Das Geheimnis der Puppe
letzten Beweis liefern.
»Kam es zusammen mit Frau Greewald oder etwas später.«
»Weiß ich nicht.«
Danny klang leicht gereizt.
»Ich hab ja nicht geguckt. Ich hab doch gespielt, und dann kam es eben.«
Nach diesem Mittwoch war ich meiner Sache absolut sicher. Für das zweite Wochenende im Juli hatte Laura die gesamte Belegschaft der Agentur eingeladen.
»Wir müssen doch unseren Einzug ein bißchen feiern«, sagte sie zu mir. Ich hatte nichts dagegen, fand, daß wir beide ein wenig Abwechslung gebrauchen konnten. Von Lauras Kollegen kannte ich die meisten persönlich. Ich freute mich wirklich darauf. Den ganzen Vormittag über half ich, kalte Platten anzurichten. Aber dann saßen sie alle im Keller, verteilten sich auf Küche und Lauras Arbeitszimmer, diskutierten Lauras Entwürfe für die Fernsehspots, kritisierten die kurzen Textstücke. Als wir sie endlich alle wieder verabschiedet hatten, war Laura fast am Boden zerstört. Und danach ging alles in gewohnter Manier weiter. Laura zog sich völlig von mir zurück. Wir sprachen kaum noch miteinander. Wenn sie daheim war, hielt sie sich ausschließlich in ihrem Zimmer auf. Die Tür war immer geschlossen. Nur zu den Mahlzeiten kam Laura hinauf ins Eßzimmer. Und nachts kroch sie dann irgendwann in das zweite Ehebett. Wie oft habe ich in diesen Juliwochen das Haus verflucht. Und nicht nur das Haus, die gesamte Familie Steiner, vor allem das Oberhaupt, aber auch diesen kleinen Buben auf dem Arm der jungen Marianne und natürlich Marianne selbst, letztlich auch Bert, der es nie geschafft hatte, zwischen seiner Frau und der einzigen Tochter für ein harmonisches Verhältnis zu sorgen. Lauras Schweigen konnte ich nicht brechen. Aber für Dannys Blick, der von Tag zu Tag ängstlicher und unsicherer wurde, fühlte ich mich persönlich verantwortlich. Wenigstens für ihn mußte ich die Situation erträglicher machen. Und das tat ich dann auch. Am ersten August fuhr ich endlich zum Pfarramt nach Kirchherten. Danny nahm ich mit. Um eine Notlage begreiflich zu machen, präsentiert man am besten immer gleich die Beweise. Der Pfarrer war ein noch relativ junger Mann, Anfang Vierzig, schätze ich, freundlich und aufgeschlossen. Keiner von der Sorte, für die man nur dann ein Kind Gottes ist, wenn man sich regelmäßig in der Messe sehen läßt. Hilfsbereit war er auch.
»Aus Köln kommst du also«, sagte er zu Danny.
»Da hattest du aber bestimmt sehr viele Freunde.«
Danny nickte mehrfach hintereinander.
»Dann wollen wir doch mal sehen, was wir hier für dich tun können«, sagte der Pfarrer und griff zum Telefon. Nach einem kurzen Gespräch war die Sache auch schon erledigt. Gleich am nächsten Morgen konnte ich Danny zum Kindergarten bringen. Er war so begeistert allein bei der Vorstellung, und ich fühlte mich ein wenig leichter. Und da ich einmal dabei war und dieser junge Priester anscheinend ein großes Herz für Kinder hatte, sprach ich gleich noch ein Problemkind an. Ich gab mir Mühe, Brigitte Greewald nicht allzusehr ins Unrecht zu setzen. Schilderte das Ganze so, als würde ich davon ausgehen, daß das Kind seiner Großmutter, vielleicht auch seiner Mutter unbemerkt folgte. Der Pfarrer hörte mir lächelnd zu, aber als ich meine Ausführungen beendet hatte, schüttelte er den Kopf.
»Zu den Greewalds gehört das Kind bestimmt nicht«, erklärte er.
»Da wäre es hier getauft worden, und das wüßte ich. Die Greewalds haben nur einen sechs Monate alten Säugling auf dem Hof.«
»Sie hat es ja auch bestritten«, sagte ich, beschrieb ihm die für mein Empfinden doch sehr heftige Reaktion Brigitte Greewalds und schloß:»Und deshalb vermute ich, daß sie das Kind nicht gerne in der Öffentlichkeit zeigen. Vielleicht ist es ihnen peinlich, ein behindertes Kind zu haben.«
Der Pfarrer schien immer noch skeptisch.
»Der junge Greewald hat erst vor zwei Jahren geheiratet«, sagte er.
»Und seine Frau singt seit Jahren im Kirchenchor. Wenn die vor drei oder vier Jahren schwanger gewesen wäre, das wüßte ich. Und Brigitte Greewald geht auf die Sechzig zu.«
»Was eine späte Geburt nicht ausschließ.«, sagte ich, »und gerade in dem Alter ist die Gefahr einer körperlichen oder geistigen Mißbildung beim Kind am höchsten.«
Ob ich ihn damit überzeugt hatte, war nicht ersichtlich. Aber er versprach, sich um die Sache zu kümmern.
»Vielleicht kann ich in solch einem Fall mehr tun als die Polizei oder das Jugendamt«, sagte er, als ich mich
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