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Das Geheimnis der Salzschwestern

Das Geheimnis der Salzschwestern

Titel: Das Geheimnis der Salzschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Baker
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schneller als sie.
    »Claire, lass uns morgen reden«, murmelte er und fuhr mit dem Finger an ihrem Kiefer entlang.
    Sie versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken. Sie wusste bereits, dass sie gern ein langes Brautkleid wollte, aber das würde jetzt wohl eher elfenbeinfarben werden. »Okay«, sagte sie, zu glücklich, um noch irgendetwas hinzuzufügen. Er ging davon, ohne sie noch ein letztes Mal zu küssen, wie sie sich das eigentlich gewünscht hätte, aber das sah sie ihm gerne nach. Immerhin lag ja nun ein ganzes Leben voller Umarmungen vor ihnen.
    Am nächsten Nachmittag wartete sie ganz früh in den Dünen auf ihn. Sie biss sich auf die Lippen, damit die ein wenig Farbe annahmen und rosig schimmern würden, wenn Ethan sie küsste. Sie hoffte, der Ring würde ihr gefallen.
    Aber irgendetwas stimmte nicht. Ethan streifte nur ihre Wange mit seinen Lippen, und zwar viel flüchtiger als sonst. Er beugte sich nicht vor, um ihren Nacken mit seinen Fingern zu umfangen oder sie eng an sich heranzuziehen. Tatsächlich küsste er sie eher so wie ein Bruder eine Schwester. Verwirrt ließ sich Claire neben ihm in den Sand sinken.
    »Bevor ich auf etwas anderes zu sprechen komme, möchte ich dir gerne sagen, wie unglaublich schön es gestern Abend war«, begann er. »Das war alles, was ich mir je ausgemalt hatte. Sogar noch viel mehr. Claire, da unter dem Birnbaum kam es mir wirklich so vor, als wäre dieser gemeinsame Moment mit dir ein Zeichen gewesen.«
    Sie errötete und starrte auf ihre Tennisschuhe hinunter. Bei Tageslicht konnte sie kaum fassen, an was für Stellen sie sich von ihm hatte küssen lassen und welche Winkel seines Körpers ihre Lippen erkundet hatten. Sie streckte die Hand aus, strich ihm übers Haar und fragte sich, wann sie wohl wieder so zusammen sein konnten. »Ich liebe dich«, sagte sie.
    Er zog ihre Hand weg. »Lass mich doch bitte ausreden. Ich habe dir etwas sehr Schwieriges zu sagen.«
    Ihr Herz hörte auf zu klopfen. Es hörte auf, überhaupt irgendetwas zu tun. Es war ein wirklich unheimliches Gefühl, als würde sie an Ort und Stelle sterben, aber ohne sich von hier wegzubewegen. Sie sah, wie sich die Wolken über ihr zu immer neuen Formen zusammenfanden.
    Ethan beugte sich vor und ließ den Kopf auf die Knie sinken. »Du weißt ja, wie wichtig mir die Kirche immer war, eines weißt du aber nicht – dass ich nämlich schon seit Monaten darüber nachdenke, Priester zu werden. Was mich bisher zurückgehalten hat, war der Gedanke, dich zu verlieren. Ich hab mich sogar beim Priesterseminar beworben, habe aber nie etwas von denen gehört, und als ich während der Saison auf See war, konnte ich die ganze Zeit an nichts anderes denken als an dich. Das hab ich für ein Zeichen gehalten. Letzte Nacht war ich mir so sicher: Heute wollte ich dir einen Antrag machen. Aber dann habe ich auf dem Heimweg noch in St. Agnes vorbeigeschaut, und Pater Flynn hat mir das hier gegeben.«
    Er zog einen zusammengefalteten Brief mit Siegeln und einem Wappen hervor. Claire nahm ihm das Schreiben aus der Hand und bemerkte dann, dass sie versuchte, es verkehrt herum zu lesen. Ethan drehte es für sie um. Eine Bestätigung über seine Aufnahme ins Seminar. Ethan hatte sich im Februar beworben, so um den Valentinstag herum.
    »Das verstehe ich nicht«, murmelte sie mit tauben Lippen und ignorierte einfach, was sie da in der Hand hielt.
    Ethan seufzte. »Claire, mit dir zusammen zu sein war so wunderbar, wie ich es mir immer vorgestellt hatte. Es ähnelte fast einem Gebet, aber als Pater Flynn mir diesen Brief gab, wurde mir klar, dass es eben kein Gebet war, und ich glaube wirklich, dass ich eher dazu berufen bin.«
    Sie vergrub eine Hand im Sand. »Glaubst du das nur, oder weißt du es?«
    »Ich weiß es. Glaub mir Claire, für mich ist das genauso schwer wie für dich.«
    Sie unterdrückte ein Aufschluchzen. »Das kann ich mir kaum vorstellen.«
    Er ließ den Kopf hängen. »Wenn ich zusage, geht es schon nächste Woche los.« Seine Finger deuteten auf eine Zeile im Brief. »Die würden mir sogar ein Vollstipendium geben. Das ist eine einmalige Chance.«
    Man konnte sich in den Dünen an nichts anlehnen. Da gab es keine Felsbrocken, kein splittriges Treibholz. Nur Sand und spitze Gräser. Claire beugte sich über ihre Beine. »Wo?«
    Ethan atmete tief durch. »In Kalifornien.« Das war so weit weg, dass es etwas Endgültiges hatte. Seine Stimme klang weicher: »Jetzt sei doch mal ehrlich. Wenn ich hierbleiben und jedes

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