Das Geheimnis der Perle
segeln?“, fragte Archer.
Juan nickte.
Erst als sie später allein waren, meinte Archer zu Tom: „Man kann nicht immer auf Vorsicht setzen. Das hat selbst die Crew eingesehen.“
„Du bist ein Spieler, durch und durch.“
„Als ich die Odyssee von Garth gewonnen habe, hastdu dich aber nicht beschwert. Wenn ich kein Spieler wäre, würde das ganze Perlmutt hier nicht uns gehören.“
„Ich hoffe nur, du weißt, was du tust.“
Tom entspannte sich. Sie waren schon seit zwei Wochen im Graveyard, ohne dass etwas passiert war. Die Crew arbeitete gut zusammen. Und sie hatten Perlen gefunden, auch Tom. Doch ein ungeschriebenes Gesetz besagte, dass man den Fund für sich behielt, um weder Neid noch Gier aufkommen zu lassen.
Erst später am Abend zeigte er sie Archer. „Was hältst du davon?“, fragte er, als der Freund die Perle gegen das Licht hielt.
„Das ist die schönste, die wir bis jetzt gefunden haben.“ Archer gab sie ihm zurück. „Bringt bestimmt hundert Pfund Sterling.“
Tom lachte ausgelassen. „Meine erste Perle. Ich würde sie gerne Willow schenken.“
„Warum denn das? Sollte sie einen anderen Mann finden, der ihr mehr zu bieten hat, bis du die Perle und das Mädchen los.“
Schweigend schluckte Tom seinen Ärger hinunter.
Zu Anfang der dritten Woche fühlte Juan sich plötzlich unwohl und wollte nicht tauchen. Tom schlug vor, für ihn einzuspringen.
Archer sah ihn an, als hätte er den Verstand verloren. „Das ist kein Kinderspiel, Tom.“
„Juan kann nicht runter, also werde ich tauchen.“
„Der Graveyard ist kein Ort für Amateure.“
Tom sagte nichts dazu. Erst vor ein paar Wochen hatte er sich dagegen ausgesprochen, hierherzukommen, und jetzt wollte er sogar selbst tauchen.
„Falls du verletzt oder krank wirst, kriegen wir so schnell keine Hilfe“, warnte Archer.
„Ich habe genug Tauchgänge hinter mir, um zu wissen, was ich riskieren kann. Und Juan hatte keinerlei Probleme. Ich weiß doch, dass du mit voller Ladung zurückkommen willst. Also lass es uns versuchen.“
„Willst du das für mich tun?“
„Du hast dein Leben auch für mich riskiert, oder nicht?“ Zögernd nickte Archer. „Aber treib dich nicht zu lange da unten herum. Wenn du Probleme hast, gib uns Zeichen, dann holen wir dich sofort rauf.“
Freundschaftlich schlug Tom ihm auf den Rücken. „Das werde ich. Versprochen.“
„Gibt es irgendwas, was ich deinen Angehörigen sagen soll?“
Tom war sofort ernüchtert. „Ich komme heil wieder hoch. Doch sollte je etwas passieren, dann kümmere dich um Willow, Archer. Bitte.“
„Ich soll mich um sie kümmern?“
„Gib ihr meinen Anteil an unserem Fang. Hilf ihr, den Erlös gut anzulegen.“
Widerwillig nickte Archer.
Als Bernard ihm den Taucherhelm überstülpte, dachte Tom an Willow. Seit sie aufgebrochen waren, war sie immer bei ihm, und er vermisste sie mehr, als er erwartet hatte. Er wünschte, er könnte ihr all die bunten Fische zeigen, die wunderschönen Korallen und ungewöhnlichen Pflanzen, die am Meeresboden wuchsen. Mit jedem Tauchgang fühlte er sich sicherer und wurde wagemutiger. Er hatte Haie gesehen, groß wie ein Dingi. Giftige Schlangen, die ihn daran erinnerten, wie flüchtig das Leben war.
„Mach kleine Schritte“, gab ihm ein blasser Juan als letzte Warnung mit. „Nie in Seegras treten. Immer vorsichtig sein.“
Das Wasser war trüb, als er hinabtauchte, aber klarer alsbeim letzten Mal. Doch seine Ausbeute war diesmal sehr gering, und nach einer Weile gab er frustriert auf. Zudem wurde er allmählich müde, und Bernard hatte ihm von oben schon Zeichen gegeben, endlich aufzutauchen.
Und dann entdeckte er endlich die erste Auster. Tom achtete nicht auf den kleinen Hai, der in seiner Nähe vorbeischwamm. Denn dort, wo er die erste Auster gesehen hatte, gab es noch sehr viel mehr.
8. KAPITEL
A n diesem Abend feierten sie Toms Erfolg mit einem starken Tee, da fast die gesamte Crew inzwischen Magenprobleme hatte. Tom hatte zwar weniger gefunden als Juan an einem durchschnittlichen Tag, aber trotzdem glaubten sie, es würde ihnen Glück bringen, dass er überhaupt etwas gefunden hatte.
„Du musst die Muscheln heute Abend öffnen und sehen, ob was drin ist“, sagte Juan. „Du wirst heute Glück haben.“
„Soll ich dir helfen?“, fragte Archer später. Obwohl es noch nicht dunkel war, hatten die anderen sich schon hingelegt. Sie fühlten sich noch immer schwach.
„Zusammen können wir es schaffen, ehe es dunkel
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