Das Geheimnis der Perle
wieder herausholen. Und der einzige Schlüssel dazu lag in Broome in der Bank.
„Lass sie mich noch einmal ansehen.“
Tom öffnete seine Hand. Die Perle schimmerte im Licht der Laterne. „Gentlemen, das ist die Köstliche Perle.“
In stummer Andacht standen sie da und starrten die Perle an, als wollten sie sich ihr Bild für immer einprägen. Dann nahm Tom die Perle zwischen seine Finger und legte sie vorsichtig in das Kästchen.
In dieser Nacht konnte Archer kaum schlafen. Immer wenn er die Augen schloss, sah er die leuchtende Perle in Toms Hand. Tom, der geboren war für Perlen wie diese. Tom, der niemals arm und einsam gewesen war. Der sich nie etwas so verzweifelt gewünscht hatte, dass er keinen Schlaf finden konnte, weil er immer an sein Ziel denken musste.
Archer hörte, wie Juan sich in der Koje nebenan unruhighin und her warf. Es würde ihn nicht überraschen, wenn sie alle krank werden und auf See sterben würden. Er hasste dieses Leben auf See, die gottlose Crew. Doch an diesem Abend hasste er am meisten die Freude, die er empfunden hatte, als er die Perle zum ersten Mal sah. In Toms Hand.
Was für ein Narr er doch gewesen war! Für einen langen Augenblick hatte er geglaubt, dass die Perle sein Leben verändern würde. Zurück in Broome, wollte er Viola davon erzählen und ihrem Vater die Perle zeigen. War Sebastian Somerset zunächst dankbar gewesen, dass Archer seinen Taucher gerettet hatte, hatte er sich ihm gegenüber bald wieder kühl verhalten. So als spürte er, dass Archer mehr von ihm wollte, als nur zur feinen Gesellschaft von Broome dazuzugehören. Die Perle aber würde alles verändern.
Würde . Falls sie Archer allein gehörte.
Archer hatte noch nie eine Perle wie diese gesehen. Gehörte sie einem Mann allein, würde sie diesen reich machen. Sie würde genug Geld einbringen, um Land und Vieh zu kaufen.
Doch da Tom und er Partner waren, würde der Erlös vielleicht nur für drei oder vier Boote reichen; mit Somersets Flotte konnten sie da noch lange nicht mithalten. Sie konnten ein angenehmes Leben führen, wie Tom gesagt hatte. Aber mehr auch nicht.
Ob Viola so ein Leben akzeptieren würde? Ob er sie trotzdem überreden könnte, ihn zu heiraten, auch wenn er in Broome blieb? Sobald ihr Vater tot war, könnten sie Violas Erbe verkaufen und weggehen, wie sie es wollte. Doch Archer wusste, dass sie nicht so lange warten würde. Jemand anders würde sie heiraten und mit ihr fortgehen.
Würde die Perle ihm allein gehören, könnte er das Leben führen, von dem er träumte. Mit Tom als Partner wäre das unmöglich.
Er fragte sich, ob Tom einverstanden wäre, die Perle zu verkaufen. Dann könnten sie gemeinsam Land erwerben. Siehätten genug Platz für zwei Familien. Doch er verwarf den Gedanken sofort wieder. Tom liebte die Arbeit auf dem Meer, und er war entschlossen, die Chinesin zu heiraten. Viola hingegen würde Willow nie akzeptieren, da war er sicher.
Wieder stöhnte Juan im Schlaf und warf sich hin und her. Doch Archer hörte es kaum, da er viel zu beschäftigt war mit seinen Gedanken.
Am nächsten Morgen ging es der Crew immer noch nicht besser. Nur Reece und Ahmed hatten sich einigermaßen wieder erholt. Also mussten sie noch ein oder zwei Tage warten, bis sie zurücksegeln konnten.
„Zu schade, dass wir keinen Tender haben“, meinte Tom. „Wenn Reece und Ahmed sich mit dir an der Doppelkolben-Luftpumpe ablösen, könnte ich tauchen.“
Archer rieb über sein unrasiertes Kinn. „Ich könnte doch heute der Tender sein. Bernard ist ja da, falls ich Probleme habe – obwohl ich weiß, was zu tun ist. Ich habe ihn ja oft genug bei der Arbeit beobachtet.“
Der Job des Tenders war vermutlich der wichtigste auf einem Perlenlogger. Obwohl der Taucher über Erfolg oder Niederlage einer Saison bestimmte, sicherte der Tauchhelfer das Überleben des Tauchers.
Zögernd sah Tom seinen Freund an. Am Abend zuvor hatte sich die Spannung zwischen ihnen gelöst, die während der ganzen Fahrt zwischen ihnen gestanden hatte. Es war wieder wie in alten Zeiten gewesen. Archer akzeptierte offenbar seinen Wunsch, weiter nach Perlmutt tauchen zu wollen. Sie waren wieder Partner, zwei Männer, die gemeinsam ihr Glück suchten.
„Okay“, meinte Tom. „Aber ich werde nur ein paar Tauchgänge machen; ich will Ahmed und Reece nicht übermäßig strapazieren. Vielleicht schaffen wir ja eine volle Ladung, bevor wir nach Broome zurücksegeln.“
„Gut.“ Archer warf einen Blick zum
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