Das Geheimnis der schönen Catherine
»Nicht, dass das Mädchen irgendwie vulgär wäre – sie ist sanft und gefügig, aber es ist natürlich ein Geschenk des Schicksals, dass sie eine Waise ist.
Thomas wird von Anfang an über all ihren Besitz verfügen können.« Noch immer wirkte Hugo skeptisch. »Merkwürdig, dass ich davon gar nichts weiß. Wie heißt sie denn?« Amelia schürzte die Lippen. »Es geht dich zwar überhaupt nichts an, aber gut, ich will es dir sagen: Thomas umwirbt das Singleton-Mädchen.«
»Das Singleton-Mädchen? Das kann doch nicht dein Ernst sein!« Erstaunt blickte er sie an. Sie nickte stolz. Hugo schüttelte verwundert den Kopf. »Guter Gott! Ich wusste wirklich nicht, dass der Junge schon so verzweifelt ist. Rose Singleton muss doch mindestens so alt sein wie du!«
»Rose Singleton? Du vergisst wohl, dass ich kaum der Kinderstube entwachsen war, als ich geheiratet habe … und natürlich pflegt sie sich kein bisschen … Aber was hat Rose Singletons Alter … oh nein, du willst doch nicht sagen, du dachtest …« Sie lachte so sehr, dass ihr die Tränen kamen. »Rose Singleton? Und Thomas? Was für eine ulkige Idee!«
»Nach allem, was ich weiß, gibt es nur eine unverheiratete Miss Singleton. Nämlich Rose«, erwiderte er kühl. »Du hast die lang verloren geglaubten Singletons vergessen«, erklärte Amelia nüchtern und tupfte sich mit einem Spitzentuch die Tränen aus den Augenwinkeln. »Verloren geglaubte Singletons? Davon habe ich ja noch nie etwas gehört.«
»Ich auch nicht, muss ich gestehen. Aber dann kam dieses Mädchen, und Rose führt sie in die Gesellschaft ein. Ach, Hugo, sie besitzt eine Diamantenmine! Sie ist genau das, wonach Thomas gesucht hat!« Sie stopfte das Tuch wieder in ihr Ridikül. Hugo schüttelte skeptisch den Kopf. »Eine aus dem Nichts aufgetauchte Singleton, die angebliche Tochter eines Nabobs … Und du sagtest, sie sei eine Dame?«
»Nun ja, sie kommt aus keiner besonders guten Familie … aber sie ist unbestreitbar eine Dame.
Sonst würde Thomas sie nicht heiraten«, erklärte Amelia entschieden. »Das Mädchen selbst ist eine Waise, der Vater ist tot und kann keinen mehr in Verlegenheit bringen. Und es gibt eine Diamantenmine.«
»Die Erbin einer Diamantenmine«, murmelte Hugo versonnen. »Du hast das natürlich überprüfen lassen?« Amelia zuckte mit den Schultern. »Dass sie vulgäre Verwandte hat, ist klar, warum sollte ich sie also überprüfen lassen?« Er seufzte. »Ihren finanziellen Hintergrund, meine ich.«
»Warum? Du machst die Dinge immer so unnötig kompliziert.«
»Ich ziehe Tatsachen bloßen Behauptungen vor, da hast du Recht. Wenn das Mädchen so reich ist, wie du behauptest, wäre sie in der Tat ein Geschenk des Himmels für Thomas. Nun, es dürfte kein Problem sein, sie zu überprüfen. Ich habe zahlreiche Bekannte bei der Ostindien-Kompanie …«
»Das wird dir in dem Fall nichts nützen. Sie kommt aus New South Wales.« Hugo erstarrte. »Aus New South Wales? Was soll das heißen?«
»Die Mine ist in New South Wales.«
»Die Mine liegt in einer Strafgefangenenkolonie?« Amelia sah ihn verwirrt an. »Was soll daran verkehrt sein? New South Wales ist sehr groß, wurde mir gesagt.« Er schnaubte. »Eine Diamantenmine in einer Strafkolonie! Liebe Güte, stell dir doch einmal die Probleme vor, die das mit sich bringen würde – jeder arme Teufel würde ein Verbrechen begehen und hoffen, dafür nach Botany Bay deportiert zu werden und ein Vermögen mit Diamanten zu machen. Die Gerichte hätten noch mehr zu tun als heute schon.
Nein, nein, Amelia, du musst dich täuschen.«
»Nein, ich irre mich nicht. Sie kommt ganz bestimmt aus New South Wales, Hugo.«
»Eine Diamantenmine in New South Wales!«
wiederholte er aufgebracht. »Das ist völlig ausgeschlossen!« Verärgert schürzte sie die Lippen. »Dir wäre das natürlich lieber«, erklärte sie spitz. »Aber erst kürzlich wurden im Landesinneren ganz unglaubliche Gebirge entdeckt. Warum also nicht auch Diamanten?«
»Die ganze Geschichte ist doch an den Haaren herbeigezogen.« Amelia zuckte schmollend mit den Schultern und schwieg. Hugo überlegte. »Ich würde sehr gerne die Eigentümerin einer Diamantenmine in New South Wales kennen lernen«, sagte er schließlich. »Mit dir hat das alles nichts zu tun, Hugo! Wenn du möchtest, dass Thomas eine angemessene Partie macht, dann kehre zurück nach Yorkshire. Mit deiner ungehobelten Art wirst du das Mädchen nur vergraulen.«
»Sie ist doch heute Abend
Weitere Kostenlose Bücher