschel und drehte sie in seiner Hand hin und her. „Das ist ein richtiges Monster.“
    Tom erkannte sie an ihrer Größe. „Das ist die erste, die ich heute gefunden habe. Ich hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben, dann bin ich darauf gestoßen.“
    „Ich hasse es beinahe, sie zu öffnen“, fuhr er fort, nachdem Archer sie ihm gesäubert überreicht hatte.
    „Dann wirf sie wieder ins Meer. Mir ist es egal.“
    Doch Tom bezweifelte, dass sie noch lebte, weil sie schon zu lange aus dem Wasser war. „Keine Gefühlsduselei. Sonst kriegst du nie dein erstes Rind“, erklärte Tom und öffnete mit seinem Messer die Muschel. Doch er zögerte fast, sie näher zu untersuchen. Austern haben keine Persönlichkeit, sagte er sich. Und er hatte Tausende geöffnet. Doch diese war anders. Weil sie viel größer war und er glaubte, dass sie ihm Glück bringen würde.
    Er fuhr mit dem Finger über den Rand und untersuchte sie. Dann hielt er inne.
    Archer, der gerade eine weitere Auster säuberte, sah hoch. Er fragte nicht, denn obwohl die Crew eigentlich schlief, könnte doch noch jemand wach sein und sie belauschen …
    Fragend hob er eine Braue. Tom sah auf die Auster und schob seinen Zeigefinger ein wenig weiter hinein. Sein Atem ging schneller, und sein Herz hämmerte in der Brust.
    Archer beugte sich vor. Langsam drückte Tom seine Finger zusammen und zog eine Perle heraus.
    „Mein Gott“, flüsterte Archer so leise, dass seine Worte von den Wellen verschluckt wurden, die sanft gegen das Boot schlugen.
    Ehrfürchtig starrte Tom auf die Perle in seiner Handfläche. Es war die größte und schönste Perle, die er je gesehen hatte. Eine Perle, größer als ein Spatzenei.
    Perfekt war ein zu armseliges Wort, um diese Perle zu beschreiben.
    Archer streckte die Hand aus. Doch Tom zögerte, ihm die Perle zu geben, sondern rollte sie vorsichtig in seiner Hand hin und her. Erst dann ließ er sie in Archers gewölbte Handfläche fallen.
    „Nicht zu fassen!“ Wieder sprach Archer so leise,

Weitere Kostenlose Bücher