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Das Geheimnis der Perle

Das Geheimnis der Perle

Titel: Das Geheimnis der Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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schrie.
    Mei wusste nicht mehr, wann ihr klar geworden war, dass sie nach Jimiramira musste, um die Perle von Archer Llewellyn zurückzuholen. Diese Aufgabe wäre eigentlich ihrem Bruder zugefallen, wäre er in Australien geblieben. Aber Thomas lebte immer noch in Kalifornien bei seinen Großeltern, die Mei zweimal im Jahr ein wenig Geld schickten und die Schule für sie bezahlten.
    Sie wusste wenig über Thomas’ Leben. Ein Buchhalter der Robesons hatte vor Jahren mal ein Foto des zehnjährigen Thomas zu dem üblichen Geld für Willow in den Umschlag gesteckt. Es zeigte einen Jungen, der wenig Ähnlichkeit mit Mei hatte. Ein dunkelhaariger Kerl, mit ernsten runden Augen und einem Mund, der nicht lächelte. Mei hingegen hatte schräg geschnittene Augen und einen Mund, der immer zu lächeln schien. Mei hatte das Foto so lange angesehen, dass es sich für immer in ihr Herz eingebrannt hatte. Zusammen mit der Erinnerung an den kleinen Thomas, den man aus ihrem Leben gerissen hatte.
    Und weil ihr Bruder die Ehre der Familie nicht wiederherstellen konnte, indem er die Köstliche Perle zurückholte, war Mei dieses Schicksal zugefallen. Sie würde das zurückholen, was ihrer Familie gehörte. Dann würde sie Thomas im fernen Amerika suchen. Zusammen würden sie sich mit dem Erlös aus der Perle ein neues Leben aufbauen.
    Nach Willows Tod hatte sie deren wenige Habseligkeiten verkauft und nur eine Jadekette behalten, die Tom seiner Frau einst geschenkt hatte. Dann war sie in Begleitung von Johns Frau nach Darwin aufgebrochen.
    Für Darwin hatte sie sich aus zwei Gründen entschieden:Wie in Broome gab es auch in Darwin eine größere chinesische Gemeinde. Aber noch wichtiger war, dass Darwin die einzige Stadt von Bedeutung im Norden war. Jimiramira lag zwar viele Meilen kargen Landes entfernt, aber die Besitzer der Rinderfarmen forderten ab und zu Arbeiter aus Darwin an. Mei hoffte, eine Arbeit zu finden, die sie in die Nähe von Archer Llewellyns Heim bringen würde. Danach würde sie sich irgendwie weiter nach Jimiramira durchschlagen.
    Selbst in ihren kühnsten Träumen hatte sie nie gehofft, direkt nach Jimiramira zu kommen. Als Kind hatte sie gelernt, Geduld zu haben. Sie hatte gewartet, bis Geld da war, um Fisch zum Reis zu kaufen. Hatte lange Stunden ausgeharrt, bis ihre Mutter mit der Wäsche fertig war, um ihr danach mit dem Lernen zu helfen. Und sie hatte Jahre gewartet, bis sie die Reise nach Jimiramira antreten konnte. Und jetzt, hier in Darwin, ergab sich die Gelegenheit fast unmittelbar. Sie hatte gegen Kost und Logis einen Job in einem Gemischtwarenladen in Chinatown angenommen. Noch in der ersten Woche wurde sie einer jungen Frau vorgestellt, die in der Nähe von Katherine auf einer Rinderfarm arbeitete. Sie hatte gerade Urlaub und nahm sie zu einem Mann mit, der auch für ihre Anstellung gesorgt hatte, einem Banker namens Stuart Sayers.
    Sayers war ein kleiner Mann, der Mei von Kopf bis Fuß musterte, während er ihr Fragen stellte. Sie erklärte, ihr Name sei May Chun. Obwohl sie offiziell als Robeson eingetragen war, verschwieg sie diesen Namen.
    Schweigend hörte er ihr zu, als sie über ihre erfundene Kindheit in Darwin erzählte. Schließlich meinte er, er würde an sie denken, wenn entsprechende Jobs frei wären.
    „Im Moment haben wir nur eine Anfrage“, sagte er und stand auf, um anzudeuten, dass das kurze Vorstellungsgespräch beendet war. „Aber so eine junge Frau würde ich nie dorthin schicken, vor allem keine Chinesin. Sie wären soschnell wieder zurück wie ein Bumerang.“
    „Das ist sehr rücksichtsvoll von Ihnen, aber ich bin stark und kann mich durchkämpfen.“
    Sayers senkte die Stimme. „Es ist kaum jemandem zuzumuten. Jimiramira ist sehr abgelegen, und die Dame des Hauses ist ein bisschen problematisch. Kein einziges verheiratetes Paar, das wir dorthin geschickt hatten, ist länger geblieben, als es brauchte, die Rückfahrt zu arrangieren. Und wenn Regenzeit ist, kann es Monate dauern, bis Sie wieder nach Hause können.“
    Als sie den Namen Jimiramira hörte, schlug Meis Herz schneller. „Vielleicht liegt mein Schicksal in Jimiramira“, sagte sie.
    „Asiatischer Humbug! Ein Mann bestimmt sein Schicksal selbst, und die Frau lässt es von ihrem Mann bestimmen.“ Erneut musterte er sie. „Ich könnte eine bessere Arbeit für Sie finden, näher an der Stadt.“
    „Tut mir sehr leid, aber mir scheint, ich sollte mein Glück dort versuchen. Vielleicht sollte ich dem Besitzer von

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