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Das Geheimnis der Salzschwestern

Das Geheimnis der Salzschwestern

Titel: Das Geheimnis der Salzschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Baker
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»Normalerweise steht Whit für mich auf einer Stufe mit den braunen Schnecken da im Schlamm«, erklärte sie. »Der versucht schon seit Jahren, sich dieses Land unter den Nagel zu reißen. Aber bis jetzt hat nichts genützt, die Hochzeit mit meiner Schwester nicht und auch nicht dieser ganze legale Zirkus. Bevor ich Whit Turner die Salt Creek Farm überlasse, schmort der längst in der Hölle. Und damit hat sich die Sache.«
    Das beteuerte Jo genauso sich selbst wie Dee gegenüber. Sie drehte sich um und bemerkte, dass das Mädchen noch immer im Matsch dastand wie ein dickköpfiger Käfer. »Wird’s bald?«, blaffte sie. Und hinter ihr versuchte Dee, in jeder Hinsicht mitzuhalten.

K APITEL 19
    A m Ostermorgen stand Claire vor allen anderen im Haus auf, band sich die Schürze um und begann, an ihrer eigenen Auferstehung zu arbeiten.
    In ihrem Leben mit Whit war das Kochen genauso durchstrukturiert gewesen wie alles andere. Claire hatte Listen mit komplizierten Zutaten erstellt – eingelegter Spargel, Sesamöl, Lachsrogen –, war dann einkaufen gegangen, nach Hause zurückgekehrt und hatte die Anweisungen der Rezepte mit solcher Exaktheit befolgt, als handele es sich um die Anleitung für eine Kernfusion. Ihr Essen war technisch immer perfekt gewesen, hatte aber trotzdem nach nichts geschmeckt. Whit hatte es nie gemocht, und sie selbst war zur Abendbrotzeit oft schon viel zu erschöpft gewesen, um zu essen. Also hatte sie die Reste zusammengepackt, und die Haushälterin (die dank Whits immer strengerem Budget schon vor Jahren entlassen worden war) hatte sie am nächsten Tag genauso lustlos wie Whit zum Mittagessen verspeist.
    Solch aufwendige Sachen konnte sie auf der Salt Creek Farm jedoch vergessen. Zum einen war Claire meilenweit vom nächsten Laden entfernt, zum anderen gab es hier auch keine Kochbücher. Also benutzte sie einfach, was sie so dahatte. Salz natürlich, da sie von dem Zeug jetzt nichts mehr zu befürchten hatte. Und Eier, Butter, einen Klacks Quark. Zucker, Mehl sowie ein paar Frühlingskräuter, die sie vor der Küchentür aus dem morgenkalten Boden gezupft hatte.
    Sie schlug das Eiweiß, bis es Spitzen zog, und mischte es mit dem Käse, dem Schnittlauch und den goldenen Dottern. Dann schob sie die Schale in den Ofen, wo die Mischung aufging. Claire rührte einen einfachen Teig an, stach runde, mehlige Plätzchen aus, die sie mit einem Spritzer Vanille verfeinerte, und schob sie dann zu dem Eierauflauf in den Ofen. Hinten im Kühlschrank entdeckte sie eine Papiertüte mit winzigen frischen Erdbeeren, die sie, zusammen mit Zucker und Minze, zu einer Art Sirup verwandelte.
    Die Sonne ging auf und verteilte sich wie Fett in der Pfanne, und die Küche war von den Düften nach Teig, schmelzendem Käse und dampfender Vanille erfüllt. Zufrieden lehnte sich Claire an die Arbeitsplatte, nippte an ihrem bitteren Kaffee und griff nach dem Herzmedaillon, das sie Dee abgenommen hatte und das nun zusammen mit Idas Perle in der Mulde an ihrem Hals ruhte. Wenn die Vergangenheit Form und Gewicht hätte, dann wäre diese Perle vielleicht ihre greifbare Verkörperung: eine Kugel aus Kalzium und Mineralien, die ein einziges Körnchen umfangen sollte, das da nicht hingehörte. Die Zeitschaltuhr am Ofen brummte, und Claire stand auf, um nach den Plätzchen zu sehen, öffnete die Ofentür zu rasch und bekam beißende, heiße Luft ab. Sie trat einen Schritt zurück und verschaffte sich fächelnd Kühlung. Also wirklich, dachte sie, nach all den Jahren stürze ich mich noch immer ohne nachzudenken ins Getümmel und verbrenne mich, weil ich meine Nase überall reinstecke .
    Allerdings trug sie ihre Narben im Inneren. Was war eigentlich das Gegenstück zu einer Narbe, fragte sich Claire. Sie holte das Blech aus dem Ofen und starrte die runden, aufgeplusterten Teigmonde in sauberen Reihen an. Die erinnerten sie an das leere Antlitz Unserer Lieben Frau. Das ist es, dachte sie und machte den Ofen wieder zu. Das Gegenstück zu einer Narbe war einfach die Leere, die zurückblieb, wenn man etwas oder jemandem das Herz herausriss.
    Sie brach ein Plätzchen entzwei und verschlang die dampfenden Stückchen mit vier Bissen. Dazu trank sie noch mehr Kaffee, wartete darauf, dass ihr Käseauflauf fertig wurde, und ließ die Kekse abkühlen. Sie überlegte sich, dass sie vielleicht eine Liste mit all den Wertgegenständen anlegen sollte, die sie besaß. Da war zum einen Icicle, ihn zu verkaufen würde ihr aber das Herz brechen. Dann

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