Das Geheimnis der schönen Catherine
mit dem lieben Geld? Bedauerlich. Aber von mir wirst du keinen Penny bekommen, du kannst also ruhig mit dem Theater aufhören, Amelia.« Amelia gab die sorgenvolle Miene auf. »Du bist nichts als ein erbärmlicher Pfennigfuchser, Hugo!« Er verneigte sich gelangweilt, schlenderte ein Stück von ihr weg und sah den Tanzenden beim Cotillon zu. Seine Schwägerin warf ihm wütende Blicke nach. Der Anblick, den Hugo an diesem Abend bot, war nicht nach ihrem Geschmack. Sein Haar war viel zu kurz geschoren und ohne jede Raffinesse einfach nach hinten gekämmt, sein Kragen nicht breit genug, um modisch zu sein. Und dann dieser Frack! Er saß zwar tadellos, war aber so dunkel, dass Hugo darin wirkte, als würde er Trauer tragen. Besonders, wo er auch noch schwarze Kniehosen angezogen hatte. Doch war es nicht die Kleidung an sich, mit der er der Familie Schande machte. Er selbst war das Problem. Diese Schultern … Amelia schauderte unwillkürlich. Eher wie ein Landarbeiter als ein Gentleman! Und sein Teint, den er unbekümmert Wind und Sonne aussetzte, so dass er fast schon vulgär braun gebrannt war. Als ihr Blick auf die hinter seinem Rücken verschränkten Hände fiel, zuckte sie zusammen. Er hätte wenigstens Handschuhe überziehen können! Diese furchtbaren Hände mit all den grässlichen Schwielen und Narben legten ein beredtes Zeugnis davon ab, dass ihr Schwager seine Jugend mit körperlicher Arbeit verbracht hatte. Sie wandte den Blick von seinen Händen ab und konzentrierte sich auf seinen Geiz. »Nicht jeder mag sein Leben in mönchischer Klausur und selbst gewählter Armut verbringen, Hugo. Wir haben Ausgaben, Thomas und ich. Es ist teuer, ein respektables Leben zu führen. Du …« Verächtlich nahm sie noch einmal seine schlichte Kleidung in Augenschein. »Du hast ja keine Ahnung, welche Ausgaben ein Gentleman wie Thomas zu tätigen hat.« Die schwache Betonung, die sie auf das Wort Gentleman legte, war unmissverständlich. Aber Hugo machten derartige Anspielungen schon lange nichts mehr aus. Sie wollte ihn nur daran erinnern, dass in seinen Adern Kaufmannsblut floss. Seine Mutter war die zweite Frau des alten Lord Norwood gewesen, eine reiche Bürgerliche. Lady Norwood fuhr fort: »Wie auch immer, Hugo, Thomas hat als Lord Norwood bestimmte Pflichten zu erfüllen. Er hat ein Recht auf sein Erbe. Und du darfst ihm nicht vorenthalten …«
»Das Erbe, das Thomas angetreten hat, meine Liebe«, unterbrach Hugo sie mit schneidender Stimme, »bestand lediglich aus einem schandbar heruntergewirtschafteten Gut, einem verfallenden Landsitz, auf dem bis unters Dach Hypotheken lasteten, und einem Berg von Schulden. Dass Thomas überhaupt etwas geerbt hat, verdankt er weder meinem Vater noch deinem Mann, sondern jenem weitsichtigen Vorfahren, der den Fideikommiss eingerichtet hat. Wäre das Land nicht unveräußerlich, hätten mein Vater und mein Halbbruder auch das noch verspielt.« Amelia wand sich unbehaglich. »Das weiß ich. Können wir das nicht einfach vergessen? Jetzt ist alles anders, du bist zurück und kannst …« Ihre Stimme verlor sich, als sie das Funkeln in seinen Augen sah.
Sie spielte mit ihren Fingerringen. »Es tut mir natürlich Leid, was dir passiert ist, aber schließlich ist es dir nicht allzu schlecht ergangen …«
»Davon hast du keine Ahnung …«
»… und du bist zu einem Vermögen gekommen. Ich bin mir sicher, dass du Thomas’ Schulden – und meine – begleichen könntest, ohne den Verlust des Geldes auch nur zu bemerken.
Schließlich sind wir doch deine Familie.« Sie wagte es nicht, ihm ins Gesicht zu schauen. Er presste die Lippen aufeinander. »Ach ja? Dieses … dieses Gefühl familiärer Verbundenheit … ehrt dich natürlich. Aber ich werde nicht für Thomas’ Schulden aufkommen. Und für deine auch nicht.«
»Nein. Von dir kann niemand Hilfe erwarten …«
»Ich habe die Familie vor dem Bankrott und dem Schuldgefängnis gerettet, falls du dich erinnerst. Und ich habe wiederholt erklärt, dass ich Thomas gern zeige, wie er das Gut leiten und …«
»Das glaube ich dir aufs Wort – damit du einen Kaufmann aus ihm machen kannst, wie du selbst einer bist!« Amelia rümpfte empört die Nase. »Wie Thomas dann allerdings eine gute Partie machen soll, ist mir ein Rätsel!« Hugo sah regungslos über sie hinweg. »Wenn du Thomas wirklich helfen wolltest, würdest du ihm eine größere Summe schenken. Er würde seinen Weg schon gehen.
Und du müsstest dir nie wieder Gedanken um
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