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Das Geheimnis der Salzschwestern

Das Geheimnis der Salzschwestern

Titel: Das Geheimnis der Salzschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Baker
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stehen, während Ethan das Angebot durchsah.
    »Ich nehme die Pfannkuchen«, verkündete er schließlich, und Cutt nahm die Bestellung mit der Miene eines Mannes entgegen, der an Essig genippt hatte.
    »Ich schick Ihnen Dee mit Kaffee rüber«, knurrte er. Ethan nickte zum Dank. Claire bemerkte ein paar Schweißperlen auf seiner Stirn. Als erwachsener Mann ähnelte er seinem Vater äußerlich sehr, seine Körpersprache war jedoch ganz anders als die von Merrett. Ethans Gesten waren bedächtig, beinahe gespreizt. Selbst wenn er blinzelte, schien das mit voller Absicht zu geschehen, so als wollte er sich mit jeder Bewegung in Erinnerung rufen, dass er nicht sein eigener Herr war.
    Er sah sich im Lokal um, bemerkte die vielen Veränderungen und runzelte dann die Stirn. »Was ist denn mit dem Salz passiert?«
    Claire wurde rot, aber bevor sie antworten konnte, erschien Cutts grobknochige Tochter mit einer halbleeren Kaffeekanne in einer Hand und einem Teller Pfannkuchen in der anderen. Ihr Mund stand unschön auf, was ihr ein leicht dümmliches Aussehen verlieh. Claire hätte sich am liebsten aus der Nische geschoben und die Lippen des Mädchens zusammengepresst, vermutete aber, dass das auch nichts genutzt hätte. Bei diesem Mädchen war wirklich eine Schraube locker, man hörte es ja schon rasseln. Dee lehnte sich vor, um Claire Kaffee nachzuschenken und schüttete ihr dabei versehentlich etwas auf den Ärmel. Ihr Kiefer klappte noch weiter herunter, während sie dabei zusah, wie der Fleck erblühte.
    »Keine Sorge«, beruhigte sie Claire und tupfte mit einer Serviette darauf herum. »Das ist ein altes Hemd.« Sie betrachtete Dees schlichte Züge. Die junge Kellnerin war nicht wirklich hübsch – dafür war sie zu pausbackig –, aber Claire begriff, dass irgendetwas an ihr bei Männern den Wunsch hervorrief, sie auszuziehen und nackt zu sehen. Claire fasste Dee am Handgelenk. »Denn ich weiß ja, dass du nicht so dumm wärst, mir die Kleider mit Absicht zu ruinieren, nicht wahr, Liebes?«
    Dee wurde puterrot, erwiderte aber nichts, und Claire hatte Ethan mit ihrer Unhöflichkeit schockiert, aber das war ihr egal, beschloss sie. Zwölf Jahre waren eine lange Zeit. Ethan hatte ja keine Ahnung, dass es manchmal Momente gab, wie diesen zum Beispiel, in denen sie mehr Ida Turner war als das Mädchen mit gebrochenem Herzen, das er im Sand hatte sitzen lassen. Claire wartete ab, bis Dee mit wiegenden Hüften abgezogen war, lehnte sich dann vor und sprach jetzt ganz leise.
    »Warum bist du wirklich wieder hier?«, wollte sie wissen. Er riss die Augen auf und blinzelte dann erneut auf diese neue und widerlich selbstsichere Art und Weise. Plötzlich freute sich Claire darüber, dass er ihretwegen auf den vertrauten Geschmack ihres Familiensalzes verzichten musste. Vielleicht würde ihn das an all die anderen Dinge erinnern, die er auch nicht mehr haben konnte.
    Er ließ die Gabel sinken und schüttelte den Kopf. »Ehrlich gesagt weiß ich das gar nicht so genau. Das war nicht meine Idee. Pater Flynn hat darum gebeten, und meine Vorgesetzten haben zugestimmt.«
    Jetzt war ihr Magen schon nicht mehr so verkrampft. Seine Rückkehr hatte also nichts mit Gott oder ihr zu tun, sondern mit den Launen der Menschen. Claire stellte ihre Kaffeetasse auf den Tisch und presste die Handflächen gegen das pappige Leder der Nische. Als sie die Hände wieder von dort fortnahm, blieben Schweißabdrücke zurück. Ethan sah zu ihr hoch und lächelte, und seine Augen schienen blauer zu werden. »Gehst du immer noch zur Kirche, Claire?«, fragte er.
    Sie rutschte in der Nische ein Stück zurück. Ihr Herz klopfte ein wenig, und plötzlich wurde ihr nur zu deutlich bewusst, wie dunkel der Holzrand rund um die Tür war und wie dick die Luft, und wie Dee von der Kasse aus in ihre Richtung herüberschielte. »Whit und ich gehen zusammen zur Messe.« Das verkündete sie laut, damit Cutt und seine blöde Tochter es auch mitbekamen. »Dann sehen wir uns ja am Sonntag.« Sie wusste, dass Ethan darauf wartete, ob sie wohl Jo zur Sprache bringen würde, aber dieser Name war ihr schon seit zwölf Jahren nicht mehr über die Lippen gekommen, und sie sollte verdammt sein, wenn ausgerechnet Ethan Stone als Erster hören würde, wie sie ihn aussprach.
    Es gibt ja so vieles, was man nicht weiß, dachte Claire – zum Beispiel, dass man seine Vergangenheit nicht gegen seine Zukunft aufwiegen sollte. In diesem Moment, als sie hier Ethan wieder gegenübersaß,

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