Das Geheimnis der Perle
Harvard.“
Er wollte sie drängen, noch mehr zu erzählen, das sah sie an seinem Blick. Doch das, was ihn am meisten interessierte, wagte er nicht zu fragen. Denn falls sie nicht alles über Mei wusste, könnte er sich mit der falschen Fragestellung verraten. „Du wirst dich nicht mehr mit ihr treffen.“
„Warum nicht?“
„Ich kenne diese Frau. Ihre Familie hat einen schlechten Ruf.“
„Du musst sie verwechseln. Meis Familie ist sehr angesehen.“
„Du wirst dich nicht mehr mit ihr treffen.“
Am liebsten hätte sie ihm alles erzählt, um zu sehen, wie Thomas darauf reagierte. Doch sie war noch nicht bereit dazu. Denn sie hatte sich für ihr Leben einen Plan zurechtgelegt, und jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt für eine Konfrontation.
Gelassen zuckte sie die Schultern, als sei ihr all das gleichgültig. „Wenn du meinst. Ich habe sowieso nicht viel Freizeit.
Ich wollte dich nur damit überraschen, weil ich doch alles tue, um dich glücklich zu machen.“
Er trat näher, doch sie rührte sich nicht vom Fleck. „Du tust alles, um mich wütend zu machen! Ich biete dir so viel, aber du machst nur Schwierigkeiten.“ Er deutete auf die Strasssteine, die auf ihrem Tisch lagen. „Glaubst du, ich weiß nichts von deinen sogenannten Interessen ? Du hast hinter meinem Rücken bei einem Kiffer, der genauso gestört ist wie deine Mutter, Kurse belegt. Ich beobachte dich ständig. Ich weiß genau, was du tust.“
Sie zuckte nicht einmal zusammen. „Dann wundere ich mich, dass du nichts von Mei wusstest.“
Er hob die Hand, sie eine Braue. „Ich würde es lassen“, sagte sie. „Es könnte meinen Geburtstag ruinieren.“
„Du bist ein Schandfleck!“
„Und ich dachte, ich wäre genau das, was du aus mir gemacht hast.“
Thomas ließ die Hand fallen. Er tat selten etwas, ohne die Konsequenzen zu bedenken. „Mit deinem kleinen Hobby wirst du auch aufhören.“
„Nicht, solange es mich nicht vom Lernen abhält. Die meisten Mädchen in meinem Alter haben ein Hobby.“
„Deine Zukunft ist nicht gesichert, Liana. Ich könnte dich aus meinem Testament streichen. Ich müsste dir nicht einmal einen Job als Sekretärin anbieten.“
Es gab so vieles, was sie nicht sagen konnte. Dass sie sich nie bei Pacific International blicken lassen würde, ganz egal, ob er ihr dort einen Job gab oder nicht. Dass seine Drohungen für sie keine Bedeutung hatten, weil sie mit achtzehn einen erheblichen Betrag aus dem Vermögen ihrer Mutter erben würde. Dass er sie nie unterkriegen könnte, weil sie von seinem Geheimnis wusste. Thomas’ Vorfahren waren keine Schande, aber dass er sie so lange verschwiegen hatte, war unverzeihlich.
Doch da jetzt für all das nicht der richtige Zeitpunkt war, lächelte sie einfach. „Nun, ich hoffe doch sehr, dass du mir keinen Job als Sekretärin anbietest. Meinen Fähigkeiten auf diesem Gebiet sind eine Katastrophe.“
Für einen Moment stand er nur da und versuchte sich wieder zu fassen. Schließlich schüttelte er den Kopf. „Zieh dich um. Ich will dir dein Geschenk zeigen.“
Überrascht sah sie ihn an. „Okay.“ Sie konnte nicht widerstehen. „Wir machen uns einen schönen Tag. Wie Vater und Tochter eben.“
Er drehte sich auf dem Absatz um und verließ das Zimmer. Liana schloss die Tür, lehnte sich dagegen und fragte sich, ob sie es ertragen würde, noch ein weiteres Jahr bei Thomas Robeson zu leben.
Und ob sie die Einsamkeit ertragen würde. Denn die war ihr ständiger Begleiter.
23. KAPITEL
T homas’ Geburtstagsgeschenk war die Köstliche Perle. Nicht dass er tatsächlich vorhatte, sie ihr zu schenken. Thomas nahm Liana mit zum Robeson Building. Als sie an den Sicherheitsbeamten vorbeigingen, buckelten sie vor Thomas, als wäre er von königlichem Geblüt. In seinem Büro schloss er den Safe auf, nahm die Perle heraus und legte sie in seine Hand.
Lianas Herz zog sich bei diesem Anblick schmerzhaft zusammen. Mei hatte ihr die Geschichte von Tom und Archer erzählt, zusammen mit Willows Geschichte und ihrer eigenen Kindheit in Broome.
„Möchtest du sie mal halten?“, fragte Thomas.
Liana wusste, dass Thomas sie ihr nicht geben würde, wenn sie Ja sagte. Sagte sie jedoch Nein, würde er ihr vorwerfen, seine Großzügigkeit nicht zu schätzen.
„In deiner Hand sieht sie wunderschön aus“, sagte sie, sonst selten kompromissbereit.
„Du könntest nichts schaffen, was nur halb so schön ist. Deshalb weiß ich nicht, warum du es überhaupt
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