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Das Geheimnis der Perle

Das Geheimnis der Perle

Titel: Das Geheimnis der Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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hatte er unter falschem Namen ein Visum beantragt. Hatte getrickst und betrogen, gelogen und gestohlen. Am Flughafen in Denver war er untergetaucht und mit dem Taxi zur Busstation und weiter zum Flughafen von Dallas gefahren, dann mit dem Flieger nach Chicago. Er hatte seine Haare schneiden lassen, seine Kleider in einen billigen Rucksack gesteckt und Blut und Wasser geschwitzt, wenn jemand sich das Foto in Simons Ausweis ansah und sich darüber wunderte, wie sich ein junger Mann in fünf Jahren doch verändern konnte.
    Nein, er würde diese Reise nie vergessen. Sein ganzes Leben lang nicht. Er trank die Cola aus, dann lehnte er sich zurück und schloss die Augen.
    Die Stewardess hatte recht. Es war ein langer Flug nach Sydney. Und Sydney war nur ein weiterer Schritt auf seinem Weg nach Jimiramira.

14. KAPITEL
    Im Norden von Australien – 1921
    D ie Reise nach Australien war beschwerlich. Die erste Strecke bis nach Darwin fuhr Mei auf dem Perlenfrachter von John Garth mit. Nach dem Tod ihres Vaters hatte John versucht, ihrer Mutter zu helfen. Er gehörte nicht zu den Männern, die nachts zu dem kleinen Bungalow kamen, um mit Willow das Bett zu teilen, damit sie ihren Zwillingen etwas zu essen kaufen konnte. Er kam tagsüber und brachte ihr praktische Dinge mit oder Perlen, die ihr im Notfall ein bisschen Geld einbringen würden. Ab und zu gab er ihr dann seine Wäsche, damit seine Geschenke nicht wie ein Almosen wirkten.
    John hatte auch nach Angehörigen von Tom geforscht, die seinen Kindern vielleicht ein besseres Leben bieten könnten. Monate später hatte er Toms Eltern in San Francisco einen Brief geschrieben und Fotos von Mei und ihrem Zwillingsbruder Thomas, benannt nach seinem Vater, mit in den Umschlag gesteckt.
    Und es war auch John gewesen, der der schluchzenden Willow die Antwort der Robesons vorgelesen.
    „Du musst daran denken, was das Beste für die Kinder ist, Willow! Das hier ist kein Leben für sie. Toms Eltern sind bereit, wenigstens Thomas ein Zuhause zu geben.“ John hob den Zweijährigen auf seinen Schoß, aber er lächelte nicht, als Thomas wie sonst auch seine Tasche nach dem Pfefferminzbonbon absuchte, das er immer für ihn dabeihatte.
    „Thomas ist mein Sohn! Ich kann ihn doch nicht allein über den Ozean schicken. Und Mei ist sein Ein und Alles. Ich kann die beiden nicht trennen.“
    „Aber in dem Brief steht deutlich, dass sie nur Thomas nehmen.“
    „Weil er nicht wie ein Chinese aussieht.“ Willow setzte sich ihre Tochter auf den Schoss, die nun anfing zu weinen.
    John nickte unbehaglich. „Aber sie haben versprochen, dem Jungen jeden Luxus zukommen zu lassen. Und dir wollen sie Geld geben, damit Mei in die Schule gehen kann. Aber nur, wenn du ihnen Thomas überlässt. Du und Mei, ihr könnt weiter in diesem Haus leben. Wenn sie älter ist, kann sie vielleicht nach Kalifornien gehen und ihren Bruder suchen. Daran kann niemand sie hindern.“
    „Meine Kinder sind zwei Hälften eines Ganzen. Wie kann ein halbes Herz weiterschlagen?“
    „Du willst also beide Kinder hier großziehen?“ Er stockte. „Und deinen Körper noch öfter verkaufen, an Männer, die noch schmutziger und weniger diskret sind?“
    Erschreckt schnappte sie nach Luft.
    Er neigte den Kopf. „Es tut mir leid, aber ich weiß, wozu du gezwungen bist. Bald wird es jeder wissen, wenn es so weitergeht. Willst du, dass deine Kinder so leben?“
    „Ich kann meinen Sohn nicht weggeben!“
    Aber sie musste es tun. Thomas war vier Jahre alt, als sie kaum noch etwas zu essen im Haus hatten. Er wurde in die Obhut einer Frau gegeben, die mit ihm die Reise nach San Francisco antrat.
    Sechzehn Jahre später, nachdem ihre Mutter gestorben war, machte Mei sich ebenfalls auf die Reise.
    Sie war auf dem Weg nach Jimiramira, um die Perle zurückzuholen, nach der sie benannt worden war.
    Die Entscheidung war nicht über Nacht gefallen. Sie erinnerte sich nicht einmal mehr, wann sie zum ersten Mal die Geschichte um diese Perle gehört hatte, die ihr Vater vom Grund des Ozeans geborgen hatte. Ihr Vater, der durch die Hand eines treulosen Freundes namens Archer Llewellyn gestorben war. Sie hatte erfahren, wie freundlich ihr Vater gewesen war, mit seinem zärtlichen Lächeln, und dass er ihreMutter unbedingt hatte heiraten wollen. All das hatte sich mit Anekdoten aus Willows Heimat vermischt, aber die Geschichte um die Perle hatte sich ihr für immer eingebrannt.
    Eine Geschichte, die von großem Unrecht sprach, das nach Vergeltung

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