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Das Geheimnis der Salzschwestern

Das Geheimnis der Salzschwestern

Titel: Das Geheimnis der Salzschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Baker
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Vereinigung mit Gott ihn von allen weltlichen Problemen befreite. Cutt Pitman hingegen betete auf der anderen Seite des Ganges, wie Ex-Navy-Soldaten das nun mal so taten, die Hände stramm gefaltet, den Kopf im erforderlichen Winkel von fünfundvierzig Grad nach vorn geneigt, Dee zu seiner Linken. Ein Sonnenstrahl streifte deren Gesicht und verwandelte ihre Züge so schnell von gewöhnlich in gesegnet, wie dieser Moment dann auch wieder verstrich. Die Kleine sah auf und bemerkte Claires Blick, senkte rasch die Lider und wurde auf unattraktive, fleckige Weise rot.
    An Claires Seite betete Whit mit seiner üblichen arroganten Zielstrebigkeit. Statt die Hände zusammenzulegen oder zu falten, hatte er sie seitlich ausgestreckt, so als würde er das Schicksal herausfordern, doch zu kommen und sich ihn zu holen. Bislang war das nicht passiert. Er trug heute einen Kaschmirblazer, den Claire ihm letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hatte, und elegante Wollhosen. Ein kleines Lächeln umspielte seine Mundwinkel, als hätte er, und er allein, die frohe Botschaft Jesu vernommen und fände das äußerst befriedigend. Claire legte die Finger in der Tasche um den Ohrring und unterdrückte dabei das Verlangen, mit der Faust auf Whit einzuhämmern.
    »Nehmt doch bitte Platz«, ersuchte Ethan sie, und die Gemeindemitglieder setzten sich geräuschvoll auf die Bänke. Der junge Priester sah dort oben am Altar in seiner Robe so feierlich aus. Sein Blick traf Claires, er lächelte ein wenig, und sie rutschte in der Bank hin und her. Zu ihrer Rechten schien das Bildnis Unserer Lieben Frau Des Ewigen Salzes im dünnen Frühjahrssonnenschein zu erstrahlen. Claire runzelte die Stirn und wandte sich ab.
    Nach dem Gottesdienst nahm Ethan Pater Flynns früheren Platz an der Tür ein und begrüßte seine neuen Schäfchen. Als der Moment kam, Claire die Hand zu schütteln, hielt er sie ein wenig fester, als er eigentlich sollte. Seine schützenden Finger waren warm und fest, und Claire musste gegen das Verlangen ankämpfen, sie einfach nie wieder loszulassen. Ethan löste sich viel zu rasch von ihr und wandte sich an ihren Mann.
    »Eine schöne Predigt, Pater«, lobte Whit und fasste Claire am Ellbogen. Nach Ethans Berührung kam ihr diese kalt wie Januareis vor. Claire bemerkte, dass Cutt aus dem Augenwinkel zu ihr herübersah. Sie hielt den Atem an und hoffte nur, er würde ihre Begegnung mit Ethan im Restaurant nicht erwähnen. Erleichtert sah sie schließlich, dass er mit Dee zusammen an die Seite trat und mit der alten Mrs Butler plauderte, die ganz heiß auf den neuesten Klatsch und Tratsch war, aber viel zu taub, um alles richtig mitzubekommen.
    »Hallo, Ethan«, sagte Claire. Sie hatte sich heute beim Anziehen besonders viel Mühe gegeben, einen Kaschmirpullover ausgesucht, der perfekt zu ihren Augen passte, und einen Tweedrock, der ihre Hüften umschmeichelte. Statt Stöckelschuhen trug sie ihre üblichen polierten Stiefel und hatte sich das Haar zu einem Knoten hochgesteckt, den sie nun zurechtrückte. Während der ganzen Messe war sie sich Ethans Blicken, die auf ihr ruhten, bewusst gewesen. Er hatte Claire angestarrt, als sie die Augen für das Vaterunser geschlossen hatte, und als sie am Kelch mit dem Messwein genippt hatte. Als ihre Blicke sich schließlich getroffen hatten, war der Moment so klar und durchdringend gewesen, ein Augenblick von beinahe chirurgischer Präzision. Claire begriff, dass er immer noch direkt in sie hineinsehen konnte, und sie fragte sich, ob das umgekehrt wohl auch der Fall war. Sie wartete ab, bis Whit zu Cutt hinüberging, und drehte sich dann zu Ethan um.
    »Du hast mich während der Messe beobachtet.« Sie sprach so leise, dass nur er sie verstehen konnte. Er lief am Hals rot an, und Claire kämpfte mit dem Verlangen, ihn dort zu streicheln, wie sie es früher getan hatte.
    »Du siehst nur so ganz anders aus als bei unserem Treffen im Leuchtturm.« Damit meinte er offensichtlich, wie anders sie an Whits Seite wirkte, aber Claire biss sich auf die Innenseite der Wange und hoffte nur, Ethan würde Whits Namen nicht aussprechen. Das tat er auch nicht. Stattdessen fragte er nach Jo. »Wie geht es deiner Schwester?«, erkundigte er sich. »Ich hatte überlegt, vielleicht mal bei ihr vorbeizuschauen. So wie ich das verstanden habe, kommt sie ja nicht mehr zur Messe. Onkel Chet hat mir erzählt, dass es für sie nicht besonders gut läuft.«
    Wie immer, wenn Jos Name erwähnt wurde, machte Claires Herz einen

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