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Das Geheimnis der Rosenkreuzerin

Das Geheimnis der Rosenkreuzerin

Titel: Das Geheimnis der Rosenkreuzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Klausen
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aß. »Das klingt sehr gut, doch fürchte ich, dass dieser Traum der Wirklichkeit nicht standhält. Der Glaube ist die Hütte des Menschen, die er sich unter dem Firmament bastelt. Du aber willst, dass der Mensch unter freiem Himmel schlafe«, ewiderte der Rabbiner.
    »Er wird die Sterne sehen …«
    »… und frieren, denn das Licht der Sterne ist kalt und die dunkle Hütte warm«, schloss der Jude. Dann erzählte er seinen beiden Gästen vom Reich der Himyar und vom Reich von Saba. Den Römern hatten die jüdischen Könige des Jemens getrotzt, den christlichen Äthiopiern und auch den persischen Großkönigen, aber schließlich zerstörten kriegerische Beduinen, die sich zu Muhammads Religion bekannten, die beiden Reiche. Viele Juden waren fortgezogen, nur wenige hatten beschlossen, in ihrer Heimat, im Gelobten Land, zu bleiben.
    »Halt, halt! Das Gelobte Land befindet sich doch in Palästina«, wandte Maria verblüfft ein. Der Rabbiner lächelte undurchdringlich. »Ich weiß, es heißt so. Nach der babylonischen Gefangenschaft kehrten die Juden nicht in ihre südwestarabische Heimat zurück, sondern gingen nach Palästina. Aber sag mir, meine Tochter, wo du doch so gut Bescheid weißt, wie ist es möglich, dass ein Prophet und Gottesgesandter, ein mächtiger Führer seines Volkes, wie Moses es war, vierzig Jahre mit unseren Leuten durch ein Gebiet irrte, das selbst ein Fußlahmer in wenigen Wochen durchhumpelt?«
    Ihr Gehirn arbeitete fieberhaft. Worauf wollte der Rabbiner hinaus? Wollte er sie womöglich an der Nase herumführen oder sich über sie lustig machen? Wie nebenbei übersetzte sie Hafis in knappen Worten, was der alte Mann gesagt hatte, und spürte die steigende Konzen tration des Sufis.
    Der Rabbiner indes trank langsam in kleinen Schlucken Tee, was ihm der Sufi gleichtat, während Maria ungeduldig darauf wartete, dass ihr Gastgeber weitersprach. Männer und ihre Rituale! Nach einer Weile fuhr sich der Rabbiner mit seinen dürren Händen durch den Bart, bevor er endlich fortfuhr. »Hierher, in dieses Land zog Moses. Hier, wo wir uns befinden, liegt das Gelobte Land der Bibel, um hierherzugelangen, benötigte er die ganze lange Zeit. Du wirst es nicht glauben, meine Tochter, drei Tagesreisen von hier entfernt liegt Jeruschalajim, zumindest das, was davon noch übrig ist.«
    Er hatte sich nicht geirrt, sie glaubte es wirklich nicht. Doch unbeeindruckt von ihren ungläubigen Blicken, fuhr er ohne Hast fort.
    »Südlich von Mekka beginnt das eigentliche Land Juda und erstreckt sich wie eine Kordel umgeben vom Land Israel bis in den Jemen hinein. Die jüdischen Könige von Himyar und Saba beherrschten das Gelobte Land. Bis die Reiche von den Arabern geschleift wurden. Viele gingen weg, nur wir bleiben, weil dieses Land unsere Heimat ist.«
    »Wer soll das glauben?«, entfuhr es Maria, die Ärger über diese Ammenmärchen, die ihr da aufgetischt wurden, in sich aufsteigen fühlte.
    »Niemand. Es ist vollkommen gleichgültig, ob du die Wahrheit akzeptierst oder nicht, denn wir sind die Letzten, die hier leben, und unser Leben wird enden, ganz gleich, wie du über uns denkst, meine Tochter. Mit uns wird die Wahrheit begraben werden, aber das ändert nichts. Reiche steigen auf und zerfallen. Und der Glauben der Menschen ändert sich. Mögen die Namen bleiben, die Riten Bestand haben, die Bekenntnisse weiter in den Synagogen, Kirchen und Moscheen gemurmelt werden, die Menschen ändern sich, und damit wird alles anders. Blut fließt, und Leid geschieht. Die Vernunft ist nur ein schöner Traum. Und nur in einem bleibt der Mensch sich treu, darin, dass er eine reißende Bestie ist, ansonsten verrät er alles und jeden.«
    »Warum bist du so hoffnungslos?«
    »Weil die Menschen die Heiligen Schriften immer wieder anders auslegen, um die Wahrheit nicht sehen zu müssen, und weil sie die Weisen von Damcar vertrieben haben. Weißt du denn, woher die Weisen stammen?«
    Maria riss die Augen auf. Hafis rüttelte an ihrem Är mel. Sie übersetzte hastig. Doch statt des Rabbiners sprach Hafis weiter. »Sie sind eigentlich der Orden Salomons.«
    Und obwohl er Lateinisch gesprochen hatte, hatte der Alte ihn verstanden und nickte mit feinem Lächeln. »Richtig. Der weise König Salomo hat zu seinen Lebzeiten die Hüter der Weisheit eingesetzt und Damcar für sie erbaut. Eine Stadt ohne Mauern, Tore und Wehrgänge, weil er geglaubt hat, dass die Weisheit stark genug sein würde, sie zu beschützen. Immer wenn einer von ihnen

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