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Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Gepränge und frisch polierten Rüstungen auf der Burg der Braut ihres Herrn einreiten wollten.
    Gerlin war gerührt - solchen Aufwand kannte sie eher aus Ritterromanen denn aus der Wirklichkeit. Rüstungen waren schwer, der Ritt darin unbequem. Nur um eine Braut zu ehren, tat man sich das selten an - höchstens, wenn der Bräutigam unter den Rittern oder Knappen war!
    »Ich bin von hoher Geburt!«, verteidigte sich der Knappe mit quäkender Stimme. »Ich muss kein Silber putzen!«
    Hoffentlich war dies nicht Dietrich! Gerlin registrierte ein weichliches Jungengesicht und einen untersetzten Körperbau. Wenn sie diesem Knaben beiliegen musste ... sie schauderte. Der andere, ein dunkelhaariger Junge, wirkte bescheidener. Er polierte auch schon brav die Brustpanzer der Ritter.
    »So ist es gut, Herr Friedhelm!«, lobte ihn der blonde Ritter, der den anderen Knappen eben gemaßregelt hatte.
    Der Dunkelhaarige war es also nicht. Gerlin beschloss, zur Burg zurückzueilen. Wenn die Ritter ins Wasser tauchten und etwas hinausschwammen, würde sie sonst in ihr Blickfeld geraten. Bedrückt machte sich das Mädchen auf den Weg. Ihr Vater hatte ihr befohlen, ihr Festkleid anzulegen. Gerlin rief eine Magd zu Hilfe und stieg vorsichtig in ein seidenes Untergewand, über das sie den azurblauen Damast zog. Der golddurchwirkte Gürtel und ein dazu passendes, mit Goldfäden durchzogenes, breites Stirnband rundeten das Bild ab. Nach kurzem Zögern entschied sie sich für einen Schleier - es musste ja nicht sein, dass gleich jeder der Ritter ihr Gesicht sah. Gerlin spielte mit dem Medaillon der Herrin Aliénor. Sie sehnte sich wie nie zuvor nach dem Zuspruch einer Mutter.
    Peregrin erwartete sowohl Gerlin als auch die Ritter im Burghof. Rüdiger kletterte einen Wehrgang hinauf, um die Eskorte einreiten zu sehen.
    »Sie kommen!«, meldete er eben. »Und, Vater, Gerlin, ihr glaubt nicht, wie sie sich gerüstet haben! Sechs Ritter in vollem Staat, und die Sonne bricht sich in den Panzern, so glänzend sind sie poliert! Das zeugt von hoher Ehrerbietung, Gerlin! Und wie reich müssen die Lauensteiner sein, dass sie sechs Ritter derart erlesen ausstatten!«
    Gerlin händigte dem Kämmerer eben noch die Schlüssel für den Weinkeller aus und bestellte den Wein für den Begrüßungstrunk. Ihr war jämmerlich zumute. Auch die glänzendste Rüstung würde sie nicht über den weichlichen Körper und die quäkende Stimme dieses Knappen hinwegtrösten.
    Wie es ihrem Stand entsprach, ritten die Knappen als Letzte ein, saßen aber als Erste ab, um den Rittern die Pferde abzunehmen. Wieder war es der groß gewachsene dunkelhaarige Junge, der behände vom Pferd sprang - die Knappen trugen noch keine Rüstung. Der Blonde ließ sich mehr Zeit, er schien auf die Knechte der Burg zu warten, statt sich der Pferde der Ritter anzunehmen.
    Der Anführer der Eskorte hielt ihm provozierend die Zügel seines Hengstes entgegen. »Wird's bald, Herr Theobald?«
    Gerlins Herz flog ihm zu. Theobald, nicht Dietrich! Wenn ihr künftiger Gatte also nicht unter falschem Namen reiste, war sie dem dicklichen Knappen nicht zugedacht!
    Aufatmend sah sie, wie ihr Vater und Rüdiger den Ritter begrüßten. Der Mann nahm eilends den Helm ab, als er seinem Gastgeber - und vor allem seiner künftigen Herrin - gegenübertrat.
    Peregrin von Falkenberg stellte zunächst Rüdiger vor, der seine Chance nutzte und eifrig nach den Zügeln des Schimmelhengstes griff, die der Ritter immer noch hielt.
    »Erlaubt mir, dass ich Euch das Pferd abnehme, Herr ...«
    »Florís de Trillon, im Auftrag meines Herrn Dietrich von Ornemünde zu Lauenstein«, sagte der Ritter und beugte den Kopf. Er entledigte sich jetzt auch der Kettenhaube, und Gerlin, die den Blick noch züchtig gesenkt hielt, registrierte aus dem Augenwinkel blondes, lockiges Haar, das ein gebräuntes, gut geschnittenes Gesicht umspielte. Florís de Trillon hatte weiche, aber keine unmännlichen Züge, sein Kinn war kantig und gab ihm bei aller Schönheit einen entschlossenen Ausdruck. Seine Augen waren leuchtend blau und blitzten verwegen. »Ich danke Euch, Herr Rüdiger. Ihr seid doch Herr Rüdiger, nicht wahr? Der mit uns reiten wird, um seine ritterliche Ausbildung auf Lauenstein zu beschließen? Ich freue mich, hier eine wahre künftige Zierde der Ritterschaft kennenzulernen. Voller Höfischkeit, Maße und Demut, die sonst mancher vermissen lässt!«
    Bei den letzten Worten streifte »Herrn Theobald« ein vielsagender Blick.

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