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Das Geheimnis der Salzschwestern

Das Geheimnis der Salzschwestern

Titel: Das Geheimnis der Salzschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Baker
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Claire und kam gleich zur Sache. »Warum?«, ertönte ihre Stimme.
    Einen Moment lang überkam Dee Panik. Für so ein unscheinbares Wort klang dieses »Warum« ziemlich bedeutend. Was wollte Claire da bloß wissen, fragte sich Dee, und ihr Verstand raste. Wie oft Dee in letzter Zeit in ihr Zimmer geschlichen war und ihren Ring anprobiert hatte? Oder warum sie das fortgeschrittene Stadium ihrer Schwangerschaft verheimlicht hatte? Als wollte es auch gerne etwas dazu sagen, versetzte das Kind ihr in diesem Moment einen Tritt, und Dee verlagerte das Gewicht, damit Claire nichts merkte. Sie ließ den Kopf hängen. In Wirklichkeit wusste sie ganz genau, worum es Claire ging. Sie fragte sie nach Whit. Außer der Wahrheit hatte Dee ihr nichts zu bieten. Mit zitternder Stimme sprach sie sie aus: »Ich dachte, dass er mich vielleicht liebt.«
    »Und du hast wahrscheinlich auch geglaubt, dass du ihn liebst, oder?«, erwiderte Claire. Ihre Lippen bewegten sich kaum, sie hielt die Schultern gerade. Zum ersten Mal wurde Dee klar, dass Claires Körperhaltung immer der einer Reiterin entsprach – kerzengerade aufgerichtet, stets dazu bereitet, an den Zügeln zu ziehen, falls es nötig war. Dee fragte sich, ob das wohl ihre natürliche Haltung oder eine Nebenwirkung des Lebens an Whits Seite war. Sie dachte über Claires Behauptung nach. Hatte sie wirklich gedacht, dass sie Whit liebte? Diese Frage war einfach zu beantworten, tatsächlich war es die einfachste von allen. »Ja«, gab sie zu. Wieder verlagerte sie ihr Gewicht. Wenn Claire hier Fragen stellen durfte, dachte sie, dann konnte sie das auch. »Und was ist mit Ihnen? Haben Sie ihn geliebt, als Sie ihn geheiratet haben?«
    Claires Kopf fuhr herum: »Was?« Dieses Wort klang ganz anders als das Warum. Es war ein Vorwurf, ein »Wie kannst du es nur wagen«.
    Dee rutschte in der Bank ein Stück nach links. »Es ist nur … also, ich hab gehört, dass Sie mal in Pater Stone verliebt waren, und ich frage mich einfach, ob Sie Whit wohl auch so geliebt haben.« Sie ballte die Hände zu Fäusten und hielt den Atem an.
    Claire schien Dees Worte abzuwägen. Als sie wieder sprach, ging es aber nicht um die Fragen ihrer Vergangenheit. Sie lehnte sich vor, und ihre Stimme war jetzt so leise, dass sie beinahe flackerte. »Ich weiß, dass du in meinen Sachen rumgeschnüffelt hast«, offenbarte sie. »Beim nächsten Mal ziehst du besser die Vorhänge zu.«
    Dee rieb über das schöne Holz der Bank und suchte mit den Fingerspitzen nach einer Spalte oder einem Riss, in dem sie sich verkriechen konnte. Verdammt noch mal, sie würde auf gar keinen Fall vor Claire in Tränen ausbrechen. »Was wollen Sie von mir?«, fragte sie schließlich, aber noch bevor Claire etwas sagen konnte, stieg die Antwort in Dee auf wie die Schwingungen einer riesigen Glocke, so mächtig, dass sie sich fragte, ob nicht die halbe Stadt sie auch hörte. Dein Baby.
    Atemlos lehnte sie sich zurück. Natürlich. Es war so offensichtlich. Claire wollte immer genau das, was sie nicht haben konnte – Kinder, Whit, als er mit ihrer Schwester befreundet gewesen war, Ethan, der doch zu Gott gehörte. Und Dee könnte wetten, dass es Claire überhaupt nicht scherte, wie sie sich das alles beschaffte. Dee verschränkte die Arme und stand auf. »Wir können jetzt gehen.« Das Baby gluckste und drehte sich, und Dee legte sich die Hand auf den Bauch, als wolle sie zum ersten Mal mit ihrem Kind sprechen und ihm versichern, dass alles gut gehen würde. Sie selbst war davon allerdings nicht so überzeugt.
    »Und, hast du deine Antwort?« Claires Stimme versetzte ihr einen Stoß, wie ein Spatenstich in der Erde. Dee drückte die Schultern durch und wappnete sich. Sie würde nicht zulassen, dass Claire – oder irgendjemand sonst – sie je wieder überrumpelte. Jetzt nicht mehr.
    »Sicher«, sagte sie. »Fürs Erste.«

K APITEL 21
    E nde Juni brach der Sommer endlich mit voller Macht herein, wie eine strahlende Flagge, die man den Winter über viel zu eng zusammengerollt hatte. Seegras, Erbsenblüten, Kletterrosen, Zecken, Mäuse und selbst Maulwürfe steckten langsam die Nase aus der fruchtbaren schwarzen Erde und schnupperten an der neuen Jahreszeit. Als wollte sie den Sommereinbruch feiern, bildete sich die erste Salzkruste besonders früh in den Ostbassins und verwandelte sie von Schlammpfützen in mit weißer Zartheit überzogene Becken.
    Jo konnte dieses Geschenk jedoch gar nicht richtig genießen. Ihre Ersparnisse waren

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