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Das Geheimnis der Perle

Das Geheimnis der Perle

Titel: Das Geheimnis der Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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weit, bis hierher, geschafft hatten. Während der letzten Tage und Nächte hatten verschiedene Leute sie mitgenommen. Jetzt fragte er sich, wie viele der Männer darauf gehofft hatten, mit Tricia allein zu sein.
    „Glaubst du, dass sie hier Zimmer haben?“, fragte er und gähnte.
    „Jedenfalls keins, das wir uns leisten können. Wir sollten besser herausfinden, wie weit es noch bis Jimiramira ist, und dann sehen, wie wir dorthin kommen.“
    Matthew fuhr sich mit der Zunge über die Zähne und schluckte. Er versuchte, sich daran zu erinnern, wann sie das letzte Mal etwas gegessen hatten. Der Fahrer, der sie von Broken Hill aus mitgenommen hatte, hatte sein altes Schinkensandwich mit ihnen geteilt. Aber das war schon eine ganze Weile her.
    „Am besten rede ich mit ihr“, meinte Matthew, nachdem die Frau ihnen einen weiteren finsteren Blick zugeworfen hatte. Vermutlich, weil auch sie ahnte, womit Tricia ihr Geld verdiente. Er suchte in seiner Börse, wie viel Geld ihm noch übrig geblieben war. „Fürs Essen reicht es noch“, sagte er und steckte die Börse wieder in seine Tasche.
    Dann ging er zum Tresen und wartete geduldig, bis die Frau einen bärtigen Mann bedient hatte. Als sie dann endlich zu Matthew herüberkam, sah sie ihn missmutig an und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Matthew schluckte. „Wir waren froh, als wir Ihr Schild gesehen haben. Wir sind nämlich schon ziemlich lange unterwegs.“
    „Wo kommst du her?“ Es war keine Frage, sondern ein Befehl, der auf Antwort wartete.
    „Aus den Staaten. Kalifornien.“
    „Haben die in Kalifornien nicht genug Mädchen, dass du dir hier eine suchen musst?“
    „Tricia?“ Er tat überrascht. „Sie ist nett. Ihr müsste nur mal jemand beibringen, wie man sich richtig anzieht.“
    „Hmm …“
    „Wir sind unterwegs zu einer Farm, die Jimiramira heißt. Haben Sie schon mal davon gehört?“
    Keine Reaktion.
    „Mein Grandpa lebt dort. Wissen Sie vielleicht, wie weit es noch ist bis dahin?“
    Sie funkelte ihn an. „Was willst du in Jimiramira? Und lüg mich nicht an!“
    Er vermutete, dass keiner es wagen würde, diese Frau anzulügen. Außerdem war er schon so weit gekommen, dass es wohl keinen Sinn mehr machte, sein Versteckspiel weiterzuführen. „Ich heiße Matthew Llewellyn. Und Roman Llewellyn ist mein Grandpa. Ich bin auf dem Weg zu ihm, um ihn kennenzulernen.“
    „Ach, wirklich? Wusste gar nicht, dass Roman einen Enkel hat.“
    „Mein Dad und er stehen sich nicht besonders nahe.“ Matthew senkte den Blick auf den Tresen. „Kennen Sie ihn?“
    „Deinen Grandpa? Vielleicht.“
    „Er weiß nicht, dass ich komme. Keine Ahnung, wie er reagieren wird.“ Matthew war es müde, noch länger zu lügen.
    „Wahrscheinlich findet er es seltsam, dass er dich bis jetzt noch nie zu Gesicht gekriegt hat.“
    „Na ja, ich bin noch ein Kind und kann mir nicht aussuchen, was ich tue oder wohin ich gehe.“
    Die Andeutung eines Lächelns flog über die harten Züge der Frau. „Hört sich so an, als ob du die Sache jetzt selbst in die Hand genommen hast.“
    Er wusste, dass er zu viel verraten hatte. „Ich gehe jetzt besser. Eigentlich wollten wir nur was essen, aber …“
    „Setz dich! Nein, hol erst deine Freundin, und dann setzt ihr euch beide hin. Und keine Sorge! Ich rufe niemanden an und lasse euch abholen. Uns fällt schon was ein! Aber zuerst esst ihr mal was.“
    Matthew war zu müde und zu hungrig, um zu entscheiden, ob er ihr trauen konnte oder nicht. Und er hatte Angst, dass seine Reise nach Australien sich als größter Fehler seines Lebens herausstellen könnte.
    Sie griff über die Theke und berührte seinen Arm. Sanft wie eine Mutter, die ihr Baby beruhigen will. Für einen Moment vermisste er Liana so sehr, dass sich sein Herz schmerzhaft zusammenzog.
    „Komm schon, mein Junge!“ Sie tätschelte seinen Arm. „Es geht ihr gut.“
    Er nickte.
    Jetzt wirkte ihr Lächeln aufrichtig. „Und du bist ein guter Junge.“
    Er konnte nur hoffen, dass er auch vernünftig genug war. Er winkte Tricia zu, die einen älteren Mann musterte, der in ihrer Nähe stand.
    „Wir müssen dem Mädchen andere Kleidung suchen“, sagte die Frau. „Oder dir eine andere Begleitung.“
    Mrs Myrtle, die Frau hinter der Bar, hatte tatsächlich Wort gehalten. Zuerst hatte sie ihnen zwei große Portionen Essen hingestellt, danach andere Kleider für Tricia gesucht. Jeans, Turnschuhe und ein kariertes Hemd. Matthew hatte ein sauberes T-Shirt von ihr bekommen.

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