Das Geheimnis der Pflanzenwelt
mit bloßem Auge erblicken konnte. Das lag auch daran, dass sich das Sonnensystem um Enigma etliche Lichtjahre näher in Richtung des Milchstraßenzentrums befand, als das Sol- System. Glenn tauchte in diese fremdartige Sternenwelt ein und schuf im Geiste die abenteuerlichsten Sternbilder. Dabei ging er jedoch weitaus weniger poetisch vor, als wie es die alten Griechen oder Römer taten. Die von ihm 'geschaffenen' Konstellationen erhielten Namen wie 'Haarige Tarantel', „der Säufer, der am Boden liegt“, oder, wenig prosaisch „die Duschkabine“. So versunken war er in seine Betrachtungen, dass er die Beobachtung seiner unmittelbaren Umgebung für einen relativ großen Zeitraum auf das Sträflichste vernachlässigte. Ein Umstand, der sich bald bitter rächen sollte. Dadurch bekam er nämlich nicht mit, was sich zu seinen Füßen abspielte. Dort schlängelte sich nämlich ein dicker, braungrüner und elastischer Pflanzenstrang, gut verborgen durch das hohe Gras und die nächtliche Dunkelheit, auf den Standort des Subcommanders zu. Sein Ursprung kam von irgendwo außerhalb des Prallschirms. So befand sich dieser Teil der unbekannten Pflanze bereits innerhalb der energetischen Absperrung und konnte somit ungehindert agieren.
Glenn vernahm plötzlich ein verdächtiges Rascheln. Sofort ruckte sein Kopf herum und seine Augen suchten nun den Untergrund um ihn herum ab. Doch weder akustisch noch optisch vermochte er, die Quelle des Geräusches zu lokalisieren. Allerdings machte ihm dieser Vorfall wieder bewusst, wie leichtsinnig er gerade handelte.
„ Ich werde wohl lieber mal wieder zurück an Bord gehen“, murmelte er deshalb mit schlechtem Gewissen vor sich hin. Dann wandte er sich endgültig von der nächtliche Szenerie des Dschungels und des Sternenhimmels ab und ging langsam wieder auf die geöffnete Bodenschleuse der PRINCESS II, mit dem schimmernden Band der Antigravrampe davor, zu.
Er war noch keine drei Schritte weit gekommen, da passierte es: der Pflanzenstrang schnellte vor und wickelte sich blitzartig um sein rechtes Fußgelenk. Glenn stieß einen überraschten Schrei aus und wollte seinen Fuß zurückziehen. Doch dazu kam es nicht mehr. Ruckartig zog sich die exotische Ranke mit ihrer 'Beute' in Richtung des Prallschirms zurück. Das geschah so heftig, dass es den stellvertretenden Kommandanten des Kreuzers förmlich von den Beinen riss. Mit ausgebreiteten Armen stürzte er der Länge nach hart auf den Boden auf. Der Aufprall wurde zum Glück durch den dichten Grasbewuchs ein wenig gedämpft und doch trieb es Glenn die Luft aus den Lungen und er sah bunte Kreise und Sterne vor seinen Augen umher schwirren. Halb benommen und noch im Liegen tastete er nach der Ranke um seinen Knöchel, um sich davon zu befreien. Doch wie wenn die fremde Pflanze das Ansinnen des Kanadiers gespürt hätte, gab es einen erneuten Ruck, als sie damit begann, kräftig und nachdrücklich an dem in der Schlinge gefangenen Bein zu zerren. Und damit hatte sie durchaus Erfolg. Langsam bewegte sich der 82 Kilogramm schwere Körper des TESECO- Agenten auf dem Boden rutschend in Richtung Prallfeldschirm. Ein eiskalter Schreck durchzuckte Glenn, als ihm bewusst wurde, dass er den Schirm nur einseitig polarisiert hatte. Es war also durchaus möglich, dass ihn die einheimische Pflanze durch den Schirm hindurch hinaus in den dichten Dschungel zerrte. Panik kam in dem Subcommander auf. Vor seinem geistigen Auge tauchten die Bilder jener Toten auf, die mit entleertem Schädel in der PLUTARCH hier auf diesem Planeten entdeckt worden waren. Drohte ihm nun das gleiche, schreckliche Schicksal?
Stärker und stärker wurde der Zug an seinem Bein, immer bedrohlicher dadurch die Lage des Mannes. Glenn warf sich herum und krallte sich mit aller Kraft im Pflanzenbewuchs fest. Scharfe Blattkanten schnitten schmerzhaft in seine Hände. Doch das war dem Raumfahrer völlig egal. Er wusste, dass sein Schicksal besiegelt war, wenn er loslassen und damit den Kampf gegen den pflanzlichen Gegner verlieren würde.
„ PRINCESS, Hilfe!“, stieß er in seiner Not einen gellenden Schrei in die Nacht hinaus. „Hilfe! Ich … ich bin in Gefahr!“
Die automatisch arbeitenden Überwachungssensoren der Nahbereichsortung registrierten den Hilferuf, analysierten ihn und errechneten eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür, dass anhand diverser Schlüsselworte ein ungewöhnliches Geschehen im Gange war. Kameras schalteten sich hinzu und zoomten sich auf den
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