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Das Geheimnis der Rosenkreuzerin

Das Geheimnis der Rosenkreuzerin

Titel: Das Geheimnis der Rosenkreuzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Klausen
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um.
    »Voll krass«, entfuhr es Katharina dumpf.
    »Gespenster«, kommentierte Benjamin in einer Mischung aus Erschrecken und Abenteuerlust.
    Katharina zeigte ihrem kleinen Bruder einen Vogel. »Quatsch, Gespenster. Einbrecher waren das. Ob die auch in meinem Zimmer waren?«, fragte sie und wollte schon nach oben eilen, da hielt sie Marta am Ärmel fest.
    »Wartet, Kinder!« Sie nahm das Handy und rief die Polizei.
    Bis zum Eintreffen der beiden Beamten blieben sie im Vestibül. Gemeinsam mit den beiden Ermittlern inspizierten sie das gesamte Haus, Zimmer für Zimmer. Die Einbrecher hatten ganze Arbeit geleistet, sämtliche Schränke, Truhen und Schubladen durchwühlt, aber wie sich bald schon herausstellte, nichts gestohlen. Der ältere der beiden Polizisten, ein gemütlicher Mann mit Halbglatze in den Fünfzigern, stellte fest, dass die Eindringlinge etwas gesucht haben müssten. »Wissen Sie, was?«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung.« Plötzlich kam ihr ein Verdacht. Ihre Augen wurden schmal. »Vielleicht will uns jemand Angst einjagen?«
    »Aus welchem Grund?«, fragte der Kriminalist mit geringem Interesse.
    »Um uns von hier wegzuekeln.«
    Der Mittfünfziger hob theatralisch die Arme, wobei die Rolex am linken und ein Goldarmband am rechten Handgelenk zum Vorschein kamen, ließ sie aber gleich wieder ermüdet sinken, als wollte er fragen: Wozu der ganze Aufwand? »Dann hätte er nicht gezielt nach etwas gesucht, sondern wahllos Zerstörungen angerichtet, Exkremente hinterlassen oder ähnliche Sauereien angestellt. Nein, ich bin mir sicher, der Täter war auf der Suche nach etwas. Und ich kann nur hoffen, dass er es gefunden hat.«
    »Wieso?« Entsetzt starrte sie den Polizisten an, denn sie kannte die Antwort bereits.
    »Weil er sonst wiederkommt!«
    Marta ließ die Schlösser austauschen, eine Alarmanlage einbauen, doch das gewaltsame Eindringen in ihren privaten, ja intimen Bereich verunsicherte sie. Sie fühlte sich beleidigt und irgendwie verletzt und beschmutzt. Aus einem Impuls heraus rief sie noch einmal den Kriminalbeamten an und äußerte ihre Vermutung, der geheimnisvolle Einbruch könne mit dem früheren Bewohner des Hauses in Verbindung stehen.
    »War das nicht Ihr Großvater?«, fragte der Polizist.
    »Genau.«
    »Ja, ja, richtig«, lachte er. »Ich werde mal sehen, was ich darüber herausfinden kann.«
    Das half ihr nun überhaupt nicht weiter, trotzdem bedankte sie sich bei ihm. Sollte sie selbst recherchieren oder einen Privatdetektiv beauftragen? Aber erstens verfügte sie nicht über das Geld dafür, und zweitens hegte sie den sicher zutreffenden Verdacht, dass zwischen den Privatschnüfflern in Buch und Film und denen im wirklichen Leben ein ernüchternder Unterschied bestehen könnte.
    Bis auf weiteres schliefen die Kinder bei ihr im Zim mer, Benjamin in ihrem breiten Ehebett, von dem sie sich auch nach der Scheidung nicht getrennt hatte, und Katharina auf einer Art Klappcouch, die sie zwischen dem Fenster und ihrer eigenen Schlafstätte aufgestellt hatte.
    Für Benni stellte der Einbruch eine willkommene Erweiterung seiner Fantasiewelten dar. Von morgens bis abends spielte er nun Detektiv. Katharina dagegen hätte »dem alten Sack, der hier eingebrochen ist, gern in die Eier getreten«. Für eine Sekunde fragte sich Maria, ob sie sich der Ausdrucksweise ihrer Tochter annehmen müsste, beruhigte sich aber schließlich damit, dass diese mit der unangenehmen Situation so burschikos umging.
    Trotz aller Normalität fürchtete sie sich vor den Näch ten, lag lange wach und hörte auf die tausend Geräusche, die von Einbrechern stammen konnten, in Wahrheit aber von den arbeitenden Materialien herrührten, aus denen das Haus errichtet worden war, oder von irgendwelchen Insekten, die es ebenfalls bewohnten. Leider brachte der Schlaf keine Entspannung, denn hatte sie endlich seine sanften Flügel erreicht, stellten sich wieder diese seltsam konkreten Traumbilder ein, die mit nichts korrespondierten, was sie je gehört, gelesen oder erlebt hatte.

Kapitel 6
    M aria wälzte sich in ihrem hölzernen Bettkasten unruhig auf dem frischen Stroh, das sie heute Morgen eingestreut hatte. Ein Alptraum, in dem ihr Bruder, der nun seit zwei Jahren unterwegs war, von Seeräubern gefangen und verschleppt wurde, peinigte sie. Dumpfer Lärm schlug krachend gegen die Feste ihres Schlafes wie ein Rammbock. Menschen brüllten, schrien, fluchten und lachten in allen Stimmlagen, die der Herr ersonnen hatte. Holz

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