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Das Geheimnis der Rosenkreuzerin

Das Geheimnis der Rosenkreuzerin

Titel: Das Geheimnis der Rosenkreuzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Klausen
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zur Kaaba den Teufel zu steinigen. Ein Gläubiger, der die Hadsch, die Pil gerreise, absolviert hatte, durfte seinem Namen die Ehren bezeichnung Hadschi zufügen. Sie wusste, dass er sie nicht allein lassen würde, also bot sie ihm an, so lange in einer Châne auf ihn zu warten, bis er die Hadsch beendet habe.
    Seine Antwort überraschte sie. »Mein Weg zu Allah führt nicht über Mekka!«, erklärte er.
    Immer wenn sie glaubte, Hafis zu verstehen, entwand er sich wieder mit einem überraschenden Gedanken. Da begann sie zu begreifen: »Wie Christians Weg zu Gott nicht über Jerusalem führt«, fügte sie mehr zu sich selbst hinzu. Er lächelte sie verschmitzt an.
    Was würde ihnen Damcar bringen? Es beschlich sie das beunruhigende Gefühl, dass sie dort auf sich selbst treffen würde, auf den Menschen, den sie am besten auf der Welt kennen sollte und der ihr doch so grauenvoll fremd war. Den Menschen ohne Verkleidung.
    Schließlich warf sie ihm einen fragenden Blick zu. »Wie weit ist es noch bis Damcar?«
    »Ich weiß es nicht. So nah wie fern«, antwortete er rätselhaft.
    »Wo werden wir es finden?«
    »Wir? Nein, Damcar wird uns finden.«

Kapitel 22
    A uf ihrem Weg nach Südarabien durch die Küstenberglandschaft, die Hedschas, kamen sie an Medina vorbei. Sie betraten die Stadt aber nicht, sondern reisten weiter Richtung Mekka, das sie passieren mussten. Denn irgendwo zwischen Mekka und der Südspitze Arabiens lag Damcar.
    Sie hätte es nicht in Gedanken fassen und mit Worten zu beschreiben vermocht, aber ihr Gefühl verriet ihr, dass sich nach Medina schlagartig etwas verändert hatte. Nach Mekka reisten sie jetzt allein weiter, mieden sogar jegliche Begleitung, denn nun kannte auch Hafis den Weg nicht mehr, und sie hofften inständig auf ein Zeichen. Ob die Weisen ihnen schließlich den erhofften Weg weisen würden oder sie dazu verdammt waren, durch die Lande zu irren, stand in den Sternen. Hafis indes meinte, es widerspräche dem Charakter der Weisen, ihnen nicht zu Hilfe zu eilen. Und Maria hörte nur zu gern auf ihn, auch wenn ihre Skepsis sie hätte warnen müssen, dass auch Hafis’ Wissen über die Weisen nur auf Hörensagen beruhte.
    Sie verließen die Hedschas, die gebirgige Region, die sich westlich vom Roten Meer zur arabischen Ebene erstreckte, und gelangten in ein weites Bergland. Berge aus Schutt wechselten sich mit Wehrdörfern ab, die inmitten von Bergterrassen stolz und uneinnehmbar aufragten.
    Eines Abends entdeckten sie zwei Tagesmärsche südlich von Mekka Reiter, die auf sie zuhielten. Kurz darauf umringten sie zehn Beduinen, allesamt noch junge Burschen. Sie trugen weiße Gewänder und weiße Turbane, die zerdrückt wirkten. Ihr Anführer, ein bärtiger Mann mit sonnengegerbter, dunkler Haut und seltsam hellen Augen, sprach sie an. Marias Sprachkenntnisse reichten für sein einfaches Arabisch inzwischen aus.
    »Du versteht, dass du einen Wegezoll zahlen musst«, sagte er streng mit in Marias Augen angemaßter Autorität.
    »Wie viel?«, fragte Hafis gelassen, ohne eine Regung zu verraten.
    Der Anführer griente und entblößte dabei eine Zahnlücke in der Mitte seines Oberkiefers. »Wie viel hast du denn bei dir?«
    Hafis schüttelte leicht den Kopf, wie man es macht, wenn man sich über die Unvernunft von Kindern ärgert. »So wird das nichts. Sag mir, wie viel du willst.«
    Das Grinsen schien dem Anführer ins Gesicht gemei ßelt zu sein. »Sieh dich einmal um, und dann sag mir, wer hier Bedingungen stellt.«
    »Gut, zwanzig Denare.«
    »Zwanzig Denare kostet der Wegezoll für dich. Dann müssen wir den Kleinen da leider mitnehmen.« Der Anführer wies mit seinem Zeigefinger auf Maria.
    »Ich habe nicht mehr. Lasst ihn gehen und nehmt mich dafür mit.«
    Der Anführer gab seinen Leuten ein Zeichen, während er sich über Hafis zu amüsieren schien. »Was bist denn du für’n komischer Heiliger!«
    Blitzschnell umringten sechs Beduinen Hafis, als hätten sie nur auf den Befehl ihres Anführers gewartet, und stießen ihn vom Kamel. Warum sollten sie auf Hafis und sie verzichten, wenn sie Geld und Menschen haben konnten, begriff Maria blitzschnell. Schon hielten drei weitere Reiter auf sie zu. Wenn man sie auf Geld und Wertsachen durchsuchte, würden die Räuber sehr schnell feststellen, dass sie eine Frau war, und das Weitere wollte sie sich lieber nicht ausmalen. Schon streckte der erste Beduine die Hand nach ihr aus, da zog sie blitzschnell den Dolch aus dem Gürtel und stach zu.

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